Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 536† Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1636

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Grabdenkmal für Franz Christoph von Daun-Falkenstein-Oberstein. Noch im Jahr 1660 im Chor der seit 1623 bzw. nach 1635 wieder reaktivierten Klosterkirche südlich des Hochaltars nachgewiesen, vermutlich verschwunden während des nach 1700 erfolgten Neubaus des Klosters. Wohl im Boden liegender Stein mit einer Bronze- oder Kupfertafel („cum lamina aenaea“), in der die Inschrift (zeilenweise?) eingegraben war.

Nach Bürvenich.

  1. Ill(ustrissi)m(us) d(ominus) Franciscus Christophor(us) a Phuna) comes in Falckenstein, d(omi)n(us) in Oberstein, Bruch et Repoltzkirchenb), s(ui) Caes(arei) Mai(estatis) consiliari(us), cubiculari(us), et cataphractoru(m) colonell(us), ultim(us) de familia comitu(m) in Fackensteinc), singularis ordinis Seraphici fautor, qui a(nn)o 1636 ipso s(ui) p(atroni)d) Francisci festo in conflictu contra Suecos p(ro)pe Witstock in Saxonia occubuit cu(m) 7000 Caesareoru(m) et Saxonorum caesis, aet(atis) suae 33 anni.

Übersetzung:

Der hochberühmte Herr Franz Christoph von Daun, Graf in Falkenstein, Herr in Oberstein, Bruch und Reipoldskirchen, seiner kaiserlichen Majestät Rat, Kammerdiener und Oberst der Panzerreiter, Letzter aus der Familie der Grafen in Falkenstein, ein außerordentlicher Gönner des seraphischen Ordens, der im Jahr 1636, gerade am Festtag seines Namenspatrons Franziskus (4. Oktober) in der Schlacht gegen die Schweden bei Wittstock in Sachsen sein Leben ließ, zusammen mit 7000 Gefallenen (aus den Reihen) der Kaiserlichen und der Sachsen; seines Alters 33 Jahre.

Kommentar

Durch die gut überlieferte Charakterisierung des Inschriftenträgers handelt es sich bei dem vorliegenden Text eindeutig um eine Grabinschrift. Vermutlich wurde aber der Beginn der Inschrift vom Kopisten verändert, da er den Text nicht wie üblich mit dem Hinweis auf den Inschriftenträger, sondern auf den Bestattungsort einleitete „... in choro tumulatus est illustrissimus ...“.

Franz Christoph war einer von drei Söhnen aus der Ehe des Philipp Franz von Daun-Falkenstein-Oberstein1) mit Elisabeth Altgräfin zu Salm-Reifferscheidt. Von seinem Vetter Emich erhielt er im Jahr 16272) erheblichen Anteil an der Ortsherrschaft im nahe bei Kreuznach gelegenen Bretzenheim. In Diensten Kaiser Ferdinands II. stehend, wurde er nach seinem gewaltsamen Tod in der Schlacht bei Wittstock3) – laut Bürvenich – nach Kreuznach ins Franziskaner-Kloster überführt und an der beschriebenen Stelle im Chor unter seinem Grabdenkmal beigesetzt. Dies war möglich, da Kreuznach zu dieser Zeit4) nicht mehr in schwedischen, sondern wieder in kaiserlich-spanischen Händen war. Da einer seiner Brüder bereits vor ihm gefallen war, der andere als Domherr in Köln fungierte, starb diese Linie im Mannesstamm aus; der Besitz fiel an die späteren Grafen von Daun-Falkenstein bzw. an die Grafen von Velen.

Textkritischer Apparat

  1. So wohl fälschlich für Dhun oder Daun; Stein liest Plum.
  2. So für Reipoltzkirchen.
  3. So für Falckenstein.
  4. Denkbar auch die Auflösung s(ancti) p(atris).

Anmerkungen

  1. Vgl. Europ. Stammtafeln AF IV Taf. 137.
  2. Vgl. zu den lange Zeit umstrittenen Besitzverhältnissen Heldmann, Bretzenheim 26ff.
  3. Franz Christoph unterstanden 8 Kompanien. Nach der Schlacht soll er „durch viel Wunden ganz entstellt und unkenntlich ... mit den Gemeinen in eine Grube geworfen worden“ sein, vgl. R. Schmidt, Die Schlacht bei Wittstock. Ein Beitrag zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges. Halle 1876, 61 und 79. Die Stärke des kaiserlich-sächsischen Heeres betrug insgesamt etwa 23000 Mann (ebd. 63), von denen nur etwa 5000 am Leben blieben (ebd. 78f.).
  4. Vgl. dazu ausführlich Fritsch, Kreuznach 82ff.

Nachweise

  1. Bürvenich, Annales 427.
  2. Herpers, Descriptio.
  3. Stein, Kloster 100 (beide teilw. nach Bürvenich).
Addenda & Corrigenda (Stand: 02. September 2013):

Inschrift: streiche s(ui) Caes(arei), setze s(acrae) Caes(areae)

Übersetzung:

(…) Graf zu Falkenstein, Herr zu Oberstein (…), der heiligen kaiserlichen Majestät Rat, Kammerherr und Oberst der Kürassiere, Letzter aus der Familie der Grafen zu Falkenstein (…)

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 536† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0053609.