Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 390 Raumbach, Kath. Kirche (aus Meisenheim, kath. Pfarrkirche) 1592

Beschreibung

Glocke mit Meister-, Spruch- und Stifterinschrift. Erstmals im Dachreiter der 1688 als Klosterkirche der Franziskaner geweihten katholischen Pfarrkirche St. Antonius von Padua in Meisenheim nachweisbar1), wurde sie 1963 an die damals neuerbaute katholische Kirche in Raumbach abgegeben; dort hängt sie heute als hintere Glocke im Turm2). Kleine Glocke mit dreizeiliger Umschrift (A) zwischen Rundstegen, auf der Flanke ein großes reliefiertes Wappen mit der zwischen Linien umlaufenden Stifterinschrift (B). Der Textbeginn und die Zeilenwechsel werden bei (A) durch weisende Händchen markiert, als Worttrenner dient in der ersten Zeile paarweise gruppiertes, kunstvoll stilisiertes Laubwerk. Schlagton cis.

Maße: H. 45 (o. Kr.), Dm. 54, Bu. 1,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Eberhard J. Nikitsch) [1/4]

  1. A

    · CHRISTIAN · · KLAPE(R)BACH · · GOSS · · MICH · · · · ZV · · MEINTZ · / EINEN HELLEN KLANG HABE ICHWACKHER ZV SEIN ERMANE ICHWER VBER/HOREN WIERT MEINEN KLANGDER SEHE DAS ER NIT SCHLAF ZV LANG 1592a)

  2. B

    HERTZOG IOHANS PFALTZGRAF 1592

Versmaß: Knittelverse.

Wappen:
Pfalz-Zweibrücken.

Kommentar

Der gut bezeugte Christian Klapperbach d.Ä. wurde 1572 zum Büchsen- und Brunnenmeister des Erzstiftes Mainz bestellt3); zu seinem Tätigkeitsbereich gehörte wohl auch ein gelegentlicher Glockenguß4). Herzog Johann I. von Pfalz-Zweibrücken5) dürfte als Meisenheimer Stadtherr für die Finanzierung der Glocke aufgekommen sein, die aufgrund ihrer beiden originellen, das Leben der Bürger betreffenden Knittelverse ursprünglich wohl eher dem profanen Bereich zugedacht war und später unter den dann katholisch gewordenen Herzögen den sich erst Ende des 17. Jahrhunderts etablierenden Franziskanern übereignet wurde.

Textkritischer Apparat

  1. Kdm. und Liste der Glocken überliefern fälschlich 1522.

Anmerkungen

  1. Vgl. Lurz, Meisenheim 62f. und Nr. 240 XIII.
  2. Die vordere, reich mit Inschriften und Reliefs versehene Glocke hat die gleiche Herkunft und wurde 1736 von J.J. Speck und P. Strobel gegossen (Text bei Kdm. 270).
  3. Vgl. den Wortlaut des Vertrages bei H. Schrohe, Aufsätze und Nachweise zur Mainzer Kunstgeschichte (Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz 2) Mainz 1912, 190-192.
  4. Bis zu seinem Tod 1596 sind ihm etwa zehn Glocken zuzuweisen, vgl. Fritzen, Glockengießer I 87f.
  5. Vgl. zu ihm Nr. 477 von 1614 mit Anm. 7.

Nachweise

  1. Kdm. 270.
  2. Liste der Glocken (1942) 5.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 390 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0039009.