Inschriftenkatalog: Bad-Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 6 Disibodenberg, Kreuzgang 1.H.12.Jh.?

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Grabplatte oder möglicherweise Sargdeckel für Cuno, Adelheid und Karissima. Im Ostflügel des Kreuzgangs in den Boden eingelassen (Plan Nr. 6). Bisher unbekannt, entdeckt bei Ausgrabungen im Sommer 19851). Hochrechteckige, auffallend schmale Platte aus grauem Sandstein mit einer im oberen Mittelfeld in geringfügig vertieften Feldern eingehauenen, dreizeiligen Namensinschrift. Stark abgetreten und mehrmals gebrochen.

Maße: H. 221, B. 68, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Romanische Majuskel.

Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Heinz Straeter) [1/1]

  1. +a) CVNOb) / ADELHEIT / KARIS[SI]MAc)

Kommentar

Die etwas unsicher gehauenen Buchstaben weisen nur an den Enden des V schon dreiecksförmig verbreiterte Abschlüsse auf, A hat einen kleinen Deckstrich und bei D ziehen sich die Bogenenden beiderseits über die Haste hinaus. Als einzige unziale Buchstabenform ist einmal E zu beobachten. Die ungewöhnlichen Maße der Platte, der überwiegend kapitale, feinstrichige Schriftduktus und das seltene, sehr knappe Formular2) legen eine Datierung in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts mit Tendenz zur Jahrhundertmitte nahe. Auch das in der Spätromanik vereinzelt nachweisbare Kruckenkreuz3) läßt diesen Ansatz zu.

Die noch nicht identifizierten Personen dürften zu einem Kreis Adeliger gehören, die die benediktinische Neugründung des Klosters nach 1106 durch Stiftungen gefördert4) und daher einen Grabplatz im Kreuzgang gefunden hatten. Überlebensgroße Grabplatten mit zeilenweiser Inschrift im Mittelfeld sind ein wichtiges Bindeglied5) im Übergang von der Grabtafel zur Grabplatte mit Umschrift.

Textkritischer Apparat

  1. Buchstabengroßes lateinisches Kruckenkreuz mit – den Schaft ausgenommen – dreiecksförmig verbreiterten Kreuzenden.
  2. Bei dem vertieften Punkt hinter dem O kann es sich um einen Worttrenner oder um eine Beschädigung handeln, letzteres ist wahrscheinlicher.
  3. Vor dem Anfangsbuchstaben ist weder Buchstabenverlust noch eine Beschädigung festzustellen, die auf eine Linksbündigkeit der Inschrift schließen lassen könnte.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nikitsch.
  2. Ungewöhnlich ist das Fehlen der Standesangabe und des OBIIT; Namensinschriften dieser oder ähnlicher Art haben sich kaum erhalten und kommen hauptsächlich auf Sarg- oder Sarkophagdeckeln bzw. Tumbaplatten des 11. bis 13. Jh. vor. Vgl. etwa DI 2 (Mainz) Nrr. 18 und 667, DI 12 (Heidelberg) Nr. 20, DI 22 (Enzkreis) Nr. 16 sowie DI 30 (Calw) Nr. 8.
  3. Freundlicher Hinweis von Herrn Prof. Dr. F.K. Azzola, Trebur.
  4. Vgl. zur Baugeschichte Büttner, Studien und zum Stifterkreis des späteren 13. und 14. Jh. die noch kaum ausgewertete Urkundensammlung bei Joannis, Spicilegium 71-248.
  5. Vgl. den Kommentar zur Ingebrandus-Platte Nr. 1.

Nachweise

  1. Nikitsch, Entdeckung 15 mit Abb. 10.
  2. Stanzl, Klosterruine 82 Abb. 68.
Addenda & Corrigenda (Stand: 16. August 2022):

“KARISSIMA ist wohl kein Eigenname, sondern Adjektiv; daher auch gegen die anderen Zeilen um zwei Stellen eingerückt”, so Hallof, Rez. DI 34 S. 280.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 6 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0000608.