Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 236 Zwingenberg, Evangelische Kirche 1622

Beschreibung

Epitaph für Anthonius und Saulus, zwei Kinder des Pfarrers Tobias Plaustrarius. Die rechteckige Tafel aus rotem Sandstein ist außen in die Südwand des Langhauses eingemauert. Oben wird ein Bibelspruch (A), dessen oberste Zeile vollständig zerstört ist, von zwei Wappen flankiert. Das rechte Wappen ist bereits völlig abgewittert. Darunter folgt die Grabinschrift (B), bei der die Zeilen sechs und sieben stark beschädigt sind. Die übrigen Zeilen sind vor allem am linken Rand in Mitleidenschaft gezogen worden.

Ergänzt nach Möller.

Maße: H. 96, B. 90, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. A

    [SINITE PARVULOS VENIRE AD ME] / MAR Xa)1)

  2. B

    LIBERI M(AGISTRI) TOBIAE PLAUSTRARII PAST(ORIS) / ZWINGENBERG(ENSIS) ET REBECCAE AN/GELICAE CONIUGUM HIC DORMIUNT / ANTHONIUS MORTUUS IIII FEB(RUARII) AN(NO) / MDCXIX VIXERAT A(NNOS) II M(ENSES) XI D(IES) XXIIII / [SAU]LUS MORTUUS XVI IULII ANNO / [MDCX]XII VIXERAT A(NNOS) X M(ENSES) XI D(IES) II

Übersetzung:

Lasset die Kinder zu mir kommen. Markus 10.(A)

Hier ruhen die Kinder der Ehegatten Magister Tobias Plaustrarius, Pfarrer zu Zwingenberg, und Rebecca Angelika.2) Anthonius starb am 4. Februar 1619. Er lebte 2 Jahre, 11 Monate und 24 Tage. Saulus starb am 16. Juli 1622. Er lebte 10 Jahre, 11 Monate und 2 Tage.(B)

Wappen:
Plaustrarius; unkenntlich.3)

Kommentar

Auffällig an der Kapitalis ist die Verwendung von U, die sich auch bei zwei anderen von Tobias Plaustrarius gesetzten Inschriften feststellen läßt.4)

Plaustrarius war seit 1615 in Zwingenberg als Pfarrer tätig. Er wechselte 1622 nach Oppenheim.5) Dies dürfte auch ein Grund dafür gewesen sein, warum er nach dem Tode des Saulus für seine beiden in Zwingenberg verstorbenen Kinder ein Epitaph errichten ließ.

Textkritischer Apparat

  1. MAR X ist von Möller ausgelassen worden.

Anmerkungen

  1. Mc. 10,14.
  2. Zur Namensform vgl. Nr. 222.
  3. Das zweite Wappen wurde von Dammann, Kdm. 287 noch gesehen, aber nicht beschrieben. Es dürfte sich um das Wappen der Frau gehandelt haben, das einen geflügelten Engelskopf zeigt, vgl. dazu Nr. 219.
  4. Vgl. Nr. 211 und Nr. 222; zur Verwendung von U vor 1650 vgl. Nr. 193.
  5. Vgl. dazu Busch, Grabmäler 48 und bei Nr. 222.

Nachweise

  1. Möller, Zwingenberg 159.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 236 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0023602.