Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 592(†) Meisenheim, Schloßkirche 1681

Beschreibung

Sarg für Herzog Friedrich Ludwig von Pfalz-Zweibrücken(-Landsberg) in der sogenannten Stephansgruft unter dem Mittelschiff der Kirche. Erstmals erwähnt anläßlich einer Gruftöffnung im Jahre 1767 als unbeschädigte, oben in der Gruft auf einem Balken stehende „zinnerne Lade“1). Seit dem in den siebziger Jahren erfolgten Einbau einer Fußbodenheizung in die Kirche ist die Gruft mit Bodenplatten bedeckt und damit unzugänglich2). Die zitierte Bibelstelle war wohl ausgeschrieben.

Nach Specification.

  1. Serenissimus Princeps et Dominus Fridericus Ludovicus, Comes Palatinus ad Rhenum, Dux Bavariae, Juliae, Cliviae et Montium, Comes Veldenziae, Spohnhemii, Marchiae et Ravenspergi, Dominus in Ravenstein, natus Heÿdelbergae 17ten Oct(obris) a(nn)o Domini 1619, in Regimen Ducatus Bipontini successit a(nn)o 1661 mense Julio, denatus Landsbergae anno Domini 1681 die octav(us)a) Apprilis, hora sexta matutina, aetatis a(nn)is 61, mensibus 5, Diebus 14.Nehemia Capitel 8 Vers 103).

Übersetzung:

Der erlauchte Fürst und Herr Friedrich Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Bayern, zu Jülich, Kleve und Berg, Graf zu Veldenz, Sponheim, der Mark und Ravensberg, Herr zu Ravenstein, wurde geboren in Heidelberg am 17. Oktober im Jahre des Herrn 1619. Die Regierung des Herzogtums Zweibrücken übernahm er im Juli 1661. Er verschied zu Landsberg im Jahr des Herrn 1681 am 8. (richtig 1./11.) April, morgens um sechs Uhr, im Alter von 61 Jahren, 5 Monaten, 14 Tagen.

Kommentar

Friedrich Ludwig war der zweite (und letzte) Sohn4) aus der Ehe des Herzogs Friedrich Casimir, Stifter der Seitenlinie Pfalz-Landsberg5) mit Amalia Antwerpiana von Nassau-Oranien6). Zusammen7) mit seinen Eltern flüchtete er im 30jährigen Krieg auf das mütterliche Schloß Montfort in Burgund. Nach dem Tod seines Vaters 1645 folgte er in der Regierung, trat sie aber erst nach der Rückkehr aus Burgund im Jahr 1647 an. Zuvor hatte er sich mit Juliana Magdalena, der Erbtochter seines Onkels, Herzog Johann II. von Pfalz-Zweibrücken verheiratet. Da Herzog Friedrich von Pfalz-Zweibrücken, dessen Sohn und Nachfolger, im Jahr 1661 ohne männliche Erben verstarb, fiel das Fürstentum an Friedrich Ludwig. Doch auch er blieb ohne leiblichen Nachfolger: sämtliche 13 Kinder aus seiner ersten Ehe verstarben vor ihm. Nach dem Tode seiner Gemahlin 16728) heiratete Friedrich Ludwig noch im selben Jahr ihre Kammerjungfer Maria Elisabetha Hepp aus Meisenheim9). Aus dieser morganatischen Ehe gingen die (nicht erbberechtigten) Freiherrn von Fürstenwährter hervor10).

Dem kleinen Land verblieben nur wenige Jahre der Erholung von den erheblichen Belastungen der vorhergegangenen Kriege. Bereits ab 1673 fielen wieder französische Truppen in die Pfalz ein. Friedrich Ludwig wich mit seinem Hof von Zweibrücken, das 1677 fast vollständig zerstört wurde, wechselweise nach Meisenheim und auf Schloß Landsberg aus (heute Ruine Moschellandsberg, Donnersbergkreis). Nur ein Jahr nach dem Frieden von Nymwegen 1679 erschienen französische Gesandte der Reunionskammern beim Herzog und forderten ihn auf, Beweise für die Rechtmäßigkeit seines Besitzes vorzulegen. Da er sich dem verweigerte, marschierten wiederum französische Truppen in Zweibrücken ein; Friedrich Ludwig wurde seines Herzogtums enthoben und mußte sich auf seinen alten Sitz Landsberg zurückziehen, wo er kurz darauf verstarb. Er wurde nach Meisenheim überführt und neben seiner ersten Frau in der Stephansgruft beigesetzt.

Textkritischer Apparat

  1. Das Zahlwort wurde von späterer Hand durchgestrichen und durch eine I für primus ersetzt, dem folgen Crollius und Heintz; Keiper (wie Anm. 10) 55 gibt in der Zählweise des neuen Stils den 11. April an.

Anmerkungen

  1. So Specification und Crollius 15.
  2. Vgl. Nr. 542 von 1640 mit Anm. 2.
  3. Ne. 8,10.
  4. Sein 1617 geborener Bruder Friedrich starb gleich nach der Geburt, vgl. dessen Epitaph Nr. 489 in der Grabkapelle.
  5. Vgl. dazu ausführlich Anthes, Nachrichten pass.
  6. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 32 und die Sarginschrift seiner Mutter Nr. 558 von 1657.
  7. Vgl. zum Folgenden Crollius 140f. und Heintz 210ff.
  8. Vgl. ihre Sarginschrift Nr. 581.
  9. Sie war die Tochter des Tuchscherers Hans Peter Hepp. – Da Herzog Friedrich Ludwig noch zu Lebzeiten angeordnet hatte, daß sie in der Nähe seines eigenen Grabes, der Stephansgruft, bestattet werden sollte, wurde ihr Sarg nach ihrem Tode im Jahr 1721 zwischen Chor und Schiff der Schloßkirche beigesetzt. Ihre „unmittelbar am Lettner“ in den Boden eingelassene „Sargplatte“ war noch 1892 zu sehen (so Eid, Fürstengruft 545). Laut Heintz 212 fand man beim Einbau einer Heizung im gleichen Jahr an dieser Stelle Reste einer weiblichen Leiche.
  10. Die fünf Kinder aus dieser Ehe führten zunächst den Namen Fürstenwärther Burgsassen zu Odenbach, wurden aber 1711 in den Freiherrenstand erhoben und starben erst 1905 aus; vgl. dazu J. Keiper, Die Freiherren von Fürstenwärther, B.z.O., in: MHVP 36 (1916) 49-88, v.a. 55ff.

Nachweise

  1. Specification fol. 1v.
  2. Copia Specification fol. 113r-v.
  3. Crollius, Denkmahl 139.
  4. Heintz, Schloßkirche 210.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 592(†) (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0059209.