Inschriftenkatalog: Bad-Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 87 Niederhausen, Evang. Pfarrkirche 2.H.14.Jh.

Beschreibung

Glocke mit Spruchinschrift. Hängt vorne im Glockenstuhl des romanischen Kirchturms der 12541) erstmals erwähnten, ehemaligen Wallfahrtskirche St. Mechthild. Kleine Glocke mit zwei doppelten Rundstegen auf der Schulter, dazwischen die einzeilige Inschrift. In der Mitte des Mantels zwei sich gegenüberliegende Kreuzigungsreliefs mit Maria und Johannes. Abgesehen von einem kleinen, geflickten Riß befindet sich die Glocke in einem guten Zustand. Als Worttrenner dienen Quadrangeln. Gewicht2) ca. 100 kg, Schlagton fis“ (?).

Maße: H. 50 (o. Kr.) Dm. 62, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Klemens Bender) [1/7]

  1. AVE · MARIa) + O REX · GLORIEb) · (CHRIST)Ec) · UENId) · CVM · PACEe) · AMENf)

Kommentar

Obwohl die Form der Glockenrippe, die verwendeten Kreuzigungsreliefs und der Glockenspruch an den im Kölner Raum tätigen Glockengießer Magister Sifride erinnern3), deuten alle anderen Anzeichen darauf hin, daß auch diese Glocke von seinen im Naheraum tätigen, die Model des Meisters weiter verwendenden Nachfolgern angefertigt wurde4): das fehlende Meisterzeichen, die Position der Reliefs (die sich für gewöhnlich im Inschriftenbereich befinden), die abweichende Größe der verwendeten Buchstabentypen, die bei Sifride sonst ungebräuchlichen Quadrangeln als Worttrenner, die fehlende Datumsangabe und die bei Sifride sonst nicht nachweisbare Ungeschicklichkeit in der verdrehten Anbringung der Buchstaben.

Vermutlich steht der auf zahlreichen Glocken Ende des 14. und dann im 15. Jahrhundert nachweisbare englische Gruß im Zusammenhang mit dem abendlichen Ave-Maria-Läuten5), das sich im Verlauf des 14. Jahrhunderts allgemein durchsetzte.

Textkritischer Apparat

  1. Sic! – Beginn nach Lc. 1,28.
  2. Die ersten vier Buchstaben sind spiegelverkehrt angebracht.
  3. Befund XPE mit Kürzungszeichen; P spiegelverkehrt.
  4. U steht auf dem Kopf.
  5. P spiegelverkehrt.
  6. N spiegelverkehrt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Seibrich, Entwicklung 132.
  2. Angaben nach Poettgen.
  3. Vgl. die ausführliche Zusammenstellung der Merkmale einer typischen Sifride-Glocke bei Poettgen 37ff.
  4. Vgl. die Registereinträge unter Sifride (Nachfolge-Werkstatt).
  5. So DI 1 (Main-Taubergrund) Nr. 452.

Nachweise

  1. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 314.
  2. Zimmermann, Glocken 35 (teilw.).
  3. Kdm. 315.
  4. Fritzen, Glockengießer I 84 (erw.).
  5. Poettgen, Magister Sifride 46.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 87 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0008702.