Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 369 Guldental-Heddesheim, Evang. Pfarrkirche (1570) 1587

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Epitaph der Anna von Koppenstein, geb. (Wolf) von Metternich(-Gracht), rechts vorne in die nördliche Kirchenwand eingelassen. Große, durch stark vorspringende Gesimse in vier Zonen gegliederte Ädikula aus Sandstein. Unter der nur noch fragmentarisch erhaltenen Bekrönung eine eierstabgerahmte Volutenkartusche mit siebenzeiligem Bibelspruch (A). Darunter die Standfigur der Verstorbenen unter einem von Pilastern getragenen Rundbogen und abschließend eine nahezu quadratische Beschlagwerkkartusche mit der eigentlichen Grabinschrift (B) in zehn Zeilen. Auf den rahmenden Pilastern befanden sich je vier Ahnenwappen mit entsprechenden Beischriften; erhalten haben sich noch zwei Wappen sowie eine zugehörige und zwei unabhängige Beischriften. Die fast vollplastisch gearbeitete Figur sowie die rechte Seite des Epitaphs wurde 1689 bzw. um 1800 durch französische Soldaten1) schwer beschädigt; zudem sind die Inschriften durch den modernen, überaus dick aufgetragenen Aufstrich mit roter Farbe kaum noch lesbar.

Maße: H. ca. 290, B. 143, Bu. 2,5-4 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. A

    Gott hat vns nit gesetzt zum zorn / sondern die seligkeit zu besitzen / durch vnsern herrn jesum chris/tum der fur vns gestorben ist: / Avff das wir wachhen oder schla/ ffen zugleich mit ihme leben sollen / 1. Thessa. 52)

  2. B

    Anno Domini 1570 den 8.a) / februarÿ vmb fünff vhr nach=/mittag ist in gott seliglichen endtsch/laffen die Edel [vnd Viel]b) Tugentreiche / Anna von Coppenstein Geborne von / metternich des edlen vnd Ernvesten / Bernharts von Coppensteins eheliche hausfraw gott verleihe ihr vnd allen / glaubigen Cristen eine froliche / Aufferstehung Ammenc). 1 · 5 · 87

Wappen:
unkenntlich (Metternich), Nickenich, unkenntlich, Bourscheidt (drei 2:1 gestellte Herzchen); unkenntlich (Metzenhausen), unkenntlich, unkenntlich, unkenntlich.

Kommentar

 

Wappenbeischriften:

Metternich, Nickenich, unkenntlich, unkenntlich; Metzenhausen, unkenntlich, unkenntlich.

Da die Verstorbene in den vorliegenden Stammtafeln derer von Metternich3) nicht nachzuweisen ist, dürfte die von Helwich überlieferte Nachricht, Bernhard von Koppensteins erste Gemahlin sei eine geborene „Wölffin genandt Metternich“4) gewesen, jedoch kinderlos verstorben, glaubwürdig sein. Trotz des durch die erhaltene Wappenbeischrift erstmals nachweisbaren Konnubiums ihres Vaters Adam Wolf von Metternich-Gracht5) mit einer von Metzenhausen, ist die Rekonstruktion der verlorenen Wappen und Beischriften nahezu unmöglich. Die Diskrepanz zwischen Todesdatum und Fertigstellung des Epitaphs erklärt sich vermutlich aus dem Umstand, daß Bernhard von Koppenstein (†1621) seiner ersten, nach dreijähriger Ehe früh verstorbenen Frau ein standesgemäßes Denkmal setzen wollte, da er im Jahr 1586 ein zweites Mal heiratete6), den alten Wohnsitz auf dem bei Heddesheim gelegenen Schwanenfelder Hof verließ und auf seinem Eigenbesitz zu Mandel7) eine eigene Linie begründete.

Das repräsentative Epitaph dürfte in der Werkstatt des simmern‘schen Bildhauers Johann von Trarbach entstanden8) bzw. seinem Meisterschüler Hans Trapp9) zuzuschreiben sein.

Textkritischer Apparat

  1. Erste Zeile in größeren Buchstaben.
  2. Schriftverlust durch zwei rechteckige Vertiefungen, Ergänzungen hypothetisch.
  3. Sic!

Anmerkungen

  1. So Lehfeldt bzw. Weinmann.
  2. 1 Th. 5,9f.
  3. Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 48-54.
  4. Helwich, Op. gen. IV, fol. 380v.
  5. So Zwiebelberg, Koppenstein 149.
  6. Mit Anna Waldecker von Kaimt (†1607), begraben in Mandel; vgl. Möller, Stammtafeln NF II Taf. LXI.
  7. Vgl. Zwiebelberg, Koppenstein 147 und 150.
  8. So Zimmermann, Nahegebiet 32 und Kdm. 176.
  9. Vgl. zu ihm Nr. 367 von 1586/87 Anm. 21.

Nachweise

  1. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 295 (teilw.).
  2. Weinmann, Heddesheim 14 (teilw.).
  3. Kdm. 176f.
Addenda & Corrigenda (Stand: 30. September 2014):

Dank der Recherchen von Dr. Helmut Hartmann (Brief vom 25. September 1995) und Johannes Mötsch (Rez. DI 34, S. 338), konnten die Wappen inzwischen identifiziert und die Verstorbene präziser erfasst werden. Anna war eine Tochter des Stephan von Metternich zu Bourscheid (+ 1558) und der Maria von Metzenhausen. Weibliche Vorfahren väterlicherseits waren Margareta von Weiher zu Nickenich, Sibylla Beissel von Gymnich und Maria von Bourscheid zu Esch (an der Sauer); mütterlicherseits Johannetta von Orley, Margareta Boos von Waldeck und Franziska d'Argenteau (v. Erkental). Daraus ergibt sich folgende ideale Reihenfolge.

 
Wappen:
Metternich, Weiher zu Nickenich, Beissel zu Gymnich, Bourscheid zu Esch; Metzenhausen, Orley, Boos von Waldeck, Argenteau.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 369 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0036904.