Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 385 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1592

Beschreibung

Epitaph für den Sobernheimer Schultheiß Johann Schneck. Früher an der Nordwand des Chores befestigt, wurde es 1960 anstelle der neugotischen Kanzel am rechten Chorpfeiler aufgestellt1). Monumentale, dreizonige Pilasterädikula aus hellem Sandstein: Unter dem mit einem Steinmetzzeichen (Nr. 30) versehenen Dreiecksgiebel ein seitlich mit Masken geschmückter Architrav, darauf der dreizeilige Bibelspruch (A). Darunter befindet sich eine große Platte mit Umschrift auf erhabener Leiste und zehnzeiliger, mit einem Spruch abschließender Versinschrift (B) im Mittelfeld; darüber das Vollwappen des Verstorbenen, darunter zwei kleine bezeichnete Ahnenwappen. Die Platte wird von zwei mit Beschlagwerk und Kompositkapitellen versehenen Pilastern flankiert. Auf ihren Basen sind weitere Steinmetzzeichen eingehauen (links Nr. 31, rechts Nr. 32). In der Sockelzone folgt abschließend die vierzeilige, leicht verwitterte Spruchinschrift (C) auf einer Rollwerktafel. Am Rahmen geringe Ausbesserungen.

Maße: H. 350, B. 150, Bu. 3-5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Klemens Bender) [1/2]

  1. A

    IOAN(NIS) XI. / ICH BIN DIE VFFERSTEHV(N)Ga) V(N)D DAS LEBENb). / WER AN MICH GLAVBETc) DER WIRD LEBEN.2)

  2. B

    ANNO 1 · 5 · 92 · DEN 15 MAR/TII, IST IM HERREN ENTSCHLAFEN DER ERNVEST VND ACHPAR / IOHAN SCHNECK SCHVLTHEISd) / ZV SOBERNHEIMd), WELCHEM GOT EIN FROLICH VFFERSTEHVNG V(ER)LEI //ALS MAN ZALT EINDAVSE(N)T IARFVNFHVNDERT NEVNZIG · 2 · FVRWARe)IN GOT DEM HERN ENTSCHLAFE(N) ISTe)DER ER(N)VEST IOHAN SCHNECK EI(N) CHRISTe)ZV SOBERHEIMf) ER SCHVLTHEIS WARBEINAH IN DAS DREIZEHEND IARGOT WIRT IN VFFERWECKEN FEINMIT ALLEN AVSERWOLTEN SEINVND GEBEN IM DIE SELIGHKEITSO VNS DVRCH CHRISTVf) ISf) BEREITd) //SELICH SEIND DIE DODTE(N) / DIE IM HERN STEBBE(N)g).3)

  3. C

    VOS QVI TRANSITIS / MEMORES NOSTRIh) QVOQ(VE)i) SIT(I)S /QVOD SVMVS HOC ERITIS / FVIMVS QVA(N)DOQ(VE) QVOD E(S)TISk).

Übersetzung:

Ihr, die ihr vorübergeht, seid auch uns eingedenk. Was wir hier sind, werdet ihr sein; wir sind einst gewesen, was ihr seid.

Versmaß: Knittelverse; zwei leoninische Hexameter, ein- und zweisilbig gereimt.

Wappen:
Schneck (Hirschgeweih, Hz. zwei Arme, einen Knoten knüpfend); unbekannt (Eichenzweig, zwischen der Eichel mit A. K. bezeichnet); unbekannt (großes A mit Deckbalken und gebrochenem Mittelbalken, an den Seiten mit G. D. bezeichnet).

Kommentar

Während der Bibelspruch (A) und die Umschrift in einer sorgfältig gearbeiteten Kapitalis abgefaßt sind, scheinen die beiden anderen Inschriften etwas ungelenk von anderer Hand gehauen worden zu sein – vermutlich sind damit die drei unterschiedlichen Steinmetzzeichen in Verbindung zu bringen. Das ganz der Renaissance-Architektur verpflichtete Epitaph, das sich im Grunde genommen aus einer Grabplatte und einem aufwendigen Architekturrahmen zusammensetzt, spiegelt eindrucksvoll das Selbstbewußtsein des höchsten herrschaftlichen Beamten der Stadt wieder. Standort, Wappen, der versifizierte Lebenslauf und auch der in gebundenem Latein abgefaßte memento-mori-Spruch erheben den langjährigen Schultheiß über seine Mitbürger. Ebenso Ausdruck seines Standes und seiner Vermögenslage ist das repräsentative Wohnhaus, das sich Johann Schneck bereits zu Beginn der siebziger Jahre mit dem sogenannten Priorhof4) erbauen ließ.

Die Beziehung der beiden unteren Ahnenwappen zur sonst unbekannten Biographie des Verstorbenen bleibt vorerst unklar. Bei dem 1589 verstorbenen Kirner Schöffen Hans Schneck5) könnte es sich aufgrund der Wappenähnlichkeit um einen nahen Verwandten gehandelt haben.

Textkritischer Apparat

  1. Beide E klein eingestellt.
  2. Das erste E klein eingestellt.
  3. A und T klein eingestellt.
  4. I klein eingestellt.
  5. Letzter Buchstabe in den Rand gehauen.
  6. Sic!
  7. Sic! Erstes E klein eingestellt.
  8. R klein eingestellt.
  9. O klein eingestellt.
  10. S klein eingestellt.

Anmerkungen

  1. Freundlicher Hinweis von H.E. Berkemann, Sobernheim.
  2. Joh. 11,24.
  3. Off. 14,13.
  4. Vgl. Nr. 333 von 1572.
  5. Vgl. Nr. 371 von 1589.

Nachweise

  1. Kdm. 362.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 385 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0038504.