Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 4 Lorsch, Klosterkirche E.9.Jh.

Beschreibung

Fürbitte auf der Innenseite des Deckels eines verlorenen Steinsarkophages, der im Jahr 1819 aufgefunden wurde.1) Die hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein ist heute an der Ostwand der ehemaligen Klosterkirche aufgestellt. In dem eingetieften Feld befindet sich ein flach reliefiertes Kreuz, dessen Fuß sich verjüngt, während die drei übrigen Kreuzarme dreigeteilte, verbreiterte Enden aufweisen. Zwei Zeilen der Inschrift sind auf dem Querarm angebracht und nur das letzte Wort steht auf dem Längsbalken. Das Kreuz ist in Form eines Vortragekreuzes gearbeitet.

Maße: H. 168, B. 69, Bu. 2-4 cm.

Schriftart(en): Karolingische Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. CHR(IST)Ea) RESVSCITAb) ME · / IN RESVRRECTIONEc) · / IVSTO/RVM ·

Übersetzung:

Christus, laß mich auferstehen bei der Auferstehung der Gerechten.

Kommentar

Der Text der Inschrift ist aus einem Teil des 40. Psalms und aus dem Schluß von Kapitel 14,14 des Lukasevangeliums zusammengesetzt.2)

Die Inschrift ist sorgfältig ausgeführt. Die Dreieckssporen an den Hastenenden sind deutlich ausgeprägt. Das A läuft spitz zu und zeigt keine Linksschrägenverstärkung. Diese fehlt auch bei M, N und V. Das C ist rund, zeigt aber nur in RESVRRECTIONE ebenso wie das kreisrunde O eine deutliche Bogenverstärkung. Beim S fehlt eine Verstärkung des Bogens. Das R ist schmal und weist eine völlig gerade Cauda auf. Die Zeilenenden sind durch Dreieckspunkte gekennzeichnet.

Abgesehen von C, M, N und O sind die Buchstaben schlanker und gestreckter als in der capitalis quadrata. Von dieser unterscheiden sie sich auch durch das Fehlen der Linksschrägenverstärkung sowie beim R durch die gerade Cauda. Bogenverstärkungen finden sich bei den entsprechenden Buchstaben nur vereinzelt. Da die genannten Merkmale und eine damit einhergehende zunehmende Abweichung von dem klassischen Vorbild bei der karolingischen Kapitalis ab dem letzten Viertel des 9. Jahrhunderts zu beobachten sind,3) läßt dies eine Einordnung der Inschrift in jene Zeit zu.4)

Textkritischer Apparat

  1. Griechische Buchstaben, Bestand XPE mit Kürzungszeichen.
  2. C mit eingestelltem I.
  3. R mit eingestelltem E und T mit untergestelltem I.

Anmerkungen

  1. Wagner/Schneider, Stifte II 507f.
  2. Ps. 40,11: „Tu autem Domine ... resuscita me ...“; Lc. 14,14: „retribuetur enim tibi in resurrectione iustorum.“
  3. Vgl. Einleitung 5.1.; zum Vergleich siehe etwa die Inschrift für den Augsburger Bischof Witgar bei Lebek, Witgar 73-85; die Inschrift der Adda († letztes Viertel 9. Jh.), CIFM 1,1 (Poitiers) Nr. 84, 102f. mit Taf. XVII, Abb. 35; die Restaurationsinschrift des Grabes des hl. Cesarius in Arles von 883, CIFM 14 (Bouches-du-Rhône) Nr. 47, 84f. mit Taf. XXVII, Abb. 56; die Grabinschrift des Subdiakons Arnulf (892) CIFM 16 (Drôme) Nr. 24, 127 mit Taf. XLII, Abb. 86; vgl. auch Bauer.
  4. Zum möglichen Zusammenhang dieser Inschrift mit dem „Geroh-Stein“ vgl. Nr. 6.

Nachweise

  1. Falk, Lorsch 189.
  2. Wagner/Schneider, Stifte II 507.
  3. Adamy, Lorsch S. 36.
  4. Kraus, Inschriften II 88, Nr. 194.
  5. Dammann, Kdm. 212.
  6. Bauer, Mainzer Epigraphik 22.
  7. Behn, Karolingische Klosterkirche 104.
  8. Jacobsen, Torhalle 53, Nr. 26.
  9. Neumüllers-Klauser, Corvey 131f.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 4 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0000403.