Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 38: Bergstraße (1994)
Nr. 8 Lorsch, Klosterkirche 10.-11.Jh.
Beschreibung
Einzeiliges Inschriftenfragment aus rotem Sandstein. Laut Inventar des Hess. Landesmuseums Darmstadt (Nr. 1890,178) wurde der Stein in der Klostermauer gefunden.1). Der Stein ist unmittelbar über der Inschrift und auch an den übrigen drei Seiten abgeschlagen worden. Es läßt sich deshalb nicht klären, ob über dem heute erhaltenen Text weitere Zeilen vorhanden waren. Der Raum unterhalb der Inschrift bis zur Kante des Steins ist 3 cm breit. Unter dem noch vorhandenen Text folgte deshalb wahrscheinlich keine weitere Zeile mehr. Der Worttrenner besteht aus einem einfachen Punkt.
Maße: H. 8, B. 30, Bu. 2,8 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
[...]EIUT · PRI[N ...]
Anmerkungen
- Auf den Inventareintrag machte mich freundlicherweise Herr Peter Feldmann, Bad Homburg, aufmerksam.
- Vgl. den Kommentar zu Nr. 7 und die dort genannten Beispiele.
Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 8 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0000805.
Kommentar
Da nicht mehr erkennbar ist, ob über dem Text Kürzungszeichen angebracht waren, gibt es mehrere Möglichkeiten, die ersten vier Buchstaben des Fragments zu Worten zu ergänzen. Wenn man eine nur unregelmäßige Worttrennung annimmt, kann [...]EI UT gelesen werden. EI wäre in diesem Falle als Genitiv- oder Dativendung eines Wortes der e-Deklination, als Genitivendung eines auf -eus endenden Wortes der o-Deklination oder als Demonstrativpronomen aufzufassen. Rechnet man mit dem Vorhandensein von Kürzungsstrichen, so sind auch andere Auflösungen möglich, z.B. [V]E(N)IU(N)T.
Die Buchstaben zeigen einige Besonderheiten. Beim E ist der Mittelbalken kürzer als der obere und der untere Balken. Es trägt an diesen deutlich ausgezogene Dreieckssporen, während bei den anderen Buchstaben keine Sporenansätze zu erkennen sind. Das N, von dem man nur eine Hälfte sieht, ist mit einer sehr schmalen Linksschräge versehen. Die Cauda des R, die weit außen am Bogen ansetzt, besteht nur aus einem feinen Strich. Die Verwendung von U bietet zusammen mit dem zwischen T und P erkennbaren Worttrenner ein wichtiges Datierungskriterium. Da in karolingischer Zeit weder U noch Worttrenner vorkommen, muß die Inschrift dem 10. oder 11. Jahrhundert angehören.2) Eine genauere zeitliche Einordnung ist bei dem geringen Buchstabenbestand jedoch nicht möglich.