Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 200 Zwingenberg, Evangelische Kirche nach 1585, vor 1601

Beschreibung

Epitaph des Methusalem Arnold und seiner Familie. Das Epitaph aus gelbem und rotem Sandstein ist heute außen in der Westwand rechts neben dem Haupteingang eingemauert. Im Aufsatz befinden sich unter einem völlig verwitterten Giebel zwei Vollwappen und dazwischen unter einer Arkade das Brustbild eines bärtigen Mannes mit Hut. Durch ein Gesims abgesetzt folgen auf einer Tafel eine Grabschrift (A) und ein Grabgedicht (B), die nicht voneinander abgegrenzt sind. Darunter ist auf einer weiteren Tafel die Grabschrift (C) für die Familie des Methusalem Arnold angebracht. Die Inschriften sind vor allem am linken und am unteren Rand stark von Abwitterung betroffen. Die Ergänzungen sind nach der Lesung von Möller gegeben. Möller hat an einigen Stellen Kürzungen aufgelöst, ohne den vorhandenen Buchstabenbestand zu vermerken, der dort hypothetisch hergestellt wird.

Ergänzt nach Möller.

Maße: H. 174, B. 85, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. A

    EPITA[PHIVM IOH(ANNIS)] (ET) IACOBIa) ARNOLDORV(M) [FILIORV/M] MA[T]HVS[AL]EMI ARNOLDI MARPVRGANI CONCION[ATORIS / IB]IDE(M) [AD 10 ANNOS] POSTEA HVI(VS) ECCL(ES)IAE PASTORIS AB A(NN)O [CHR(IST)Ib) / 15]6[4] AD ANNV(M) 15〈...〉c) qVO IN D(OMI)NO ObDORMIVIT [DIE 〈..〉]

  2. B

    HIC POST [MOE]STA SVA FRATRES dVO FATA qVIETE[M]VIPOTE [IOH]ANNES ATQVE IACOBVS HABENTH[OS HORVMQVE] PIAM MATREM MALA PESTIS ADEMIT[QV]AE [PLACID]E IN S[AC]RA CVM TRIBVS AEDE CVBATHI S[VNT ARNOL]DI DVLCES PASTORIS ALVMNIQV[OS EX ORTH IACA]d) STIRPE CVBILE DEDIT[HOSCE SECVTVRVS MATVRO TEMPORE VITAEPRAEMISIT CEL]EBRIS RELLIGIONE PATER

  3. C

    [IO]HANNIS PRIMOGENIT(VS) OBIITe) ANNO ChR(IST)I 68 AETATIS 10MO / IACOBISf) 68 AETA(T)IS 8VO VRSVLA FILIA 68VO AETATIS 6TO / ChASPARVS MARPVRGI 64TO AETATIS PRIMO / IOSEPhVS PHI(LOSOPHI)AE CANDIdAT(VS) hEIDELB(ERGENSIS)1) 85TO AETAT(IS) [19TO] / CATHARINA hORV(M) MATER CVM qVINTO FILIO IN VTER[O] / OBYT AN(N)O ChR(IST)I 68VO AETATIS 35TO / ANNA SECVNDA (ET) 4 MAGISTRORVM MARITORVM CONIVX / EX[PI]R[A]VIT ANNO SALVTIS HVMA(NAE) 16〈..〉 / SPES SALV(S) (ET) VITA MEA CH[R(IST)E] IN REDEMPTIONE IVSTOR[VM] / [GRACIA] ET VICTORIA [CONTARCIONEM]g) MORTEM AC SAT[ANAE ...]h)

Übersetzung:

Epitaph des Johannes und des Jakobus Arnold, Söhne des Methusalem Arnold aus Marburg, der dort zehn Jahre lang Prediger war. Später war er Pfarrer dieser Kirche vom Jahre Christi 1564 bis zum Jahr 15..., in welchem er im Herrn entschlief am Tage ...(A)

Hier haben die beiden Brüder Johannes und Jakobus nach ihrem traurigen Schicksal die letzte Ruhe gefunden. Eine schwere Krankheit hat diese und ihre fromme Mutter hinweggerafft, die nun sanft mit den dreien in dem heiligen Haus ruht. Dies sind die süßen Kinder des Pfarrers Arnold, ... Diesen, die der durch seinen Glauben bekannte Vater vorausschickte, wird er nachfolgen, wenn sich die Zeit seines Lebens erfüllt hat.(B)

Johannes, der Erstgeborene, starb im Jahre Christi 1568 im Alter von zehn Jahren, Jakobus starb im Jahre 1568 im Alter von acht Jahren, die Tochter Ursula starb im Jahre 1568 im Alter von sechs Jahren, Caspar starb in Marburg im Jahre 1564 im Alter von einem Jahr, Joseph, Kandidat der Philosophie in Heidelberg, starb im Jahre 1585 im Alter von 19 Jahren, und Catharina, die Mutter dieser Kinder, starb, mit dem fünften Sohn schwanger, im Jahre Christi 1568 im Alter von 35 Jahren. Anna, die zweite Frau (des Methusalem) und Gattin von vier Magistern, verstarb im Jahre des irdischen Heils 16... Meine Hoffnung, mein Heil und mein Leben, Christus, bei der Erlösung der Gerechten ...(C)

Versmaß: Vier Distichen.

Wappen:
Arnold? (Brustbild einer geflügelten Frauengestalt mit Blumen in den Händen, Wiederholung in der Helmzier);? (Blume, Helmzier: Brustbild einer Frau mit Blumen in den Händen).

Kommentar

Bei den Inschriften sind b, d, h und q als Minuskeln eingestreut worden. Die Ligaturen AR, OR, VR und AE kommen gehäuft vor.

Methusalem Arnold war von 1555-1564 Pfarrer in Marburg, kam dann nach Zwingenberg und wurde 1597 emeritiert. Er starb 1601.2)

Wann das Epitaph hergestellt wurde, läßt sich nicht genau ermitteln. Der terminus post quem ist das späteste in der Inschrift genannte Datum, das Todesjahr des Sohnes Joseph 1585. Das Ende der Amtszeit des Methusalem Arnold ist offengelassen und nur eine 15 geschrieben worden. Das Epitaph wurde also zu Lebzeiten des Pfarrers angefertigt, und es liegt nahe, seine Entstehung vor der Emeritierung 1597 anzunehmen, als Arnold noch davon ausgehen mußte, daß das Ende seiner Tätigkeit mit seinem Tode zusammenfallen werde. Andererseits wurde bei dem ebenfalls offengelassenen Todesdatum seiner zweiten Frau Anna bereits eine 16 für das Jahrhundert geschrieben, was sich mit den oben angestellten Überlegungen kaum in Einklang bringen läßt. Die Inschrift für Anna könnte allerdings auch noch kurz vor dem Tode Arnolds nachgearbeitet worden sein. Die Zeile mit dem Todesdatum Catharinas, der ersten Frau Arnolds, ist im Gegensatz zu allen anderen Zeilen an beiden Seiten stark eingerückt und vielleicht als Abschluß der Inschrift gedacht gewesen. Die Schrift selbst gibt aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes des Steins keine Anhaltspunkte für die Lösung dieses Problems.

Aus der Inschrift ergibt sich, daß im Pestjahr 1568 drei Kinder und die erste Frau Arnolds der Seuche zum Opfer fielen.3)

Textkritischer Apparat

  1. I hochgestellt.
  2. CHRISTE Möller.
  3. Der freigelassene Platz ist sehr groß, so daß hier vermutlich auch noch der Todesmonat eingefügt werden sollte.
  4. Hier liegt möglicherweise ein Lesefehler Möllers vor. In dieser Form gibt der Satz inhaltlich keinen Sinn.
  5. T mit eingestelltem I.
  6. Sic statt IACOBVS.
  7. Fehllesung Möllers oder Steinmetzfehler.
  8. Die letzten beiden Zeilen waren bereits zur Zeit Möllers völlig unlesbar.

Anmerkungen

  1. Er wurde am 16. Aug. 1581 in Heidelberg immatrikuliert, vgl. Toepke, Heidelberger Matrikel II 102 Nr. 111.
  2. Vgl. Diehl, Hassia sacra 1, 77, der aber entgegen der Inschrift angibt, Arnold sei bereits 1563 nach Zwingenberg gekommen.
  3. Zur Pest in Zwingenberg vgl. Möller 219.

Nachweise

  1. Möller, Zwingenberg 157f.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 200 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0020003.