Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 164† Lampertheim, Katholische Kirche 3.V.16.Jh.

Beschreibung

Epitaph(?) des Pfarrers Kepen. Das heute verlorene Epitaph wurde 1770 beim Abbruch der alten Andreaskirche am Übergang vom Chor zum Schiff entdeckt und von dem damaligen Pfarrer Bonifaz Raiber abgeschrieben.

Nach Raiber.

  1. anno d[...] mensea) may o(biit)b) honorabilis dominus Be[....] Kepe(n) plebanus in Lampertheim quam e. a.a) parochiam rexit annis XCAVCV Ludovic Henonis custos et Nicolaus Weidlich testamentarii

Übersetzung:

Im Jahre (des Herrn), ... des Monats Mai, starb der ehrwürdige Herr Be... Kepen, Pfarrer in Lampertheim, welcher Gemeinde er dort zehn(?) Jahre lang vorstand ... die Testamentsvollstrecker Ludwig Henonis, Stiftsherr, und Nikolaus Weidlich.

Kommentar

Die Wiedergabe der Inschrift durch Raiber ist offensichtlich fehlerhaft. An Stelle des unverständlichen e. a. hat vermutlich entweder nur ea oder ein lobendes Adverb gestanden.1) Unklar bleibt auch die Angabe der Amtszeit. Das überlieferte XCAVCV ist möglicherweise in drei Bestandteile zu zerlegen: X könnte für die Jahreszahl, CAV für ein vermutlich stark gekürztes und verlesenes Wort und CV für cvravervnt mit Bezug auf die beiden Testamentsvollstrecker stehen.

Ludwig Henonis ist in den Jahren 1544-45 als Vikar und Prokurator des Wormser Domkapitels belegt.2) Nikolaus Weidlich war 1563 Dekan des St. Andreasstiftes zu Worms.3) Zwar legt die Inschift nur Ludwig Henonis einen Titel bei, doch können daraus für die Zeitstellung keine Schlüsse gezogen werden. Als Vikar und Prokurator stand Henonis 1544 am Anfang seiner Laufbahn als Stiftsherr, und zu dieser Zeit muß Nikolaus Weidlich zumindest Kanonikus gewesen sein, wenn er 1563 als Dekan fungierte. Der Titel fehlt in der Inschrift vielleicht nur aus Platzgründen oder wurde vom Abschreiber ausgelassen. Die Daten bieten also nur einen ungefähren Rahmen für die Datierung des Epitaphs.

Auch die Einführung der Reformation läßt keinen Schluß auf die Entstehungszeit des Epitaphs zu. Bereits 1543 läßt sich in Lampertheim ein lutherischer Pfarrer nachweisen.4) Aus der Bezeichnung des Ludwig Henonis als Stiftsherr ergibt sich aber, daß das Epitaph erst nach 1543 geschaffen wurde. Wie das Beispiel des Kaplans Petrus Karg zeigt,5) ist es zudem möglich, daß Pfarrer Kepen erst mehrere Jahre nach dem Ende seiner Amtszeit in Lampertheim bestattet wurde. Man muß somit von einer Entstehung des Epitaphs etwa zwischen 1544 und 1575 ausgehen.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. MAYO Raiber.

Anmerkungen

  1. Vgl. die Wendungen in den Inschriften DI 29 (Worms) Nrr. 431†, 479†, 539.
  2. Die Protokolle des Wormser Domkapitels 1544-1802. Analytischer Index, bearb. von E. Schwan unter Mitw. von E. G. Franz (Repertorien des Hess. Staatsarchivs Darmstadt 34) Darmstadt 1992, 102.
  3. Schannat, Historia I 135.
  4. St. Andreas Lampertheim 19.
  5. Vgl. Nr. 127.

Nachweise

  1. Raiber, Magazin 528.
  2. St. Andreas Lampertheim 62.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 164† (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0016401.