Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 542(†) Meisenheim, Schloßkirche 1640

Beschreibung

Sarg der Herzogin Luise von Pfalz-Zweibrücken geb. Prinzessin von der Pfalz in der sogenannten Stephansgruft unter dem Mittelschiff der Kirche. Erstmals erwähnt anläßlich einer im Jahr 1767 erfolgten Begehung dieser Gruft, als man „rechter Hand aufm Boden“ eine bereits „gebrochene ... zinnerne Lade“ vorfand mit der „am Ende zum Theil verzehrte(n) Sargschrift“1). Die Stephansgruft wurde nach dem Einbau einer Fußbodenheizung in den siebziger Jahren mit Bodenplatten abgedeckt und ist seitdem unzugänglich2).

Nach Specification.

  1. Luisaa) Com(itissa) Palat(ina) Rheni Principis Joh(annis) Com(itis) Palat(ini) Rhen(i)b) Ducis Bavariae Juliae, Cliviae et Montium (etc.) Conjux obiit a(nn)o 16.. den 15ten/ 16ten Octoberc) [...]

Übersetzung:

Luise, Pfalzgräfin bei Rhein, Gemahlin des Fürsten Johannes, Pfalzgrafen bei Rhein, Herzogs in Bayern, zu Jülich, Kleve und Berg (usw.) starb im Jahr 16(40), am 15./16. Oktober (...).

Kommentar

Bei dieser unvollständigen Inschrift fällt die eigenartige Form der doppelten Angabe des Todestages (eigentlich 18./28. April)3) auf, die auf die Ablehnung der gregorianischen Kalenderreform durch die Protestanten zurückzuführen ist, als aus Gründen der Datumsangleichung an die astronomischen Gegebenheiten zehn Tage aus dem Kalender wegfallen sollten. Da sich das protestantische Deutschland erst um 1700 dieser Regelung anschloß, gab man bis dahin aus einer gewissen Unsicherheit heraus gern beide möglichen Datierungsweisen an.

Luise war die älteste Tochter aus der Ehe des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz mit Gräfin Luise Juliane von Nassau-Oranien4). 1614 heiratete sie im Alter von 18 Jahren Herzog Johann II. von Pfalz-Zweibrücken5). Zwei ihrer sieben Kinder wurden ebenfalls in Meisenheim beigesetzt6). Als ihr Mann 1635 im durch den 30jährigen Krieg verursachten Exil in Metz verstarb, kehrte Luise nach Meisenheim zurück und erreichte durch vielfältige persönliche Interventionen bei Graf Gallas, dem Kommandeur des kaiserlichen Heeres, daß die Stadt von Plünderung und Zerstörung verschont blieb7). Sie starb am 28. April 1640 nach kurzer Krankheit, tief betrauert von der Meisenheimer Bürgerschaft. Die noch im gleichen Jahr veröffentlichte „Trauer- und Trostpredigt“ hielt der Hofprediger Johann Hund8).

Textkritischer Apparat

  1. Ursprünglich Luisa, von späterer Hand in Louisa verändert, dem folgen Crollius und Heintz in der VarianteLovisa.
  2. Der Pfalzgrafentitel fehlt bei Crollius.
  3. Jahreszahl von späterer Hand zu 1640 ergänzt, Tagesdaten übereinander geschrieben. – Bereits Crollius erkannte die wegen der verderbten Stelle offensichtlich falsche Lesung der Datumsangabe und verbesserte die handschriftliche Überlieferung nach der zuverlässigen Angabe aus der gedruckten Leichenpredigt der Verstorbenen an(no) 1640 d(ie) 18/28 apr(ilis) (vgl. Crollius 36 Anm.**).

Anmerkungen

  1. Nach Specification und Crollius 15 bzw. 129; vgl. dazu Nr. 430 von 1600 mit Anm. 1 und 2.
  2. Ein damals angefertigtes Farbfoto (vgl. Nr. 558 von 1657 mit Abb.), das mir freundlicherweise vom Meisenheimer Stadtarchivar Herrn G.F. Anthes zur Verfügung gestellt wurde, zeigt in einer Gesamtansicht insgesamt sieben gut erhaltene Särge, von denen lediglich zwei mit Sicherheit identifiziert werden konnten (vgl. Nr. 558 von 1657; bei dem anderen handelt es sich um den Sarg des 1671 verstorbenen, jedoch 1776 aus Birkenfeld überführten Herzogs Karl Otto von Pfalz-Birkenfeld, vgl. seine Sarginschrift bei Heintz 226f. und die Abb. bei Anthes, Meisenheim und Wittelsbach 48).
  3. Wie oben Anm. c.
  4. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 28.
  5. Vgl. ebd. Taf. 32.
  6. Vgl. Nr. 543 von 1641 und Nr. 581 von 1672.
  7. Vgl. dazu Heintz 205f.
  8. Wie oben Anm. c.

Nachweise

  1. Specification fol. 2.
  2. Copia Specification fol. 113v.
  3. Crollius, Denkmahl 129.
  4. Heintz, Begräbnisse Nr. 126.
  5. Heintz, Schloßkirche 205.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 542(†) (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0054204.