Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 276 Guldental-Heddesheim, Evang. Pfarrkirche 1533

Beschreibung

Grabplatte bzw. Epitaph für Peter von Wachenheim und seine Frau Agnes von Leyen, senkrecht in die südöstliche Kirchenwand eingelassen. Große, mit vier Wappen in den Ecken versehene Platte aus Sandstein mit Umschrift auf breiter Leiste, die sich im vertieften Mittelfeld auf einer schwach reliefierten, mit einer granatapfelartigen Fruchtgirlande behängten und von einem Rundbogen umfaßten Muschelnische fortsetzt. Davor steht das sich leicht zuwendende Ehepaar in adeliger Kleidung; er barhäuptig mit Kommandostab in der Rechten und der Linken am Schwert, sie in langem, faltenreichen Gewand mit Haube und Rosenkranz in den gefalteten Händen. Die Figuren wurden wohl um 1800 durch französische Truppen1) im Kopf- und Brustbereich stark beschädigt, zudem erhielten sie in neuerer Zeit einen dicken rötlichen Farbaufstrich. Die Kante der rechten Hälfte liegt unter Putz.

Maße: H. 250, B. 120, Bu. 6-7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. AN(N)O · D(OMI)NI · M · D · XXXIII · VFF / DE(N) · 13 · TAG · AVGVS(TI) · IST · GESTOR(BEN) · DER · ERE(N)FEST · PETER · VO(N) · WACHE(N)HEY(M) · / DE(M) · GOT · G(N)AD · AN(N)O · 1 · 5 〈..〉 · VFF · / DE(N) · 〈..〉 · TAG · 〈.....〉 · IST · GESTOR(BEN) · DIE · EDLE · FRAW · AG(N)ES · GEBOR(NE)= // VO(N) · LEYN · DER · G(OTT GNAD)

Wappen:
Wachenheim (Balken, darüber ein senkrechter Pfeil), Gundheim (Vogelfuß in mit Steinen bestreutem Feld); Leyen (Sparren, begleitet von zehn 3:3:4 gestellten Schindeln), Heusenstamm.

Kommentar

Dieses in Schrift und Ausführung ganz hervorragend gestaltete Renaissancedenkmal2) wurde bislang der Werkstatt des Meisters Jakob, bzw. der des Meisters L. S.3) zugeschrieben. Neueren Untersuchungen4) zufolge handelt es sich wohl um eine späte Arbeit des Mainzer Bildhauers Johannes Wagner, einem Mitglied der Werkstatt des Backoffenschülers Peter Schro. Wie die freigelassenen, unbearbeiteten Stellen zeigen, wurde die Grabplatte anläßlich des Todes des Ehemanns angefertigt. Die Todesdaten der Ehefrau wurden nicht mehr nachgetragen.

Das auf der benachbarten Burg Leyen sitzende Geschlecht von Leyen hatte wild- und rheingräflichen Lehensbesitz und später auch die Vogtei zu Heddesheim5) inne.

Anmerkungen

  1. So Weinmann, Heddesheim 14.
  2. Vgl. zum nicht eindeutig klassifizierbaren Typ Nr. 263 von 1524 und Nr. 272 von 1531.
  3. Vgl. Zimmermann, Nahegebiet 29 und Kahle, Studien 38.
  4. Vgl. Lühmann-Schmidt, Peter Schro 94.
  5. Vgl. Seibrich, Entwicklung 83f.

Nachweise

  1. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 294f.
  2. Kdm. 175 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 276 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0027609.