Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 460 Niederhausen, Evang. Pfarrkirche 1608

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Grabplatte für den Pfarrer Stephan Niger. Nach 1935 innen vor der östlichen Seite der Nordwand aufgefunden1), befindet sie sich heute an der gegenüberliegenden Stelle plan in die Südwand eingelassen. Schmale, bisher unbeachtete Platte aus rötlichem Sandstein mit Umschrift (A) zwischen Linien, die sich im oberen Mittelfeld zweizeilig fortsetzt. Darunter der Bibelspruch (B), gefolgt von dem eingetieften, mit seinen Initialen geschmückten Wappen des Verstorbenen und einem weiteren Bibelspruch (C) in einer mit einem Monogramm2) versehenen Beschlagwerk-Kartusche. Das Mittelfeld der mit einer Schutzfarbe bestrichenen Platte wird durch einen dreizeiligen Bittspruch (D) des Verstorbenen abgeschlossen.

Maße: H. 160, B. 81, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Klemens Bender) [1/2]

  1. A

    ANNO · 1608 · DEN · 18 · APRILIS · / ENTSCHLIF · IHM · HERN · DER · EHRWVRDIGa) · VND · WOLGELERTb) · / HERR · STEPHANVS · NIGER · 2[.] / IHAR · [......]IER · TREWER · KIRCHENDINER · ALHIER · WELCH=//EN · GOT · ERWECK · ZVR · EWIGEN · FREVDEN · AMEN

  2. B

    STERBEN · IST · MEIN · / GEWIN3)

  3. C

    DER · GERECHTEN / SEELEN · SEIND / IN · GOTES · HAND4) / HS

  4. D

    HER · GOT · ICH · TRAW · ALLEINc) · / AVF · DICH ·DRVM · BITTE · ICH · / WOLST · BEWAREN · MICH ·

Versmaß: Reine Reime.

Wappen:
Niger (ein Mohrenkopf mit Initialen S N).

Kommentar

Geht man von der nachweislich zeitgenössisch synonymen Verwendung der Amtsbezeichnungen Pfarrer und Kirchendiener5) aus, handelte es sich bei Stephan Niger um den im November 15846) von den wild-und rheingräflichen Visitatoren befragten, damaligen Pfarrer von Hochstätten an der Alsenz. Geboren in Wimpfen am Neckar, besuchte er die Lateinschulen in Wimpfen, Amberg und Heidelberg und studierte dort 1571 bis 1573 Philosophie und Theologie. Seine erste Stelle erhielt er 1574 als Schulmeister in Kreuznach; ab 1577 versah er die Pfarrstelle in Hochstätten und dem benachbarten Filial Münster am Stein, bis er nach 1584 seinen endgültigen Platz in Niederhausen fand. Vermutlich einer seiner Söhne war mit Anna Drapp7) verheiratet, die ebenfalls in der ehemaligen Wallfahrtskirche zu Niederhausen begraben wurde. Beide Grabplatten wurden wohl von einem Bildhauer mit den Initialen HS angefertigt.

Textkritischer Apparat

  1. V mit kleinem Deckstrich, wohl für VE.
  2. L vermutlich nachträglich klein eingefügt.
  3. I dto.

Anmerkungen

  1. Freundliche Mitteilung von Herrn Pfarrer H. Böhm, Niederhausen.
  2. Vermutlich handelt es sich um das Monogramm des Bildhauers.
  3. Phi. 1,21 (zweite Hälfte).
  4. Ws. 3,1.
  5. Vgl. dazu Fröhlich, Kirchenordnung 37f. und ders., Werden, Wirken und Leben des Wild- und Rheingräflichen Pfarrers um 1600 (Bilder aus der heimischen Vergangenheit 1). Birkenfeld 1925, 29.
  6. Vgl. zum Folgenden H. Fröhlich, Das Wild- und Rheingräfliche Visitationsprotokoll von 1584, in: MRKg 15 (1921) 192ff. und Zimmermann, Gemeinde 12.
  7. Vgl. die folgende Nr. 461.
Addenda & Corrigenda (Stand: 30. September 2014):

In Inschrift (A) ist zu ergänzen IHAR G[EWE]SNER TREWER.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 460 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0046006.