Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 297 Meisenheim, Marktgasse 5-7 2.V.16.Jh.?

Beschreibung

Spruchinschrift auf einem Tür- oder Fenstersturz. Vermutlich als Spolie innen in die gemeinsame Erdgeschoßwand der beiden in der heutigen Form wohl erst im 17. Jahrhundert errichteten Häuser verbaut (heute innere Westwand der Garage des ehemaligen Hauses Marktgasse 7). Ehemals unter Putz, wurde sie bei Renovierungsarbeiten zu Beginn der siebziger Jahre von dem heutigen Besitzer entdeckt und später freigelegt1). Zweigeteilter, profilierter Sturz aus gelblichem Sandstein mit schwarz gefaßter Inschrift auf der oberen Leiste, die sich nach rechts auf einem kleinen zugehörigen Quader zweizeilig fortsetzt. Buchstabenverlust durch zwei Dübellöcher.

Maße: H. 16, B. 165, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. MIN[C]H · VNDa) · PFAFEN · HABEN · 2 GOT ·DEN · BAPST · HIE · DEN // TEIVEL / DORT

Versmaß: Knittelvers.

Kommentar

Dieser dem katholischen Klerus extrem feindlich gesonnene Vers dürfte aufgrund von Schriftform (reine Kapitalformen, Nodus an der Haste des D bei DORT) und Inhalt in das zweite Viertel des 16. Jahrhunderts zu datieren sein.

Dem guten Erhaltungszustand nach befand sich die Inschrift stets im Inneren des damaligen Hauses. Sollte sich der Spruch – abgesehen von seiner allgemein reformationszeitlichen Polemik – auf Meisenheimer Verhältnisse beziehen, könnte er auf die sechs Ordenspriester der dortigen Johanniter-Kommende anspielen2), die neben der Meisenheimer Schloß- und Pfarrkirche auch die Kirchen und Kapellen der umliegenden Orte zu versehen hatten. Allerdings sind gerade bei dieser Kommende bereits seit 1526 starke reformatorische Tendenzen zu beobachten, die von der pfalz-zweibrückischen Landesherrschaft zurückhaltend geduldet wurden.

Textkritischer Apparat

  1. Lurz liest MIN · HVND.

Anmerkungen

  1. Freundlicher Hinweis von Herrn H.-J. Kottwitz, Meisenheim.
  2. Vgl. zum Folgenden Rödel, Johanniter-Kommende 141f.

Nachweise

  1. Lurz, Meisenheim 127.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 297 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0029706.