Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 407† Kirn 1598

Beschreibung

Bauinschrift an der ehemals westlich der Stadt gelegenen, alten Hauptbrücke über die Nahe1). Aufgefunden im Jahre 1798 bei der Reparatur des durch ein vorhergegangenes Hochwasser erheblich beschädigten Bauwerkes, heute verloren. Aussehen und Ausführung der wohl als Spolie vermauerten Steintafel unbekannt.

Nach Offermanns.

  1. Im Jahre Christi 1598 sind diese Brückenbogen verfertigt worden als Unterschultheis war Daniel Hohnwarta), Bürgermeister Culmann Laiedecker, Ulrich Simon, Weisgerber in Kyrn.

Kommentar

Das bereits 1569 als Neue Brücke2) bezeichnete Bauwerk scheint schon damals durch eines der an der Nahe häufig auftretenden Hochwasser so stark beschädigt worden zu sein, daß im Jahr 1597 Schultheiß und Schöffen zu Kirn den Wild- und Rheingrafen Otto um Erlaubnis baten, zum beabsichtigten Neubau dieser Brücke im Sommer nächsten Jahres Steine aus den gräflichen Steingruben brechen zu dürfen – dies wurde bewilligt. Die Aufsicht über den Bau der Brücke wurde dem Weißgerber und früheren Bürgermeister Ulrich Schlosser übertragen, der nach Abschluß der Arbeiten eine detaillierte Baurechnung von über 365 Gulden vorlegen konnte.

Magister Daniel Hohnwart/Schönwaldt stand als Nachfolger von Sebastian Hausen3) von 1584 bis 1593 als Rektor der Kirner Schule vor4), übte dann ab 1596 bis zu seinem Tod im Jahre 1613 sein herrschaftliches Amt als Oberschultheiß aus5) – hier überliefert die Inschrift die falsche Amtsbezeichnung. Culman Leyendecker führte als für zwei Jahre von den Schöffen gewählter Bürgermeister die Gemeinderechnung6), daher wird er in der Inschrift namentlich aufgeführt. Ulrich Simon stammte aus einer der bekannten Kirner Gerberfamilien7).

Textkritischer Apparat

  1. Offensichtliche Verschreibung für Schönwaldt.

Anmerkungen

  1. Vgl. die Abb. der Brücke bei Ohlmann, Kirn 177 und Cauer, Kirn 46. – Die Brücke wurde wegen der neu errichteten Eisenbahnlinie am 29. Juli 1878 öffentlich versteigert und dann abgerissen, vgl. die Anzeige in der Kirner Zeitung vom 25. Juli 1878.
  2. Vgl. zum Folgenden Penningroth, Beiträge Nr. 4.
  3. Vgl. die Bauinschrift Nr. 393 von 1593.
  4. Vgl. Penningroth, Beiträge Nr. 13.
  5. Vgl. auch die Glockeninschrift Nr. 445 von 1604 mit der Amtsbezeichnung Schultheiß. – (Ehrenamtlicher und unbesoldeter) Unterschultheiß war noch 1598 Emmerichs Hen, ihm folgte bis 1613 Hans Diehl; vgl. dazu Penningroth, Kirner Schultheißen und zum Amt auch Nr. 310 von 1554.
  6. Vgl. Penningroth, Kirner Schultheißen.
  7. Vgl. Ohlmann, Seit wann ist die Familie Simon in Kirn ansässig?, in: Hbl. Kirn 14 (1934) Nr. 10.

Nachweise

  1. Offermanns, Kirn 107f.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 407† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0040700.