Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 355† Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1584

Beschreibung

Grabdenkmal mit einer Translationsinschrift des Johann Schweikhard d.Ä. von Sickingen, verbunden mit drei Memorialinschriften für seine Ahnfrauen Schonette von Sickingen geb. von Sien, Margaretha von Sickingen geb. Puller von Hohenburg und Hedwig von Sickingen geb. von Flersheim. Noch 1660 neben dem Altar in der Nordwand des Chors („in fornice“)1) nachgewiesen, verschwand es vermutlich nach dem nach 1700 erfolgten Neubau der Klosteranlage. Es handelte sich um drei einzelne, von links nach rechts senkrecht in die Wand eingelassene Steine mit den eingehauenen Memorialinschriften (B), (C) und (D), eingerahmt von der erklärenden Umschrift (A). Jeder Stein war mit vier Ahnenwappen versehen, sonstige Ausführung unbekannt.

Nach Helwich.

  1. A

    Anno 1584 · 13 · Nouembrisa) Ließ der Edel vnnd Vest Johan Schweikart von Sickingen den higedachten Edlen seinen lieben ahn, Vhran vnnd Ober Vhran Frauwenb) begrabenen ihre Epitaphia außheben vnnd in der pfar Kirchen zu Ebernburgk auffrichten. Welchen gott ein froliche aufferstehung verleihe Amen.

  2. B

    Hi Ligt frauw Schonet von Seen des Edlen vnnd Ernuesten Rheinhartes von Sickingen eheliche gemalin so rhulich verschiedten an dem heiligen iahrs tag anno Christi M · vierhundert achtzig drei der selen der frid Gottes ewiglich Rhuw seÿ Amen.

Datum: 1. Januar 1483.

Wappen:
Landschad von Steinach, Sickingen; Sien, Nackenheim.

  1. C

    Im Jahr nach der geburt Christi 1507 ist verschieden die Edle vnnd tugentsame Frauw Margretha von Sickingen ihres geschlechts von Hoenburgk des erfaren Kriegsmanns herrn Schweickartes von Sickingen ritters, der Churf(ürstlichen) Pfaltz großhoffmeister, ehegemahlin, der sehlen gott d(er) almechtig vnnd gütig gott die ewige rhue vnnd freudt gebe Amen.

 
Wappen
Sien, Sickingen; Puller von Hohenburg, Boos von Waldeck.

  1. D

    Im Jar nach der geburt Christi 1515 des 9. Januarii ist in Gott seliglich verschieden die Edle vnnd tugentsame frau Hetwigin geborne von flerßheim des dapfern vnnd gewaltigen Kriegshelden Francisci von Sickingen Kaiser Caroli des funften Rath, Kemmerers vnnd Obristen eheliche gemahl welcher seelen gott die ewige rhue gebe Amen.

 
Wappen
Puller von Hohenburg, Sickingen; Flersheim, Kranch von Kirchheim2).
Johann Schweikhard d.Ä. von Sickingen3), ein Enkel Franz von Sickingens (†1523), begründete mit seiner Gemahlin Beatrix von Lützelburg4) im Jahr 1575 die Seitenlinie Sickingen zu Ebernburg. Vermutlich ist die inschriftlich festgehaltene, nur hier bezeugte Überführung der aufwendig gearbeiteten Grabdenkmäler5) seiner drei Ahnfrauen (Großmutter, Urgroßmutter, Ururgroßmutter) aus der (vorreformatorischen) Sickingen‘schen Grablege6) im Chor der Franziskanerkloster-Kirche zu Kreuznach in die Pfarrkirche zu Ebernburg7) in diesem Zusammenhang zu sehen. Zudem war das Kloster bereits seit 1568 aufgehoben und fand nun als bürgerliches Hospital Verwendung. Da die Gebeine der Verstorbenen im Jahre 1584 offenbar nicht mit erhoben wurden, dienten die damals neu angefertigten Platten zusammen mit ihren jetzt in deutscher Sprache und im Stil der Zeit gehaltenen Inschriften als direkte Stellvertreter. Die überführten originalen Grabdenkmäler waren 1615 und 1660 in der Ebernburger Kirche noch vorhanden; davon erhalten hat sich lediglich ein Fragment der Grabplatte der Margaretha von Sickingen.

Textkritischer Apparat

  1. Datum fehlt bei Bürvenich.
  2. Bei Bürvenich steht an dieser Stelle Frawen zimhern allhie zu St. Wolfgang begraben ihre ...

Anmerkungen

  1. So Bürvenich 425.
  2. Nur Beischrift ohne Wappenzeichnung.
  3. Vgl. zum Folgenden Europ. Stammtafeln NF XI Taf. 63, 64 und 66.
  4. Vgl. Nr. 469 von 1610.
  5. Vgl. Nrr. 159, 238 und 245.
  6. Vgl. zu den Sickingen als Gönner des Franziskaner-Klosters Stein, Franziskaner-Kloster 41. – Eine späte, singuläre Bestattung vor dem vorliegenden Grabdenkmal ist für das Jahr 1644 für ein namenloses Töchterchen des katholisch gewordenen Johann Arnolds von Sickingen zu Ebernburg überliefert, vgl. Bürvenich 426f.
  7. Nach Helwich befanden sich die Denkmäler in der Burgkapelle der Ebernburg, vgl. Nr. 143 von 1472.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 219f.
  2. Bürvenich, Annales 425f.
  3. Herpers, Descriptio 246 (erw. nach Bürvenich).
  4. Roth, Syntagma 3 (1884) Sp. 73 (nach Helwich).
  5. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 21 (nach Helwich).
  6. Stein, Kloster 99 (nach Bürvenich).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 355† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0035503.