Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 34: Bad Kreuznach (1993)
Nr. 431 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1601
Beschreibung
Grabplatte der Elisabeth von Helbach, geb. Kider. Aufgefunden im Kirchenschiff während der Renovierung der Kirche in den Jahren 1909/101), wurde sie rechts vom heutigen Eingang innen an der Nordwand des Turms befestigt (Plan Nr. 31). Große Platte aus weißgrauem Sandstein mit Umschrift (A) auf profilierter Leiste, oben im Mittelfeld ein reliefiertes Vollwappen im Lorbeerkranz, darunter neunzeiliger Bibelspruch (B) in einer hochrechteckigen Beschlagwerk-Kartusche.
Maße: H. 211, B. 95, Bu. 4,5 cm.
Schriftart(en): Fraktur, Kapitalis.
- A
Anno · 1601 · Den 5 Julÿ / Starb Die Ehrntugentsame fraw Elisabeth kiderina) hern / Alberti von Helbach / Superintendenten alhir Ehelige hausfraw, deren Gott genade ·
- B
PSALMb) 90 / Vnser Leben weretc) / siebentzig Jar wensc) / hoch kumpt so sinds / achtzig Jar vnd wens / köstlich gewesen ist so / ists mühe vnd Arbeit / gewesen Denn es feh=/ret schnell dahin als / Flögen wir dauon2)
Helbach (zwei aufrechtstehende, halbkreisförmig einander zugekehrte Fische, die eine Rosenblüte umschließen). |
Textkritischer Apparat
- Kdm., Fröhlich und Fröhlich/Zimmermann lesen Kulerin.
- Anfangsbuchstabe erhöht.
- Folgen Zierschnörkel.
Anmerkungen
- Vgl. Hensler, Wiederherstellung 50.
- Ps. 90,10.
- Vgl. Fröhlich 67.
- Vgl. den Kommentar zu dem Fragment seiner vermutlichen Grabplatte Nr. 482.
- Zit. nach Fröhlich 93f.
Nachweise
- Kdm. 336.
- Fröhlich, Superintendenden 93.
- Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 24.
Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 431 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0043103.
Kommentar
Die sorgfältig gearbeitete Fraktur zeigt ungewöhnliche Anklänge an die gotische Minuskel und zeichnet sich zudem durch die schwungvolle Gestaltung der Versalien aus. Auffällig ist das kleine d mit gebrochener Haste und weit nach links gezogener Oberlänge.
Die wohl aus Alzey3) stammende Verstorbene war die erste Frau des ebenfalls in der ehemaligen Stiftskirche begrabenen wild- und rheingräflichen Superintendenten und Dhauner Hofpredigers Albrecht von Helbach (†1615)4), dessen Tagebucheintrag vom 19. August 1597 ein bezeichnendes Licht auf ihren Charakter wirft: „Nachdem ein Kind uf Johannisberg peste gestorben, hat mein g(nädiger) H(err) mich uf Dhaun mit Weib und Gsind beschrieben. Und weil mein Weib von der Haushaltung nicht gewollt, ich allein dahin ziehen müssen“5).