Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 294 Hahnenbach, Evang. Kapelle 1548

Beschreibung

Glocke mit Meister- und Namensinschrift. Sie hing bis 1882 in der damals abgerissenen Vorgängerkirche des 14. Jahrhunderts1), dann als Gemeindeglocke im Turm des Back-, Spritzen- und Kelterhauses, zeitweise an einem freistehenden, hölzernen Glockentürmchen2) und schließlich in der 1932/33 neu errichteten katholischen Kapelle. Heute hängt sie im schwer zugänglichen Glockenstuhl der 1948/49 neu erbauten Kapelle3). Kleine Glocke mit zweizeiliger, durch doppelte Rundstege getrennten Inschrift, darüber ein auffälliger Fries (wilder Mann mit Blumengirlanden, begleitet von einem Eierstab). Der Textbeginn der zweiten Zeile wird durch drei aufeinanderfolgende Reliefs auf Plaketten markiert: Muttergottes mit Kind, Mariä Verkündigung, Anbetung der hl. drei Könige. Als Worttrenner dienen Rosetten. Die Glocke befindet sich in einem guten Zustand.

Maße: H. ca. 50 (o. Kr.), Dm. ca. 61, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. + S(AN)C(T)Aa) IOHANNVSa) · HEISCHENa) · ICH ·GREGORIVS · VAN · TRIER / GOVSb) · MICH ·ANNO · 1548

Versmaß: Knittelvers.

Kommentar

Sämtliche N der gut gearbeiteten, hier erstmals im Bearbeitungsgebiet auf Glocken verwendeten Kapitalis erscheinen spiegelverkehrt. Der zweizeilige Knittelvers kombiniert den Namen der Glocke und den des Gießers – ein beliebtes Verfahren des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit.

Die vorliegende Johannesglocke stammt aus der Werkstatt des bekannten Glockengießers Gregor von Trier, der bis 1574 zahlreiche Glocken auch im Mittelrheingebiet anfertigte4). Der zunächst in Aachen5) ansässige Meister wurde bereits 1541 in die Schmiedezunft zu Lüttich aufgenommen und dort 1546 als Glockengießer genannt.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Sic! Vor diesem Wort befinden sich die drei Reliefs.

Anmerkungen

  1. Vgl. Lehfeldt 346. – Eine weitere Glocke aus der 2. Hälfte des 15. Jh. wurde 1917 eingeschmolzen, vgl. Nr. 193.
  2. Vgl. die im Jahr 1930 angefertigten Fotos im LfD Mainz, Fotoarchiv Neg.-Nrr. 16015-16018.
  3. Vgl. Klein, Chronik Hahnenbach, 374 und 382 sowie H.-W. Ziemer, Vor 50 Jahren: Einsegnung der kath. Kapelle in Hahnenbach. In: NK (1982) 96.
  4. Darunter auch im Jahr 1565 eine weitere Johannesglocke für die kath. Pfarrkirche in Lorch; vgl. künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis und die Listen bei Walter und Wiegand, Glockenkunde 51.
  5. Freundlicher Hinweis von Herrn Jörg Poettgen vom 20. April 1992; vgl. dazu auch Dorgelo, Klokkengieters 8f.

Nachweise

  1. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 347.
  2. Walter, Glockenkunde 889 (erw.).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 294 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0029409.