Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 583(†) Meisenheim, Schloßkirche 1673

Beschreibung

Sarg des Pfalzgrafen Carl Casimir von Pfalz-Zweibrücken(-Landsberg) in der sogenannten Ludwigsgruft unter der Grabkapelle. Erstmals erwähnt anläßlich einer Gruftöffnung im Jahre 17761). Nach der Überlieferung handelt es sich um einen Sarg mit dem Chronodistichon (A) auf der abgeflachten Oberseite, der Grabinschrift (B) auf der rechten und den beiden Bibelsprüchen (C) auf der linken abgeschrägten Seite. Bei der am 6. August 1988 unternommenen Begehung der Gruft2), konnte der Sarg nicht mehr identifiziert werden.

Nach Crollius (A, B) und Heintz (C).

  1. A

    CaroLVs haC prInCeps reCVbat CasIMIrVs In Vrna,qVae LVX? eX astrIs heV breVIs Ista fVit!

  2. B

    Der durchleuchtigste Fürst und Herr, Herzog Carl Casimir, Pfalzgraf bei Rhein, in Bayern, zu Jülch, Cleve und Berg Herzog, Graf zu Veldenz, Sponheim, der Mark und Ravensburg, Herr zu Ravenstein, geb. in dem Schloß Landsberg an(no) MDCLVIII den XXVII Tag July, zu Heidelberg an den Kinderblatern gestorben, an(no) MDCLXXIII den XIV Sept(embris).

  3. C

    Der Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blühet wie eine Blume auf dem Felde. Wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr. Psalm CIII v(ers) 15. 16.3)Die bestimmten Jahre sind gekommen und ich gehe hin des Weges, den ich nicht wieder kommen werde. Mein Odem ist schwach und meine Tage sind abgekürzet, das Grab ist da. Hiob XVII v(ers) 1.4)

Übersetzung:

Prinz Carl Casimir ruht in dieser Urne; welch ein Licht? Ach, für kurz nur war es von den Sternen gekommen!

Versmaß: Chronodistichon.

Kommentar

Der im jugendlichen Alter Verstorbene war das elfte von insgesamt dreizehn Kindern aus der Ehe des Herzogs Friedrich Ludwig von Pfalz-Zweibrücken(-Landsberg) mit Juliana Magdalena, der Tochter des Herzogs Johann II. von Pfalz-Zweibrücken5).

Das Chronodistichon, das bereits in einer anläßlich des Todes zusammengestellten Sammlung von Trauergedichten verwendet wurde6), gibt neben dem Todesjahr vielleicht auch einen symbolischen Hinweis auf die erfolgreichen, durch die tödliche Krankheit des Prinzen jäh beendeten Studien an der Universität Heidelberg7). Wenige Tage nach seinem Tod, am 19. September, fand in Heidelberg in Anwesenheit des kurpfälzischen Hofes und der „ganzen Universität“ der Trauergottesdienst statt; die Leiche wurde anschließend in einer feierlichen Prozession an den Neckar auf ein Schiff gebracht und nach Meisenheim überführt8). Warum man ihn nicht bei seinen Geschwistern und seiner Mutter9) in der Stephansgruft beisetzte, bleibt offen.

Anmerkungen

  1. So Crollius 16; vgl. dazu Nr. 542 von 1640 mit Anm. 1f.
  2. Vgl. dazu ausführlich Nikitsch, Fürstengruft pass.
  3. Ps. 103,15f.
  4. Job 16,22 und 17,1.
  5. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 32.
  6. Verfasser war Joh. Ludwig Weckmann, vgl. Lob= und Trauerblumen 49.
  7. Toepke, Matrikel Heidelberg II 579 führt ihn nicht auf, vermerkt aber ausdrücklich, daß „in den Jahren ... 1670-72 sehr wenig aufgezeichnet“ wurde.
  8. Der gesamte Vorgang wurde in der bereits erwähnten, 78 Seiten umfassenden und mit Abbildungen versehenen Druckschrift (s.u.) festgehalten; vgl. auch die Fragmente aus einer Sammlung ihn betreffender Epicedia im LHAK 24, 29.
  9. Vgl. ihre Sarginschrift Nr. 581 von 1672.

Nachweise

  1. Allstäts grünende Lob= und Trauerblumen wo mit des Durchleuchtigsten Fürsten ... Carl Casimirs ... Hochseelig= und Christ=löblichen Andenckens ... Hochfürstliche Leiche zur letzten Ehre bestreuet und gezieret worden. Zweibrücken 1674, 49 (A).
  2. Crollius, Denkmahl 143.
  3. Geiler, Grabstätten 19 (A).
  4. Heintz, Begräbnisse Nr. 135.
  5. Heintz, Schloßkirche 215.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 583(†) (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0058300.