Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 502 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Evang. Johanneskirche (sog. Wehrkirche) 1619

Beschreibung

Memorienstein (?) für Angehörige des Hauses Sickingen. Innen links vom Eingang in die Westwand der Turmhalle eingelassen, bisher unbeachtet. Fragmentarischer Oberteil einer Sandsteinplatte mit Umschrift auf vertiefter, schwach profilierter Leiste. Im Mittelfeld Rest eines großen, mit Schriftbändern versehenen Hauptwappens im Lorbeerkranz, in den oberen Ecken zwei Wappen mit zusammenhängenden Schriftbändern, darauf Wappenbeischriften. Stark abgetreten und beschädigt, rechte Seite abgearbeitet.

Maße: H. 142 (frg.), B. 140 (frg.), Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Eberhard J. Nikitsch) [1/1]

  1. [.... 1]619 · HAT · DER [... / . . . . . / . . . . . / ... IN G]OT · ENTSCHLAFFE(N) · GOT · GNAD [...]

Wappen und Wappenbeischriften:
Sickingen1); SICKING[EN]; ANDLA[W].

Kommentar

Die wenigen Schriftreste zeigen eine feinstrichig gearbeitete Kapitalis mit mandelförmigem O.

Gegen die auf den ersten Blick eigentlich selbstverständliche Klassifikation des Inschriftenträgers als Grabplatte bzw. des Inschriftentyps als Grabinschrift sprechen gewichtige Gründe: Die vorliegende Wappenkonstellation kommt in dieser eindeutigen Kombination nur ein einziges Mal im Hause Sickingen2) vor und bezeichnet die erste Ehe Franz Konrads von Sickingen mit der 1547 verstorbenen Lucia von Andlau. Handelte es sich um eine Grabplatte, müßte sie entweder für den 1574 verstorbenen Franz Konrad selbst oder für einen seiner sechs Söhne aus erster Ehe angefertigt worden sein. Da jedoch deren Todesdaten sämtlich vor 1607 liegen, bleibt dies ausgeschlossen. Möglicherweise liefert die fragmentarische Anfangszeile durch ihr an dieser Stelle ganz ungewöhnliches Formular selbst einen Hinweis auf die Funktion der Platte. Da Franz Konrad an einem unbekannten Ort und seine Frau Lucia von Andlau in Sickingen3) selbst bestattet wurden, könnte ihr 1619 auf der Ebernburg residierender Enkel Johann Schweikhard d.J. einen grabplattenähnlichen Stein zum Gedächtnis an seinen Großvater bzw. an die Großeltern gestiftet, damit eine kuriose Maßnahme4) seines Vaters fortgesetzt und die Galerie seiner Vorfahren komplettiert haben.

Anmerkungen

  1. Über dem großen Mittelwappen ein dreifach gefaltetes Schriftband, auf dem am Ende des linken noch ein S und zu Beginn des rechten noch ein A zu erkennen ist.
  2. Vgl. zum Folgenden Europ. Stammtafeln NF XI Taf. 64 und 90.
  3. Vgl. DI 20 (Karlsruhe) Nr. 190.
  4. Vgl. Nr. 330 von 1570 und 355 von 1584.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 502 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0050206.