Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 353† Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche (1570)/nach 1581

Beschreibung

Epitaph (?) für Johann von Dienheim und seine Familie. Noch 1614 in der damaligen Stadtpfarrkirche nachgewiesen, verloren. Zwei Wappen, sonstiges Aussehen unbekannt.

Nach Helwich.

  1. Anno d(omi)ni 1570 den 30 Nouembrisa) starb der edel vnnd ehrnuest Johan von Dienheim churfurstlicher Pfalz Oberamptman zu Creutznach.Vrsula von Dienheim geborne Crätzin.Filiib).Gerhardt, Friderich geistlich, Weigandt, Sÿbert, Ebert Bischoff zu Speÿer, Jo(h)an geistlich, Peter, Jo(hann)es Henric(us) geistlich, Paul(us) Wigant, Seibert, Caspar, Hans Frid(erich).Filiaeb).Agnes, Margreth, Agnes, Clara.

Wappen:
Dienheim, Cratz von Scharfenstein.

Kommentar

Der in kurpfälzischen Diensten stehende Johann von Dienheim erhielt bereits anläßlich seines Todes eine Grabinschrift1), vermutlich auf einer Grabplatte. Form und Anordnung des vorliegenden Textes lassen demgegenüber auf ein (gemaltes?) Epitaph als Inschriftenträger schließen, auf dem die gesamte Familie (vielleicht kniend als Beterreihe?) abgebildet und mit Namensbeischriften versehen war. Die Datierung ergibt sich aus dem angegeben Stand des Sohnes Eberhard, Domherr zu Worms, Propst zu Weißenburg und seit dem 20. September 1581 Bischof von Speyer2).

Auch über das Schicksal der weiteren Familienmitglieder sind wir gut unterrichtet3). Seine Gemahlin Ursula, Tochter Caspars Cratz von Scharfenstein4) übersiedelte nach dem Tod ihres Mannes (wohl zu ihrem Sohn) nach Speyer, verstarb dort 1584 im Alter von 75 Jahren und wurde im Domkreuzgang5) begraben. Einige ihrer Söhne schlugen die geistliche Laufbahn ein: So war der 1547 jung verstorbene Friedrich Kanoniker am Wormser Dom6), der 1573 verstorbene Johann der Jüngere Stiftsherr am Mainzer Dom und an St. Alban7), der 1607 verstorbene Johann Heinrich Domkapitular zu Mainz8), dann Domsänger zu Speyer, Propst zu Erfurt und Rektor zu Ottersweiler. Über ihre weiteren Söhne Gerhard und Caspar ist nichts bekannt, vermutlich verstarben sie früh – ebenso wie deren in der hier vorliegenden Inschrift nicht erwähnter Bruder Tiburtius. Paul Wiegand hingegen habe sich – so Humbracht – „überstudirt“. Hans Friedrich (†1582) war mit Maria Jacobe von Hattstein verheiratet, Wiegand (†1609) mit Cordula von Streitberg, der bereits 1597 verstorbene Seifried (Seibert)9), kurpfälzischer Amtmann zu Bacharach, nacheinander mit Maria von Koppenstein, Regina von Fleckenstein und Maria Elisabeth Knebel von Katzenelnbogen – er soll 1565 seinen mit Agatha von Reifenberg verheirateten Bruder Peter erstochen haben. Über die vier Töchter ist nichts bekannt, vermutlich starb eine der beiden gleichnamigen Schwestern noch im Kindbett.

Textkritischer Apparat

  1. Wohl irrtümlich für „Septembris“; vgl. seine Grabinschrift Nr. 329 von 1570.
  2. Vermutlich Zusatz von Helwich.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 329 von 1570.
  2. Vgl. zu ihm ausführlich F.X. Remling, Geschichte der Bischöfe von Speyer 2, Mainz 1854, 397f.
  3. Vgl. zum Folgenden Humbracht, Zierde Taf. 17.
  4. Vgl. Nr. 241 von 1512.
  5. Vgl. die Notiz bei Helwich Op. gen. I fol. 472v und den Text ihres von ihrem Sohn Eberhard gestifteten Grabdenkmals bei Remling (wie Anm. 2) 435 Anm. 131 und zu einer weiteren Grabinschrift Kunstdenkmäler der Pfalz, Stadt und Bezirksamt Speyer, bearb. v. B.H. Röttger (Die Kunstdenkmäler von Bayern VI,3). München 1934, 405.
  6. Vgl. DI 29 (Worms) Nr. 436.
  7. Vgl. DI 2 (Mainz) Nr. 474.
  8. Vgl. ebd. Nr. 520.
  9. Der Name taucht zweimal auf, vermutlich eine Verwechslung mit dem fehlenden Tiburtius.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 313f.
  2. Roth, Syntagma 2 (1884) 44.
  3. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (beide nach Helwich).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 353† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0035307.