Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 440† Sponheim, ehem. Kloster 1603

Beschreibung

Grabplatte für den 30. und letzten Abt des Klosters Sponheim Jakob Spiera und seine spätere Frau Beatrix. Im Jahr 1667 von einem Historiographen auf der Suche nach „Grab=Schrifften“1) auf dem Klosterfriedhof „mit Mooß bewachsen“ aufgefunden und erstmals bildlich überliefert, wurde der Stein während der Renovierung der Klosterkirche in den Jahren 1868-70 „aus Versehen von einem Arbeiter zerschlagen“2). Große Platte mit Umschrift zwischen Linien, Textbeginn linke Leiste oben, Textverlauf entgegen dem Uhrzeigersinn, in der Kopfleiste ein zweizeiliger Bibelspruch. Im Mittelfeld unter großem Wappen jeweils dreizeilig die in größeren Buchstaben ausgeführten Namen der Verstorbenen mit ihren Todesdaten.

Nach Hofmann3).

Schriftart(en): Kapitalis, Fraktur? (Bibelspruch).

  1. Rom. 8. Weder Tod noch Leben kana) uns von der / Liebe GOttes scheiden.4) //HIC EGO IACENSb) VLTIMVS HVIVS ECCLESIAEc) SPANH(EIMENSIS) ABBAS / ET PRIMVS HVIVS LOCI PASTOR / CVM CONIVGE CHARISSIMA BEATRICE REQVIESCO. //JACOBVS SPIERA / OBIIT ANNO M. DC. IIId). / 30. NOVEMB(RIS) / BEATRIX CONJUX / IPSIVS VERO ANNO M. D. XCVII. / 5. NOVEMB(RIS).

Übersetzung:

Hier liege ich, der letzte Abt dieser Sponheimer Kirche und erster Pfarrer dieses Ortes, und ich ruhe zusammen mit der teuersten Gattin Beatrix. Jakob Spiera starb im Jahr 1603, am 30. November; Beatrix, seine Gattin aber im Jahr 1597, am 5. November.

Wappen:
Sponheim.

Kommentar

Kurz vor der Aufhebung des Klosters Sponheim5) bestand die klösterliche Gemeinschaft nur noch aus dem seit 1560 regierenden Abt Jakob Spiera6) und einem einzigen Konventualen. Gegen ein jährliches Gehalt auf Lebenszeit übergab der Abt das Kloster am 13. Februar 1565 den kurpfälzisch-badischen Kondominatsherren, und trat gleichzeitig sein neues Amt als erster protestantischer Pfarrer der Gemeinde Sponheim an. Noch vor 1568 verheiratete er sich mit Beatrix, einer ehemaligen (wohl vorletzten) Äbtissin des nahegelegenen, erst 1574 aufgehobenen Zisterzienserinnen-Klosters St. Katharinen bei Braunweiler. Aus dieser Ehe entstammten sieben Söhne und zwei Töchter, deren Nachkommenschaft sich bis heute in Sponheim und Umgebung nachweisen läßt. Die Funktion des Wappens ist unklar, vermutlich bezieht es sich auf das Kloster, den Ort oder die ehemalige Grafschaft Sponheim.

Textkritischer Apparat

  1. Legipontius überliefert soll.
  2. Legipontius und Widder überliefern hier JACOBVS SPIRA.
  3. Legipontius sowie Widder (und die von ihm abhängigen) überliefern hier COLLEGII – wohl eine Ergänzung aufgrund einer angeblichen Ausmeiselung dieser und anderer Textstellen während der spanischen Wiederbesiedelung des Klosters im Jahr 1622 (vgl. dazu Krauthausen 173 Anm. 6); Hofmann dagegen erwähnt im Jahr 1667 keinerlei Beschädigungen.
  4. Legipontius und Widder überliefern hier 1605, letzterer mit dem ausdrücklichen Hinweis auf die seiner Meinung nach irrtümliche Lesung bei Hofmann.

Anmerkungen

  1. Hofmann 132.
  2. So Schneegans, Trithemius 276. – Die Grabplatte befand sich zwischenzeitlich (1839) außen am Eingang zur Kirche in die Mauer eingelassen, vgl. Schneegans, Beschreibung 343.
  3. Legipontius überliefert den Text mit Worttrennern (puncti elevati).
  4. Rö. 8,38f. (Paraphrase).
  5. Vgl. dazu Schneegans, Trithemius 274ff. und allg. Dotzauer, Kondominium 8ff.
  6. Vgl. zu ihm und zum Folgenden Krauthausen 169ff.

Nachweise

  1. Hofmann, Ehren=Säule 134 (Abb.).
  2. Lucae, Graffen=Saal 601.
  3. Legipontius, Continuatio fol. 10f.
  4. Widder, Beschreibung 4, 88.
  5. Schneegans, Beschreibung 343f.
  6. Rhein. Antiquarius II 16, 482.
  7. Schneegans, Nahetal 45.
  8. Schneegans, Trithemius 275f.
  9. Kdm. 392.
  10. U. Krauthausen, Jacobus Spira. Letzter Abt des Klosters Sponheim und erster protestantischer Pfarrer zu Sponheim und seine Nachkommenschaft – zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Reformation und Gegenreformation in Sponheim, in: MWGF 28/7 (1978) 169-173 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 440† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0044002.