Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 416 Bad Münster am Stein-Ebernburg Evang. Johanneskirche (sog. Wehrkirche) E.16.Jh.?

Beschreibung

Grabplatte des evangelischen Predigers Stephan Lothes. Sie ist innen links neben der Treppe an der Südwand der Turmhalle befestigt, bisher unbeachtet. Große Platte aus Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich im vertieften Mittelfeld in sechs Zeilen fortsetzt, anschließend ein mehrzeiliger Bibelspruch. Insgesamt stark abgetreten und bestoßen, rechte Leiste teilweise in der Wand, dadurch erheblicher Schriftverlust.

Maße: H. 192, B. 83, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. ANNO [D(OMI)NI] M [..... / . . . . .a) / .]TE HER STEPHAN / LOTHESb) PFARHER CHR[.....a)] // [...] DISER KIRCH/EN ERSTER EVANG/ELISCHERc) [...] PREDGER / 40 IAARd) LANG GE/WESEN SEINES / ALTERS 70 IARE /2. TIMOTH. 4 / ICH HA[BE EIN]EN / [. . . . .]1)

Kommentar

Obwohl die Anna-Kapelle auf der Ebernburg als Ort frühester reformatorischer Tätigkeit2) gilt, ist über die entsprechende Entwicklung der zugehörigen Pfarrei bis zum 30jährigen Krieg nahezu nichts bekannt. Da noch vor der Zerstörung der Ebernburg im Juni 1523 Johann Metzler als „Erzpriester und Pfarrherr im Tal zu Ebernburg“3) bezeichnet wird, dürfte es sich bei dem sonst nicht nachgewiesenen Stephan Lothes um dessen Nachfolger und ersten protestantischen Pfarrer gehandelt haben. Bezeichnend ist die hier verwendete Bibelstelle, die wenige Verse zuvor von der redlichen Ausübung des Amtes eines evangelischen Predigers handelt.

Textkritischer Apparat

  1. Einzelne Buchstaben erkennbar.
  2. L unsicher.
  3. G/E jeweils auf dem Rand, I dem L klein eingestellt.
  4. Sic!

Anmerkungen

  1. 2 Ti. 4,7-8. Danach wäre der Text zu ergänzen, von dem im unteren Drittel nur noch einzelne Buchstaben am Zeilenanfang zu erkennen sind; Ausnahme sind das Ende bzw. der Beginn der letzten beiden erkennbaren Zeilen mit dem zum Bibelspruch gehörenden Wort [GERE]CH/TICH[KEIT].
  2. Dort las am 25. Mai 1522 Johannes Oekolampadius die Messe erstmals in deutscher Sprache, teilte das Abendmahl in beiderlei Gestalt aus und hielt auch an Wochentagen eine kurze Predigt.
  3. Zitat nach einem Brief desselben bei Jung, Ebernburg 23.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 416 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0041609.