Inschriftenkatalog: Bad-Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 35 Disibodenberg, Kreuzgang Ende 1347

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Grabplatte der Agta (Agatha), erste Ehefrau des Antilman von Graseweg. Im östlichen Teil des Südflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 30), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, im oberen Mittelfeld ein erhabenes Allianzwappen mit eingeritzter Zeichnung. Die obere Leiste mit dem Wappen ist stark zerstört, die untere beinahe ganz verwittert; hinzu kommen erhebliche Beschädigungen an der rechten und linken Leiste.

Maße: H. 218, B. 96, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Heinz Straeter) [1/4]

  1. [ANNOa) / DOMINI] M · CCC · XLVII · [..... / ...EM]BRIS · O(BIIT) · DOM/[I]NA · AGTAb) · VXOR · A(N)TELMANI · [..... / .....]

Datum: August bis Dezember 1347.

Wappen:
unbekannt, Graseweg (im gespaltenen Schild rechts drei 2:1 gestellte Schildchen; links Balken, begleitet von unten und vermutlich auch oben drei 2:1 gestellten Steinen).

Kommentar

Neben der eigenwilligen OR Ligatur1) ist der Wechsel von unzialem und halbseitig geschlossen unzialem M bemerkenswert.

Die Herkunft der Verstorbenen konnte bisher nicht mit Sicherheit geklärt werden2). Ihr (heraldisch auf der vornehmeren, eigentlich dem Mann vorbehaltenen Schildhälfte stehendes) Schildchen-Wappen wird von drei geographisch weit entfernten Geschlechtern geführt: von Rappoltstein im Elsaß, von Weinsberg bei Heilbronn und von Schönecken in der Eifel; in deren Genealogien findet sich jedoch kein Hinweis auf eine Frau dieses Namens. Für die hochadeligen Rappoltsteiner spricht lediglich der seltene schwäbisch-alemannische Vorname Ag(a)t(h)a und die ranghöhere Einstufung des Frauenwappens auf der Grabplatte. Da es sich bei dem Manneswappen um das derer von Graseweg handelt3), liegt es nahe, als Ehemann der Verstorbenen den urkundlich gut bezeugten und ebenfalls auf dem Disibodenberg begrabenen Mainzer Burggrafen Antilmann von Graseweg in Anspruch zu nehmen. Von ihm waren allerdings bislang nur zwei Ehen bekannt4). Da Antilman jedoch mit seiner (bisher ersten) Frau Liepmut von Schmidburg 1354 erstmals gemeinsam urkundlich genannt wird5), steht der Annahme einer bislang unbekannten ersten, vermutlich sehr kurzen Ehe mit der Verstorbenen nichts im Wege. Darüber hinaus führt er als einziger seines Geschlechts diesen auffälligen Vornamen.

Textkritischer Apparat

  1. Aufgrund der Textverteilung beginnt die Inschrift wohl Mitte der oberen Leiste.
  2. Da an dieser Stelle mögliche Kürzungszeichen verschwunden und die Buchstaben kaum sichtbar sind, bleibt die Lesung unsicher.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 29 von 1340.
  2. Die folgenden Überlegungen basieren zum großen Teil auf freundlichen Hinweisen von Herrn Dr. Helmut Hartmann, Bechtheim.
  3. In einem je nach Person von unterschiedlich vielen Steinen belegten Schild ein mit einem Stern versehener Balken. Für ein Grasewegsches Wappen spricht zudem die Lage der Grabplatte neben zwei weiteren desselben Geschlechts, vgl. Nr. 37 und Plan Nr. 29.
  4. Beide Ehefrauen wurden auf dem Disibodenberg begraben; vgl. die Nrr. 43 von 1360 und 70 von 1388 sowie zur Person die ausführliche biographische Skizze von Pöhlmann, Antilman.
  5. Die bisher angeführte Erwähnung beider als Eheleute im Jahr 1334 beruht auf einem offensichtlichen Irrtum von Pöhlmann, Antilman 2, der einen entsprechenden urkundlichen Beleg bei Köllner, Geschichte 294f. auf Antilmann als Ehemann bezog. Dieser Nachweis bezieht sich jedoch eindeutig auf die erste Ehe der Liepmut von Schmidburg mit dem Edelknappen Wenzo Kriecheler aus Schornsheim, vgl. dazu Nr. 43 von 1360.
Addenda & Corrigenda (Stand: 16. September 2014):

Wappen: unbekannt, Graseweg (im gespaltenen Schild rechts 3:2:1 gestellte Schildchen; links Balken, begleitet von unten sechs (3:2:1) und vermutlich oben fünf (3:2) gestellten Steine).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 35 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0003501.