Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 538† Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1637

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Grabplatte für den markgräflich-badischen Oberstwachtmeister Ladislaus Botasky von Prussenowitz. Noch 1660 innen auf der Nordseite1) der seit 1623 bzw. nach 1635 wieder reaktivierten Klosterkirche nachgewiesen, vermutlich verschwunden während des nach 1700 erfolgten Neubaus des Klosters. Wohl im Boden liegende, mit einem Wappen versehene Grabplatte („lapis sepulchralis“) mit Umschrift (A) in deutscher Sprache, einer ausführlicheren (wohl zeilenweise abgesetzten) lateinischen Inschrift (B) im Mittelfeld und einem abschließenden Chronodistichon (C).

Nach Bürvenich.

  1. A

    Anno 1637, 21 Junÿ ist im sturmb vor Seligenstadt vmbkommen vnd allhie begraben worden Ladislaus Botasky, Markgräfl(ich) Badischer wohlbestallter oberster Wachtmeister, req(uiescat) in pace.

  2. B

    A(nn)o 1637 die 21 Junÿa) hic iacet Ladislaus Botaski de Prusseno Witzb), supremus vigilaru(m) magister, que(m) Moraviac) nobile(m) genuit, Hungaria milite(m) nutrivit, Germania p(er) denos bisq(ue) trenosd) annos exercuit, Lutzenium immobile(m) vidit, Ratisbona vulnere fixit, Caesaris Lutra torme(n)to illa sumpetÿte), Seligenstadiu(m) heu! immature(m) globo sustulit; hic a(n)i(m)am deo, corpusq(ue) humo tradidit expectans vt veniat immutatio. Tu qui transis, perpende haec et preces funde: vale.

  3. C

    IVnIVs VnDenas bIs noCtes rIte fVgaratah Vt BottaskII Mors properata VenIt.

Übersetzung:

Im Jahr 1637 am 21. Juni. Hier liegt Ladislaus Botaski von Prussenowitz, Oberstwachtmeister, den Mähren als Edelmann hervorbrachte, den Ungarn als Soldat nährte, den Deutschland zehn und zweimal drei Jahre hindurch in Anspruch nahm, den Lützen unerschüttert sah, den Regensburg verwundete, dem jenes Kaiserslautern mit Folter zu Leibe ging, den Seligenstadt ach! allzu früh von dieser Welt nahm; hier übergab er seine Seele Gott, den Körper der Erde in Erwartung der kommenden Veränderung. Du, der du hier vorbeigehst, erwäge dies genau und verrichte die Gebete: lebe wohl!

Der Juni hatte glücklich zweimal elf Nächte verscheucht, als ach! der zu frühe Tod des Botaski kam.

Versmaß: Chronodistichon.

Kommentar

Der nur aus der vorliegenden Inschrift bekannte Lebenslauf des Verstorbenen ist durch den 30jährigen Krieg geprägt: so nahm er – wohl in kaiserlichen Diensten stehend – etwa an der berühmten Schlacht bei Lützen in Sachsen teil (6. bis 16. November 1632). Ladislaus Botaski2) war zuletzt Befehlshaber einer von drei markgräflich-badischen Kompanien, die zu Beginn des Jahres 1637 ihr Winterquartier im damals kaiserlichen Kreuznach bezogen. Gleichzeitig wurde er von Markgraf Wilhelm von Baden zum Stadtkommandant ernannt. Kurz vor seinem Tod erließ er noch eine den Unterhalt seiner Truppen betreffende Verfügung3). Sein aufwendiges Begräbnis bei den Franziskanern dürfte darauf zurückzuführen sein, daß er einst von ihnen „ad fide(m) orthodoxa(m)“4) bekehrt wurde und sich seitdem als großer Wohltäter des Ordens auszeichnete.

Textkritischer Apparat

  1. Möglicherweise stellt der für das Textverständnis nicht notwendige Beginn der Inschrift nur einen Reflex auf den Beginn der Umschrift dar.
  2. Sic!
  3. Stein liest Morania.
  4. Wohl verschrieben für ternos.
  5. So für suppetit.

Anmerkungen

  1. Die Angabe bei Bürvenich bezieht sich auf den Standort von Nr. 516 von 1627.
  2. Vgl. zum Folgenden Fritsch, Kreuznach 82.
  3. Unterzeichnet mit „Ladislaus Potatzschy“; vgl. ebd. 151f.
  4. So Bürvenich.

Nachweise

  1. Bürvenich, Annales 427.
  2. Herpers, Descriptio 246.
  3. Stein, Kloster 100 (beide teilw. Inschriften A und B nach Bürvenich, C fehlt).
Addenda & Corrigenda (Stand: 06. Oktober 2014):

Inschrift (A): lies torme(n)to illaesum petijt

Übersetzung:

(…) den Ungarn zum Soldaten erzog, den Deutschland 16 Jahre lang im Kriegshandwerk übte, den Lützen unerschüttert sah, den Regensburg verwundete, auf den Kaiserslautern mit einem Geschoß feuerte, ohne ihn zu verletzen, den Seligenstadt (…)

(freundlicher Hinweis meines Heidelberger Kollegen Dr. Harald Drös, Brief vom 14. November 1993).

Der Verstorbene gehörte zur böhmischen Familie der Podstatzky von Prussinowitz, die heute noch blüht (Grafen Podstatzky-Lichtenstein), (vgl. Mötsch, Rez. DI 34, S. 338).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 538† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0053805.