Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 552 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1652-1671

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Epitaph für Johann Jacob Kneupel, seine Frau Adelheid und ihre beiden Kinder Johann Benjamin und Johann Philipp. Außen als zweiter Stein von Süden senkrecht in die Westwand des 1768/71 anstelle des Vorgängerbaus neu errichteten Schiffs eingelassen, bisher unpubliziert. Große, dreizonige Platte aus gelbgrauem Sandstein mit umlaufendem Bibelspruch (A) auf erhabener Leiste, im vertieften Mittelfeld oben zwei reliefierte Ahnenwappen im Lorbeerkranz, darunter in von zwei auf Pilastern ruhenden Rundbögen gebildeten Feldern die mehrzeiligen Grabinschriften (B1 mit Appendix B2) und (C), abschließend in einer querrechteckigen Rollwerktafel Grabinschriften (D). Zwischen den Wappen oben ein geflügeltes Stundenglas, unten ein geflügelter Engelskopf. Die aus kleinen Dreiecken bestehenden Worttrenner sitzen auf der Zeile. Schriftverlust durch fortschreitende Verwitterung der Leisten und der unteren Hälfte.

Erg. nach Foto.

Maße: H. 205, B. 96, Bu. 2,5-3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Schlossparkmuseum Bad Kreuznach [1/5]

  1. A

    [V]NSER · WANDEL · IST · IM · HIMMEL · VON / D[ANNEN] · WIER · AVCH · WARTEN · DE[.....]a) · IESV · CHRIST · [DES · H]ERN [WELCH]/ER · VNS[ERN ..... ..... / .....b) WIRD · D]AS · ER · ÄNLICH · WERDE · SEINEM ·VERKLERTEN · LEIBE · PHILIP AM 3 CAP1)

  2. B1

    GEMELT=/ER · HERR = / OBERSCHVLT/HEIS · IST VER/SCHEIDENc) DEN / VII DECEM(BRIS) · NACH/MITTAG · ZWI/SCHEN · EIN · VND / ZWO · VHREN = / ANNO · DOMINI = / M · DLXVIId) = / SEINES ALTESc) / LXIII · IAHR · VND / VII · MONAT /

  3. B2

    DEN 2 [SEPT(EMBRIS) / ANO · 1671 · I. / HERN · DISIB./DENBERGER]e)

  4. C

    DEN 4 IANV(ARII) / AN(NO) 1670 / IST OB/GEDACHTEN / HER[R]N OBER/SCHVLTHEIS/EN KNEVPELS / HAVSFRAW / ADELHEIT KNE/[VPELIN IHRES / ALTERS ... / .....]

  5. D

    DEN 13 · IVNI · 16522) · IST · IN · D/EM · HERREN · ENTSCHLAFEN / IOHANN · BENIAMINKNEVPELc) / SEINES · ALTERS · 4 MONAT [..] TAGf) / DEN · 27 · SEPTEMBER 165[. ...] IMf) / HERENg) · ENTSCHLAFEN · IOHAN[E]S / PHILIPVS · KNEVPEL · SEINES · ALTERSf) / 7 · IAHR 2 TAG · BEIDE IOHANN IACOBf) / KNEVPELS · OBERSCHVLTHEISENf) / ZV · CREVTZENACH LIBE SOHNLEINf)

Wappen:
Kneupel; Hert?3) (drei 2:1 gestellte Blumen).

Kommentar

Die Entstehung des Epitaphs und die zeitliche Abfolge der darauf wohl von verschiedenen Händen angebrachten Inschriften dürfte folgendermaßen verlaufen sein: Nachdem die Eltern bereits für ihre 1651 verstorbene Tochter Catharina Charlotta ein kleines Epitaph4) herstellen ließen, gaben sie anläßlich des Todes ihrer beiden anderen Kinder Johann Benjamin und Johann Philipp, die im Jahr darauf wohl kurz nacheinander verstorben waren, ein weiteres Grabdenkmal in Auftrag, das nun auch ausreichend Platz für die elterlichen Grabinschriften bieten sollte. So erklärt sich der für alle Familienmitglieder geltende, als Umschrift plazierte Bibelspruch (A), das den noch lebenden Vater voraussetzende Formular der Inschriften (D) und die nach dem erfolgten Tod beider Elternteile an dem dafür vorgesehen Platz unter ihren Wappen nachgetragenen Grabinschriften (B1) und (C). Die letzten vier Zeilen (B2) bleiben allerdings dunkel.

Johann Jacob5) wurde im Jahr 1605 im saarländischen Nohfelden als jüngster Sohn des Kellers Johann Heinrich Kneupel geboren. Nach dem Besuch des herzoglich pfalz-zweibrückischen Gymnasiums zu Hornbach kam er 1625 als Präzeptor und Kammerdiener an den Hof Herzog Johanns II. von Pfalz-Zweibrücken, wechselte dann 1634 als Sekretär dessen mit Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg verheirateten Tochter Catharina Charlotta an den Düsseldorfer Hof. Nach deren Ableben 1651 ließ er sich in Kreuznach nieder und wurde dort im Juni 1652 zum Oberschultheiß der gemeinsamen kurpfälzisch-badischen Herrschaft berufen. Bis zu seinem Tod im Jahre 1667 war er als solcher Chef der Stadtverwaltung, des Stadtgerichts und der Polizei. Seine Frau Adelheid Hert6) dürfte er während der Düsseldorfer Zeit kennengelernt haben.

Textkritischer Apparat

  1. Nach der Lutherbibel wäre „DES HEILANDS“ zu ergänzen.
  2. Nach ebd. wäre „NICHTIGEN LEIB VERKLEREN“ zu ergänzen.
  3. Sic!
  4. Wohl verschrieben für M · DCLXVII.
  5. Die letzten vier Zeilen dürften auf dem verbliebenen Platz nachgetragen worden sein. Trotz der sich anbietenden Ergänzung zu DISIBODENBERGER bleibt die Stelle rätselhaft.
  6. Letzte(r) Buchstabe(n) außerhalb der Tafel.
  7. Erster Buchstabe außerhalb der Tafel.

Anmerkungen

  1. Phi. 3,20-21.
  2. Laut Tagebuch (vgl. unten Anm. 5) kam Johann Benjamin am 1. Februar 1652 zur Welt und starb am 4. Juni des gleichen Jahres.
  3. Kdm. identifiziert mit „Kümmel?“.
  4. Vgl. Nr. 551 von 1651.
  5. Vgl. zum Folgenden P. Burkhardt, Kreuznach in den Jahren 1652-1666. Aus dem Tagebuch eines Oberschultheißen, in: KHbll. 2-3 (1959) 3f. – Dieser Artikel wertet teilweise die von Kneupel in Düsseldorf und Kreuznach geschriebenen Tagebücher aus, dabei wird jedoch meist der originale Text geboten. Der Verbleib beider Tagebücher ist unbekannt.
  6. So Kdm. 72. – Kneupel spricht in seinem Tagebuch (vgl. Anm. 5) ohne Namen zu nennen lediglich von seinem wohl aus Düren stammenden Schwiegervater.

Nachweise

  1. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach, Fotosammlung (ohne Neg.-Nr., Aufnahme vor 1910).
Addenda & Corrigenda (Stand: 06. Oktober 2014):

zu Anm. 5: Das Tagebuch ist noch vorhanden und wird unter dem Titel "Kneupelii Diarium Bipontinum" im Generallandesarchiv Karlsruhe, Best. Kremer-Lamey Nr. 832 (früher Nr. 131) verwahrt. Auszüge davon wurden bereits von Rudolf Bultmann in den Westpfälzischen Geschichtblättern VI (1902) Nr. 2-11 veröffentlicht. – Freundliche Hinweise von Herrn Julius Reisek, Bad Kreuznach, Schreiben vom 28. Oktober 2013.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 552 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0055201.