Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 38: Bergstraße (1994)
Nr. 93 Schlierbach, Evangelische Kirche 1510
Beschreibung
Evangelistennamen und Meisterinschrift auf einer Glocke. Die Inschrift läuft auf dem Hals der aus Bronze gegossenen Glocke zwischen einfachen Stegen um. Die Worttrenner sind paragraphenförmig gestaltet. Die Glocke trägt keine weiteren Verzierungen.
Maße: H. 84, Dm. 90, Bu. 3 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
+ · sant · lvx · sant · marx · sant · iohanes · sant · mathevs · era) · gos · mich · pantlion · sydler · von · esslingen · anno · d(omi)ni · 1510b) ·
Textkritischer Apparat
- Sic = Ehre.
- 1470 Dammann; Einsingbach.
Anmerkungen
- Vgl. Deutscher Glockenatlas, Württemberg und Hohenzollern 27, Abb. 32.
- Vgl. Deutscher Glockenatlas, Württemberg und Hohenzollern 28.
- Vgl. Deutscher Glockenatlas, Württemberg und Hohenzollern 28-30.
Nachweise
- Dammann, Kdm. 241.
- Einsingbach, Kdm. 455.
Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 93 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0009309.
Kommentar
Die in gotischen Ziffern geschriebene Jahreszahl wurde bisher immer mit 1470 wiedergegeben. Es ist jedoch 1510 zu lesen. Die erste 1 ist als versales I gestaltet. Die 5 ist in Form eines Y geschrieben und kommt in derselben Form auf der von Pantlion Sidler 1513 für Lorch gegossenen Glocke vor.1) Die zweite 1 ist als seitenverkehrte 5 gebildet und ähnelt etwas einer 2. Da nach 1517 aber keine Glocken Sidlers mehr nachweisbar sind, kommt 1520 als Datum kaum in Betracht. Daß die Glocke nicht 1470 entstanden sein kann, zeigt ein Vergleich mit anderen Glocken Pantlion Sidlers. Die Ablösung der römischen Jahreszahlen durch arabische setzt erst 1495 ein. Ab dieser Zeit treten auf seinen Glocken als Worttrenner paragraphenartige Zeichen mit einer sehr typischen Form auf,2) die auch auf dieser Glocke zu sehen ist.
Pantlion Sidler besaß eine Gießhütte in Esslingen. Die meisten Glocken produzierte er für das Gebiet zwischen Backnang-Ludwigsburg und Hechingen. Die kleineren Glocken tragen stereotype Inschriften, die mit der oben wiedergegebenen fast wörtlich übereinstimmen. Sidler wurde vermutlich um 1460 in Esslingen geboren und starb 1521 in Heidelberg, wohin er 1517 übergesiedelt war.3)