Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 145 Hirschhorn, Karmeliterkirche (1529)/1561

Beschreibung

Epitaph des 1529 verstorbenen Ritters Engelhard III. von Hirschhorn. Das dreiteilige Epitaph aus grauem Sandstein, der Reste roter Bemalung zeigt, steht heute an der Westwand unter der Empore. Der obere Teil trägt eine siebenzeilige Grabinschrift (A), die von zwei Vollwappen flankiert wird. Im Mittelteil ist vor einem Rundbogen die Figur eines Ritters in Rüstung ohne Helm in Halbrelief dargestellt, der auf einem Löwen steht. Die Arme sind angewinkelt, und die Hände umfassen leicht die Hefte von Dolch und Schwert. Zu Füßen des Ritters liegt links der Helm. Die Zwickel des Rundbogens sind mit Blattornament ausgefüllt. Auf dem dreiseitigen Sockel befindet sich eine fortlaufende dreizeilige Fürbittinschrift (B), die vorliniert ist. Die Worttrenner sind als Kreise ausgeführt. In der Leiste über dem Sockel ist das Meisterzeichen EA eingeritzt.

Maße: H. 275, B. 90,5, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. A

    ANNO DOM(INI) 1529 VFF / FREITAG NOCH DER / HELGEN DREI KVNIG / DAG STARB · DER · EDEL / VN(D) GESTRENG HER / ENGELHART VOM / HIRSHORN RITER DER SEL GOT GENEDIG SEI

  2. B

    Oa) · HER · AVF · DICH · HOF · ICH · / O HER · ERLVS · MICH · FON · DEM · / GRAVS AMENb) · FEINDT 1561c)

Wappen:
Hirschhorn; Venningen.

Kommentar

Engelhard III., einer der drei Söhne Hans‘ VIII. und Irmgarts von Handschuhsheim,1) wurde im Jahr 1502 an der Universität Heidelberg immatrikuliert.2) Drei Jahre später heiratete er Margarete, die Tochter Georgs von Venningen.3) Um 1517 ließ er zusammen mit seinen Brüdern der Ersheimer Kapelle einen gotischen Chor anfügen.4) Mit seinem Bruder Georg trat er 1525 zur Lehre Luthers über.5) Im folgenden Jahr ist er als Faut von Heidelberg bezeugt.6)

Die Buchstaben der Inschriften stehen dicht gedrängt. Das A ist mit nach links ausgezogenem Deckbalken und einer etwas geschwungenen linken Haste gebildet, während die rechte völlig senkrecht steht. Das H trägt im Balken eine Ausbuchtung, M ist mit kurzem Mittelteil ausgeführt, das O ist mandelförmig, und das R weist eine lange geschwungene Cauda auf. Das V ist durchgängig mit einem klein darübergesetzten o gekennzeichnet. Bei Inschrift (B) ist jeweils der Anfangsbuchstabe von AVF und ERLVS als Frakturversalie ausgeführt. Die Jahreszahl 1561 gibt die Entstehung des Epitaphs an. Es zeigt in Konzeption und Ausführung starke Ähnlichkeiten mit dem Epitaph Georgs von Hirschhorn, das möglicherweise in derselben Werkstatt entstand.7) In Auftrag gegeben wurden beide Epitaphien vermutlich von dem Sohn Engelhards III., Hans IX. Er wollte damit wahrscheinlich die Memoria seines Vaters und seines Onkels sichern.

Textkritischer Apparat

  1. Ritsert (=Lohmann) und Klump haben die Inschrift (B) nicht ediert.
  2. GRAVS steht auf dem linken, AMEN auf dem mittleren Feld, wodurch das Wort auseinandergerissen wird.
  3. 1565 Siebeck. 1566 Einsingbach, Kdm. 259.

Anmerkungen

  1. Lohmann Taf. 2.
  2. Toepke, Heidelberger Matrikel I 445.
  3. Lohmann 70.
  4. Vgl. dazu Nr. 106.
  5. Zum Datum vgl. Milendunck, Historiae fol. 574v. Postina, Eberhard Billick 193, Nr. 92 und Nr. 117, Anm. 1.
  6. Lohmann 167.
  7. Vgl. dazu die folgende Nr.

Nachweise

  1. Wickenburg II 88.
  2. Ritsert, Hirschhorn 157.
  3. Klump, Hauptmomente 37.
  4. Siebeck, Inschriften 24.
  5. Lohmann, Hirschhorn 522, Anm. 9.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 145 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0014505.