Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 532 Simmertal, Evang. Pfarrkirche vor 1635

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Grabplatte der Juliana Fürck, geb. Gros, bisher unbeachtet. 1978 bei der Renovierung der 1730 neu errichteten Kirche im Chorbereich aufgefunden, wurde sie als vierter Stein links von der Kanzel an der Nordwand der Kirche befestigt. Große, schmale Platte aus Kalkstein mit Umschrift (A) zwischen Linien, die sich im oberen Mittelfeld in zwei Zeilen fortsetzt. Anschließend zwei reliefierte Ehewappen, darunter vierzeiliger Bibelspruch (B). Die obere, sowie Teile der rechten und linken Leiste fehlen, der abgebrochene untere Teil der Platte wurde wieder angefügt.

Maße: H. 176 (frg.), B. 85, Bu. 4 (A), 3,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Klemens Bender) [1/1]

  1. A

    [.................... / .....] NACH · MITTAG · STARB · DIE · EHRNTVGENTSAME · FRAW · IVLIANA · GROS/EN · DES · EHRNHAFFTEN · REICHA/RT · FVRCKEN · REINGR[EFLICHER RE]NTMEISTER · ZV DHAVN · EHELIGE · HAV[SFRAW // IH]RES · ALTERS · 22 · IAR · VND · 2 · M[O]/NAT DERN GOT GNADE AMEN ·

  2. B

    SAPIENT(IA) 4: / Der Gerechte ob er gleich stirbea) / ist er doch in der Ruhe den ein vn=/befleckt Leben ist das rechte alter ·1)

Wappen:
Fürck (von drei Nägeln (?) begleitete, mit Spitze versehene schwebende Deichsel); Gros (weibliche Büste mit Stirnband?).

Kommentar

Die sorgfältig ausgeführte, feinstrichige Kapitalis zeigt als Zierform gelegentlich den gebrochenen Mittelbalken beim A und die buckelförmige Ausbuchtung bei dem des H.

Die Verstorbene dürfte eine Tochter des 1582 bis 1605 als dhaunischer Kanzleiverwalter, Küchenschreiber und Verwalter der Hofküche genannten Ulrich Groß gewesen sein2). Verheiratet war sie mit Reichart, wohl einem Sohn des ebenfalls in der Kirche begrabenen Peter Fürck3). Als dem Finanzwesen vorstehender Rentmeister und Stellvertreter des Amtmanns gehörte Reichart spätestens ab 1609 zu den wichtigeren wild- und rheingräflichen Beamten. Zwischen 1625 und 1632 war er zudem als Kirner Gerichtsschreiber und Notar tätig, danach übernahm er für die letzten drei Jahre seines Lebens das verantwortungsvolle Amt eines Kirner Oberschultheißen4). Bei dem 1653 bis 1657 als Kirburgischen und 1663 als Meisenheimer Keller erwähnten Johann Niclaß dürfte es sich um ihren Sohn gehandelt haben5).

Textkritischer Apparat

  1. e wegen Platzmangel als kaum sichtbarer Buchstabe unten rechts angefügt.

Anmerkungen

  1. Ws. 4, 7 und 9. – Dem schon verkürzten Bibelspruch fehlt im ersten Teil das sinnstiftende ob er gleich zu zeitlich stirbet.
  2. Vgl. Penningroth, Beiträge Nr. 11.
  3. Vgl. Nr. 472 von 1612.
  4. Vgl. Penningroth, Kirner Schultheißen.
  5. Wie Anm. 2.
Addenda & Corrigenda (Stand: 06. Oktober 2014):

 
Wappen:
Gros (Mohrenrumpf mit Stirnbinde?)

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 532 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0053207.