Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 545 Hennweiler, Evang. Pfarrkirche (1635)/1644

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Epitaph für Elisabeth, Frau des Hans Georg Brosius und (wohl nachträglich eingehauen) für den Kallenfelser Schöffen Bernhardt Brosius. Etwa in halber Höhe der südlichen Ostwand der Turmhalle (ehemals Chor der Vorgängerkirche) mit Eisenklammern an der Wand befestigt. Hochrechtekkige kleine Tafel aus Kalkstein mit umlaufenden, unten in Voluten endenden Leisten, darauf Inschrift (A). Im vertieften Mittelfeld oben ein kleines, reliefiertes Wappen, anfänglich umgeben von der elfzeiligen Inschrift (B). In der Mitte der oberen und unteren Leiste Ansätze von eingeritztem volutenartigen Ornament, das sich vermutlich auf heute verlorenen Architekturteilen fortsetzte.

Maße: H. 68, B. 54, Bu. 3 (A), 2,5-4 (B) cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Klemens Bender) [1/1]

  1. A

    ANNO · 1635 · DEN 1 FEBR(VARII) / IST · S(ELIG)a) · ENTSCHLAFEN · DER · EHRNHAFTE · BERN/HARDT BROSIVS GERIC/HTS PERSONb) · ZV KALLENFELSc) SEINES · ALTEESd) 49 IAR ·

  2. B

    ANNO 1644 / dene) FEBR(VARII) / ist selig entschla=/fen die E(hren) Tugent=/ same Elisabetha Hanß Görg Brosiusen Gerichtsf) / Person Eheliche Hauß / Fraw, dern seelen Gott / genade Amen · / Christus ist mein leben vnd / sterben ist mein gewin · PHIL I1) ·

Wappen:
Brosius (Klammerkopfschaft, Mittelkreuzsprosse mit vorderer Fußstrebe, darüber Initialen H · G · B).

Kommentar

Für die hier vorgelegte, scheinbar gegen die Regel verstoßende Abfolge in der Anbringung der Inschriften spricht vor allem das sich im Mittelfeld befindliche, mit Initialen versehene Wappen des Ehemanns der Verstorbenen und ihre dort zentral angebrachte Grabinschrift. Daß die Inschrift für Bernhardt Brosius trotz seines früheren Todesdatums höchstwahrscheinlich nachgetragen wurde, zeigt die Gestaltung der – im Gegensatz zur Fraktur – für Umschriften gut geeigneten Kapitalis, die sich zwangsläufig dem noch zur Verfügung stehendem Platz auf den schmalen Leisten anpassen mußte: Der Name des Verstorbenen steht nahezu unleserlich auf dem Kopf, zusammengedrängt und unfreiwillig getrennt durch daß erwähnte Ornament auf der unteren Leiste; vor allem aber folgt die in kleinen Buchstaben vorgenommene Schreibweise von PERSON einer wohl nach der Fertigstellung des ursprünglich konzipierten Epitaphs eingetretenen Beschädigung.

Da beide sonst unbekannte Männer Schöffen des zur Burg Steinkallenfels gehörenden Dorfes Kallenfels bzw. des Gerichtsbezirks Hennweiler waren2) und der Übergang eines Amtes innerhalb der Familie oft die Regel war, dürfte es sich bei Bernhard um den Vater, bei Hans Georg um den Sohn und Auftraggeber des Epitaphs handeln. Vermutlich ist der Grund für die doppelte Verwendung des Denkmals in der Notzeit des 30jährigen Krieges zu suchen.

Textkritischer Apparat

  1. Erg. nach der gleichlautenden Formel in Inschrift (B).
  2. Die drei letzten Buchstaben sind wegen einer Beschädigung deutlich kleiner geschrieben.
  3. Ortsname von Ritzlinien umrahmt.
  4. Sic!
  5. Zahl fehlt.
  6. s wegen Platzmangel kleiner geschrieben.

Anmerkungen

  1. Phi. 1,21.
  2. Seit dem Verkauf des Dorfes 1623 an die Herren von Warsberg gehörte der Flecken Kallenfels dem Amt Hennweiler an, vgl. M. Ohlmann, Hochgerichtsplätze und Galgenberge im Gebiet der mittleren Nahe, in: Hbl. Kirn 16 (1936) Nr. 1.

Nachweise

  1. M. Ohlmann, Hausmarken und Handzeichen, in: Hbl. Kirn 2 (1922) Nr. 18 (erw. mit teilw. Abb. des Wappens).
  2. Ohlmann, Hennweiler Nr. 3 (erw.).
  3. Kdm. 181.
Addenda & Corrigenda (Stand: 02. September 2013):

Anm. c) setze “Ortsname auf Rasur”.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 545 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0054508.