Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 525† Meisenheim, Schloßkirche 1633

Beschreibung

Sarg der Herzogin Magdalena von Pfalz-Zweibrücken geb. Fürstin von Jülich-Kleve-Berg in der sogenannten Ludwigsgruft unter der Grabkapelle. Erstmals erwähnt anläßlich der im Jahr 1776 erfolgten Gruftöffnung, als man den mit einer „Auffschrift“ versehenen „grose(n) zinnerne(n) Sarg“ vorfand1). Dem Druckbild nach war die Inschrift zentriert und wohl in einer Kursive abgefaßt. Bei der am 6. August 1988 unternommenen Begehung der Gruft2) war dieser Sarg nicht mehr sichtbar.

Nach Crollius.

  1. Illustriss(ima) Princepsa) ac Domina / Magdalena / ex inclita stirpe Ducum Juliae, Cliviae et Berg / nata A(nno) Sal(utis) 1553 die 2 mens(is) Novembr(is) / ex eaque superstes eheu! ultima / an(no) 1633, die 30 mens(is) Jul(ii) / Coniux olim illustriss(imi) Princip(is) Dom(ini) / Joh(annis) Com(itis) Pal(atini) ad Rhenum Duc(is) Bavariae laudatiss(ima) / pia prudens beata / anno 1633.

Übersetzung:

Die erlauchte Fürstin und Frau Magdalena aus dem berühmten Geschlecht der Herzöge von Jülich-Kleve-Berg, geboren im Jahre des Heils 1553 am 2. November und, ach! die letzte Überlebende dieses (Geschlechts starb) im Jahre 1633, am 30. Juli. Sie war einst die Gemahlin des erlauchten Fürsten, Herrn Johannes, Pfalzgrafen bei Rhein und Herzogs in Bayern, hochgelobt, fromm und klug, und ist nun selig im Jahre 1633.

Kommentar

Magdalena3) war die dritte Tochter aus der Ehe Herzog Wilhelms des Reichen von Jülich-Kleve-Berg mit Maria Erzherzogin von Österreich, der Tochter Kaiser Ferdinands I. Die Hochzeit mit Johannes I., seit 1569 als Nachfolger seines Vaters4) regierender Herzog von Pfalz-Zweibrücken, wurde am 4. Oktober 1579 unter großen Festlichkeiten im südpfälzischen Bergzabern begangen5). Aufgrund dieser Verbindung führten einige Linien der Pfalzgrafen bei Rhein die niederrheinischen Titel der Verstorbenen. Magdalena hatte insgesamt zwölf Kinder6), darunter mit ihrem Sohn Johann Kasimir den späteren Vater des schwedischen Königs Karl X. Nach dem frühen Tod ihres Mannes im Jahr 1604 bezog sie als Witwensitz einen Teil des pfalz-zweibrückischen Schlosses in Meisenheim, ab 1614 wohnte sie in einem repräsentativen, eigens für sie errichteten Gebäude7). Die Verstorbene war in der Tat die letzte Angehörige des klevischen Herzogshauses. Nach dem Tod ihres Bruders Johann Wilhelm (†1609) erhob sie zusammen mit ihren damals noch lebenden Schwestern (bzw. deren Ehemännern) Ansprüche auf das bedeutende niederrheinische Erbe und war somit Mitverursacherin des erst 1672 endgültig beigelegten Jülich-Klevischen Erbfolgestreites.

Magdalena scheint ihren Begräbnisplatz in der Ludwigsgruft der Schloßkirche selbst bestimmt zu haben, da es in ihrer Leichenpredigt heißt, die Herzogin sei dort „auf ihr begehren“ beigesetzt worden8). Sie erhielt in der Grabkapelle wohl deswegen kein eigenes Grabdenkmal, da nach dem Tod ihres Mannes bereits ein gemeinsames figürliches Epitaph in der Alexanderkirche zu Zweibrücken errichtet worden war, an dem dann 1633 nachträglich eine Tafel mit ihrer Grabinschrift angebracht wurde9).

Textkritischer Apparat

  1. Wohl verschrieben für Principissa.

Anmerkungen

  1. Nach Crollius 15; vgl. dazu Nr. 430 von 1600 mit Anm. 1 und 2.
  2. Vgl. dazu ausführlich Nikitsch, Fürstengruft pass.
  3. Vgl. zu ihrer Vita die gedruckte Leichenpredigt ihres Hofpredigers G.C. Hanfeld, Eine christliche Erinnerung von den wahren Kennzeichen (...) unseres Ertzhirten: Bey zwoen christlichen Leichbegängnussen weyland der (...) Frawen Magdalena Pfalzgrävin bey Rhein (...) hochsel. Gedächtnuß (...). Zweibrücken 1633, 24-38.
  4. Vgl. das gemeinsame Epitaph seiner Eltern Nr. 340 von 1575/1591.
  5. Am Rande sei vermerkt, daß die Hochzeitsreise des jungen Paares wohl auch nach Straßburg führte, wo sie sich auf der Plattform des Münsters mit folgender Inschrift verewigten (nach Heintz 202): „15 M(agdalena) 79 / J(llumina) O(culos) M(eos) D(omine) Johannes Pfalzgraf“, der Ps. 13,4 (Erleuchte meine Augen, Herr!) entlehnten Devise des Herzogs.
  6. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 32.
  7. Dem nach ihr genannten Magdalenenbau; vgl. die Bauinschriften Nrr. 477f. von 1614.
  8. Zit. nach Sundahl, Oratio 14 mit Anm. **.
  9. Vgl. dazu Kdm. Zweibrücken 131ff. mit Abb. 78; Text bei Crollius 123.

Nachweise

  1. Crollius, Denkmahl 124 und 194.
  2. Heintz, Begräbnisse 124.
  3. Heintz, Schloßkirche 201.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 525† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0052504.