Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 354† Hennweiler, Evang. Pfarrkirche 1583

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Fragmente vom gemeinsamen Grabdenkmal Ludwigs von Schwarzenberg und seiner Frau Schönette von Landsberg. Ehemals innen im Chor der Vorgängerkirche, dann als Fragment in der südlichen Rundbogennische der jetzigen Turmhalle1) nachgewiesen, wurde es wohl anläßlich der Renovierung der Kirche in den Jahren 1968-71 ins damalige Mittelrheinische Landesmuseum nach Mainz2) überführt, dort ist es jedoch nicht mehr auffindbar3). Den Beschreibungen (Ohlmann und Kdm.) zufolge handelte es sich um die Reste eines monumentalen Epitaphs mit zwei (vermutlich vor einem Kreuz) einander zugekehrt knienden Figuren, von denen sich Teile des Körpers, der Knie, der Köpfe und der Arme erhalten hatten. Der Architekturrahmen wies anscheinend insgesamt acht quadratische Vertiefungen für Schiefertäfelchen mit Ahnennamen auf, von denen vier bzw. fünf kopial überliefert sind (C). Eine weitere Tafel war mit einem Bibelspruch beschriftet (A). Zudem befand sich – laut einer vom damaligen pfalz-zweibrückischen Amtsschreiber Kobbeus im Jahr 1756 beglaubigten Abschrift – an dem Grabdenkmal eine bereits vor 1886 bzw. 1926 verlorene, „steinerne Leye (=Schiefertafel), worin die ... Inscription mit goldenen Buchstaben eingehauen gewesen“ (B). Eine zweite, „an die Nebenseite dieses Epitaphii, unter das Bildniß der Schwarzenburgischen Freyfrau gehörigen“ Tafel mit einer weiteren Grabinschrift konnte bereits vor 1756 nicht mehr aufgefunden werden4). Das bedeutende Grabdenkmal scheint während der französischen Besetzung der Rheinlande Anfang des 19. Jahrhunderts zerstört worden zu sein5).

Nach Kdm. (A und C), Schreiben (B) und Ohlmann (C).

Hans-Werner Ziemer [1/1]

  1. A

    Also hat Gott die Welt geliebet6)

  2. B

    Hier ruhe ich Ludwig Lobesan,Von Schwartzenburg ein Edler Stamm,Gott hats also geordnet zwar,Daß ich der lezt des Nahmens war,Gerechtigkeit hab ich geübt,Den Fried und Ruhe allzeit geliebt,Daher rühmt mich der Adel hoch,Mein Volck nent mich ein Vatter noch,Funffzig Fünff Jahr hab Jch vollendt,Meine Seel nahm Gott in seine Händ.

  3. C

    [Schwarzenberg]a), Sotternb), Elterc), [Utingen]; [Haraucourt], Dalhemd), Hüfelene), Lenuncourtf)

Versmaß: Knittelverse.

Kommentar

Die verlorene Grabinschrift besteht aus fünf deutschen, paargereimten Knittelversen, ein Typ, der sich im Bearbeitungsgebiet nur vereinzelt nachweisen läßt7).

Ludwig wurde um 1528 als einziger Sohn des ebenfalls in der Stiftskirche begrabenen Johann von Schwarzenberg (zu Wartenstein)8) und seiner Frau Margarete von Haraucourt9) geboren. Er war mit Schönette von Landsberg verheiratet. Burg Wartenstein scheint dem Ehepaar nicht mehr als Wohnsitz gedient zu haben – erwähnt werden dort nur noch die von Ludwig eingesetzten Amtleute10). Mit ihm starb die Linie Schwarzenberg zu Wartenstein aus; nach einigen Querelen mit Kurtrier gelangte der Besitz über seine Erbtochter Ursula an seinen Schwiegersohn Johann von Warsberg, Herr zu Rheineck11). Da die Wappenbeischriften die Vorfahren seines Vaters und seiner Mutter, jedoch nicht die seiner Frau nennen, scheint das vermutlich von dem Simmerner Bildhauer Johann von Trarbach12) bzw. seinem Schüler Hans Trapp13) angefertigte Grabdenkmal nur für ihn errichtet worden zu sein. Die gemeinsame Darstellung mit seiner wohl später verstorbenen und nicht unbedingt am gleichen Ort beigesetzten Gemahlin entspricht der zu dieser Zeit typischen Form des Adelsepitaphs14).

Textkritischer Apparat

  1. Die rekonstruierte Anordnung der Tafeln mit den teilweise erschlossenen Ahnennamen richtet sich nach der zuverlässigen genealogischen Überlieferung bei Möller, Stammtafeln AF III, Taf. XCII und den zeittypischen Gewohnheiten. Ohlmann bezeichnet die Familiennamen zwar als „in gotischer Schrift“ ausgeführt, meint aber wohl die ähnlich aussehende Frakturschrift.
  2. Ohlmann überliefert Sötern.
  3. d‘Autel, vgl. Nr. 317 von 1562.
  4. Ohlmann überliefert Dalheim.
  5. Dieser Name wurde bisher nicht identifiziert, könnte folglich mit dem folgenden ausgetauscht werden.
  6. Nur bei Ohlmann überliefert. – Vgl. Anm e.

Anmerkungen

  1. Das Grabdenkmal stand ursprünglich zentral im Chor der Kirche, wurde dann durch den Einbau eines Hochaltars durch die Katholiken verdeckt, wobei die beschrifteten Tafeln des Epitaphs im Verlauf der Hennweiler Religionsstreitigkeiten von dem damaligen Pfarrer Molitor vor 1737 abgenommen und versteckt wurden; vgl. dazu ausführlich Schreiben 106.
  2. Vgl. Dehio Rheinland-Pfalz 362.
  3. Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. Horst Reber, Landesmuseum Mainz.
  4. Zit. nach Schreiben 106 und 128.
  5. So Ohlmann.
  6. Joh. 3,16.
  7. Vgl. Nr. 575 von 1668.
  8. Vgl. Nr. 319 von 1565.
  9. Vgl. Nr. 327 von 1570.
  10. Vgl. Ohlmann, Wartenstein 18 (1938) Nr. 3, S. 11.
  11. Vgl. dazu P. Wey, Das Geschlecht der Freiherren v. Warsberg im trierisch-lothringischen Raum, in: Archiv für Sippenforschung 43 (1977) H. 68, 235ff. – Die Herren von Warsberg(-Dorth) befinden sich bis heute im Besitz der Burg; vgl. R. Karbach, Schloß Wartenstein – eine stolze Vergangenheit und eine traurige Gegenwart, in: HHbll. 24 (1984) Nr. 60, 356ff.
  12. So Zimmermann, Nahegebiet 31. – Vgl. zum Künstler Nr. 367 von 1586/87 mit Anm. 17.
  13. So Müller-Dietrich, Neue Funde 102. – Vgl. zum Künstler Nr. 367 von 1586/87 mit Anm. 21.
  14. Vgl. ebd. den ähnlichen Fall; allerdings werden hier die Ahnen der Ehefrau aufgeführt.

Nachweise

  1. Schreiben 128.
  2. Ohlmann, Hennweiler Nr. 6.
  3. Kdm. 180.
  4. Nikitsch, Inschriftenüberlieferung 385.
Addenda & Corrigenda (Stand: 30. September 2014):

Das verschollene, heute nicht mehr vorhandene Schiefertäfelchen mit dem Bibelspruch (A) befand sich noch 1980 als Einzelstück unbeachtet in einer Ecke des Chors. Diesen Hinweis samt einem damals angefertigtem Foto verdanke ich der Freundlichkeit von Herrn Hans-Werner Ziemer, Hennweiler, Brief vom 21. Oktober 1993. Die in markanter Fraktur ausgeführte Inschrift lautet:

  1. [Also] hat gott die welt gelibett / [Das] er seinnen einigen son gab / [Auff] das alle die an in gleuben / [Nic]ht verloren werden son=/[der]n das ewige leben haben. / J[o]h: iii. Cap:

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 354† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0035405.