Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 170† Hirschhorn, Karmeliterkirche 1581

Beschreibung

Epitaph des Ritters Philipp Friedrich von Hirschhorn. Das im vorigen Jahrhundert abgebrochene Epitaph stand früher in der Annakapelle.1) Die Inschriftentafel mit einer Grab- (A) und einer Memorialinschrift (B) wurde auf jeder Seite von acht Wappen mit Beischriften flankiert. Darüber befanden sich zwei Reliefs, die den Sündenfall und die Auferweckung des Jünglings von Nain zeigten. Links und rechts davon saßen die Figuren des Moses und Johannes des Täufers. Darüber war ein Medaillon mit zwei Vollwappen angebracht, begleitet von zwei liegenden Hirschen. Die Wappenbeischriften sind auf der Zeichnung von Wickenburg nur schwer zu entziffern.2)

Nach Wickenburg.

  1. A

    Memoriae et honori / generis nobilitate, ingenii naturaeque bonitate / et mansuetudine, morum lenitate et comitate jus=/titiae quoque et aequitatis cum erga omnes, tum / praecipue erga subditos suos, et pacis, concordiae, tran/quillitatis publicae, privataeque, et avitae honestaeque, / libertatis Germanicae, etiam pietatis sincero et con=/stanti studio ac amore praestantissimi Philippi / Friderici domini in hirschhorn ad Neccarum, anno / aetatis suae 36, Christi M.D.L.XXXI. relicto post / se filio unico friderico, ex misera hac et caduca / vita in beatam illam et aeternam, in vera jesu / Christi Redemptoris et servatoris nostri agnitione / et seria invocatione, die XXVI junii placide in / arce Zwingenberga ad Neccarum evocati, mariti / carissimi optimeque meriti conjugalis fidei, et / amoris ergo, Anastasia ab Hirschhorn nata a / Durn cum lacrÿmis in hoc Hirschhornensi oppido / M(onumentum) H(oc) P(oni) C(uravit)

  2. B

    Heus quisquis es, qui hoc legisviri monimentum nobilis,a)Philippi ab hirschhornsisb) memorparentibus mortalibuset te esse natum, et legibusmortis severae obnoxiumhaec cogitans, sic vivitoin hisce terris cum Deout post in altera queasChristi tibi parta sanguinevita beatus vivere

  3. Wappen mit Beischriften:  
    Hirschhorn, Göler, Venningen, Velberg, Heskesheim3), Kalb, Helmstat, Hutten; Dürn, Rüd4), Liebenstein, Duisgen5), Kottwitz6), Rottenhann, Heyhausen, Herreden7). 

Übersetzung:

Zum Andenken und zur Ehre der Abkunft des Adels, der Begabung und des Wesens der Güte und Milde, des Charakters der Sanftheit und Freundlichkeit, der Gerechtigkeit und auch der Billigkeit sowohl gegen alle als auch ganz besonders gegen seine Untergebenen sowie des Friedens, der Eintracht, der öffentlichen und privaten Ruhe, der althergebrachten und ehrenhaften Freiheit Deutschlands, und auch der Frömmigkeit des reinen und beständigen Eifers und der Liebe des vortrefflichsten Philipp Friedrich, Herr zu Hirschhorn am Neckar, der in seinem 36. Lebensjahr, im Jahre Christi 1581, seinen einzigen Sohn Friedrich zurücklassend, aus diesem unglücklichen und vergänglichen Leben in jenes selige und ewige Leben, in der wahren Erkenntnis und unter ernsthafter Anrufung unseres Erlösers und Retters Jesu Christi am 26. Juni auf der Burg Zwingenberg am Neckar sanft abberufen wurde, (zum Andenken und zur Ehre) des teuersten und ganz besonders um die eheliche Treue verdienten Gatten und aus Liebe zu ihm hat Anastasia von Hirschhorn, geborne von Dürn, unter Tränen in dieser Stadt Hirschhorn dieses Denkmal setzen lassen.(A)

Ach, wer Du auch bist, der dies Denkmal des adeligen Mannes Philipp von Hirschhorn liest, erinnere Dich, daß auch Du von sterblichen Eltern gezeugt wurdest und den Gesetzen des strengen Todes unterworfen bist. Indem Du dies bedenkst, sollst Du so auf dieser Erde mit Gott leben, daß Du danach im anderen Leben, das Dir durch das Blut Christi zuteil geworden ist, selig leben kannst.(B)

Versmaß: 11 iambische Dimeter.

Wappen:
Hirschhorn; Dürn.

Kommentar

Philipp Friedrich war ein Sohn Hans‘ IX. von Hirschhorn und der Anna Göler von Ravensburg.8) Seine Frau Anastasia, die er am 19. September 1569 heiratete,9) war die Tochter Hans Jakobs von Dürn und der Barbara Rüdt von Bödigheim.10) Mit ihrem Sohn Friedrich (†1632) erlosch die Familie von Hirschhorn.11) In den Jahren 1567-68 läßt sich Friedrich Philipp in den Diensten Herzog Christophs von Württemberg nachweisen.12) Möller und Lohmann geben abweichend von der Inschrift an, Philipp Friedrich sei am 26.7.1585 bzw. 26.6.1585 gestorben.13)

Textkritischer Apparat

  1. Der Vers hat eine Silbe zuviel.
  2. Sic!

Anmerkungen

  1. Milendunck, Historiae fol. 582r.
  2. Wickenburg II 79.
  3. So statt Handschuhsheim.
  4. Rüdt von Bödigheim.
  5. Statt Thüngen.
  6. Kottwitz von Aulenbach.
  7. Nach Möller, Stammtafeln AF III, Taf. CXXXV müßte hier Rosenberg stehen.
  8. Möller, Stammtafeln AF II, Taf. LXIV; Lohmann, Hirschhorn Taf. 2.
  9. Lohmann, Hirschhorn 73.
  10. Möller, Stammtafeln AF II, Taf. LXIV und AF III, Taf. CXXXV.
  11. Vgl. zu ihm Nr. 225.
  12. Lohmann, Hirschhorn 499.
  13. Wie Anm. 8.

Nachweise

  1. Wickenburg II 80.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 170† (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0017006.