Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 429 Fürfeld, Evang. Pfarrkirche (1599)/1600

Beschreibung

Epitaph für Daniel V. von Mudersbach und seine Ehefrau Ursula geb. von Greiffenclau zu Vollrads. Innen an der Westwand der 1776 anstelle des mittelalterlichen Vorgängerbaus1) neu erbauten Pfarrkirche. Große, reliefierte Platte aus gelblichem Sandstein, im rundbogigen Mittelfeld die beiden an einem Puttenkopf aufgehängten Ehewappen in einem mit Fruchtgehängen geschmückten Lorbeerkranz, auf den flankierenden Leisten je vier mit Beischriften versehene Ahnenwappen. Oben in einer vorlinierten Beschlagwerk-Kartusche die siebenzeilige Grabinschrift des Ehemanns (A), darunter im Mittelfeld zwei vorlinierte Bibelsprüche (B) und (C), abschließend in einer weiteren, im selben Stil gearbeiteten Beschlagwerk-Kartusche die Memorialinschrift (D) für die Ehefrau.

Maße: H. 198, B. 98, Bu. 2 (A,D) 3 (B,C) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. A

    ANNO · DOMINI · 1600 · DEN · 4 · DAGK · IV̈NŸ ABENTS · / ZWISCHEN 6 · VNNDT · 7 · IST · DER · GESTRENG · / EDEL VND · VEST · DANIEL · VON ·MVDERSBACH / DER · LETSTE · SEINES · STAMMES · VNDT · NAMENS / ZV · VBEN · GANTZ · CHRISTLICH · VNNDT / SELIGICHENABa) · GESCHIDEN · GOTT · VERLEYHE / JME · EIN · FROLICHE · VFFERSTEHVNG · AMEN

  2. B

    PHILIP I · / ICH · BEGER AVFFGELOST / ZV · WERDEN VND BEŸ CHRISTOb) / ZV · SEIN2)

  3. C

    PHILIP I / CHRISTVS · IST MEIN · LEBEN / VNND STERBEN · IST · MEIN · GEWIN3)

  4. D

    AN(N)O · DO(MI)NI · 1599 · DEN · 30 TAG · NOVE(M)BRIS · ZV · 12 ·AVRENa) · IN / DER · NACHT · IST · DIE · EDLE · VND · TVGENTSAME · FRAW · VRSVLA / VON MVDERSBACH · GEBORNE · GREIFENKLAIN / VON · VOLRATHS · OBGEMELTES · VON · MVDERSBACHS / ELICHE · HAVSFRAW · ZV · HOLFELS · GANTZ / SFLICHc) · ABGESCHEIDEN · VND · GEHN · HOCHSTETEN · BEGRA/BEN · GOTT · VERLEYHE · IR · EIN · FRÖLCHa) · AVFFERSTEEVNG · AMEN

Wappen:
Mudersbach; Greiffenclau zu Vollrads.

Kommentar

 

Wappen mit Wappenbeischriften:

MVDERSBACH, CRONEBERGK, SCHENCK4), LEYEN5); GREIFFENKLAV, SCHONBERGK6), BVCHES, DALBERGK.

Das hervorragend gearbeitete (Doppel-)Epitaph fällt vornehmlich durch die gedrängte Schreibweise und die damit zusammenhängenden außergewöhnlichen Buchstabenverbindungen auf.

Der im Jahr 1532 geborene Daniel7) war der einzig überlebende männliche Nachkomme aus der Ehe Wolfs von Mudersbach mit Eva, der Tochter Franks von Kronberg und seiner Frau Margarethe von der Leyen. Der damalige Sitz der Famile war die Burg Hohlenfels8) nahe Mudershausen (Rhein-Lahn-Kreis). Eigentlich für den geistlichen Stand bestimmt9), wurde Daniel am 22. August 1560 mit Ursula, einer Tochter aus der Ehe Richards von Greiffenclau zu Vollrads mit Anna von Schöneberg (vor dem Sane) verheiratet. Elisabeth10), die einzige Tochter aus dieser Ehe heiratete wiederum Hartmut XVI. von Kronberg, (Mit)Besitzer von Burg Iben und Ortsherr in Fürfeld. Vermutlich zog der alleinstehende Vater nach dem Tod seiner wohl in der Pfarrkirche St. Nikolaus im heutigen Hahnstätten (Rhein-Lahn-Kreis) beigesetzten Ehefrau zu Tochter und Schwiegersohn auf Burg Iben bei Fürfeld, wo er kurz darauf verstarb. Das wohl von den Hinterbliebenen in Auftrag gegebene Epitaph gedenkt beider Elternteile. Das umfangreiche Erbe des letzten Mudersbach gelangte über seine Tochter an die Familie von Kronberg.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. O wegen Platzmangel kleiner geschrieben.
  3. Sic! Verschrieben für SELICH.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Steitz, Fürfeld 143ff.
  2. Phi. 1,23 (nach der Lutherbibel lautet der Vers: „Ich habe lust abzuscheiden / vnd bei Christo zu sein“).
  3. Phi. 1,21.
  4. Schenk von Schweinsberg.
  5. Von der Leyen.
  6. Schöneberg (vor dem Sane).
  7. Vgl. zum Folg. Möller, Stammtafeln NF II 92 mit Taf. LVI und Ronner, Kronberg 169.
  8. Vgl. dazu F. Luthmer (Bearb.), Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Wiesbaden III (Lahngebiet). Frankfurt a.M. 1907, 262.
  9. Daniel wird noch 1557 als Domherr in Mainz aufgeführt; vgl. die Notiz im HStAW, Abt. 3004 Nr. A 162, S. 21 (freundlicher Hinweis meiner Kollegin Frau Dr. Yvonne Monsees). Wie sich allerdings seine Nennung als (zölibatärer) Mainzer „Domkapitularherr“ in einer Zeugenliste des Jahres 1598 mit seinem Ehestand vereinbaren läßt, ist noch ungeklärt; vgl. F.W. Sender, Georg Friedrich Greiffenclau von Vollrads 1573-1629 (QuAmrhKg 30). Mainz 1977, 15 mit Anm. 29.
  10. Vgl. Nr. 466 von 1609.

Nachweise

  1. Jakob, Fürfeld 34 (teilw.).
  2. Jakob, Iben 15 (teilw.).
  3. Ronner, Kronberg Abb. 166.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 429 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0042902.