Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 391 Simmertal, Evang. Pfarrkirche 1593

Beschreibung

Grabplatte des wild- und rheingräflichen Rates Dominicus Keiser, bisher unbeachtet. 1978 anläßlich der Renovierung der 1730 neu errichteten Kirche im Chor aufgefunden, jetzt unter dem linken Emporenaufgang senkrecht an der Wand befestigt. Große, schmale Platte aus gelblichem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich unter einem im oberen Mittelfeld eingetieften, stark abgetretenen Wappen mit einem Bibelspruch zweizeilig fortsetzt. Die von einem heftigen Schlag auf das untere Mittelfeld verursachten Bruchstellen sind notdürftig geflickt.

Maße: H. 205, B. 75, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Klemens Bender) [1/1]

  1. ANNO D(OMI)NI 15 · 93 / DEN 23 FEBRVARII IST IN GOT SELIG VERSCHIDE(N) DER ERNVEST / DOMINICVS KEISER / VO(N) HANBACH REINGRAVISCHER RAHT DESE(N) SELN GOT GENAD // CHRISTVS VITA / MORS LV[CR]VM1)

Wappen:
Keiser (Blumenvase).

Kommentar

Die sorgfältig gehauene Kapitalis weist bei einigen Wörtern erhöhte Versalien auf.

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts vermehrten die die Ortsherrschaft im damaligen Simmern unter Dhaun ausübenden Wild- und Rheingrafen ihr Amtspersonal um die Stelle eines rechtskundigen Rates2), die der im Ort begüterte Verstorbene wohl in den letzten Jahres seines Lebens innehatte3). Zuvor übte der vermutlich aus Hahnenbach bei Kirn stammende Dominicus Keiser von 1572 bis 1586 das Amt eines dhaunischen Rentmeisters aus. Seine Söhne Johann Conrad und Reichardt (Caesar) traten als Rentmeister und Keller ebenfalls in die Dienste der Wild- und Rheingrafen zu Dhaun4). Die Grabplatte ist ein gutes Beispiel für die Vorliebe der bürgerlichen Beamten jener Zeit, durch Führen eines Wappens und durch die Beifügung des Herkunftsortes an ihren oft auch noch latinisierten Namen einen vornehmen (adeligen) Anschein zu erwecken5).

Anmerkungen

  1. Phil. 1,21 (verkürzt, vielleicht aus der Lutherbibel rückübersetzt).
  2. Vgl. dazu Schneider, Geschichte 162f.
  3. Vgl. etwa das wohl nach seinem Tod angelegte Verzeichnis der „Kirchengüther so Dominicus Keÿser zuhanden gehabt“ (Archiv der Evang. Kirchengemeinde Simmertal, 60).
  4. Vgl. Penningroth, Beiträge Nr. 11.
  5. Vgl. auch Nr. 489 von 1617.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 391 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0039108.