Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 270† Hochstetten-Dhaun, ehem. Schloßkapelle St. Georg 1529?

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Spruchinschrift auf einer hölzernen Seitenwange des alten Gestühls der Schloßkapelle. Überliefert auf einem schlechten Foto, bzw. heute in Privatbesitz1). Auf einem hochrechteckigen Eichenbrett, das in eine profilierte, 7 cm dicke Balkenumrandung eingelegt ist2), befindet sich eine erhaben gearbeitete Standfigur eines trommelnden Landsknechts mit Barett und Degen. Darüber schwebt ein mehrfach gewundenes Spruchband mit der eingeschnitzten Inschrift.

Nach Foto.

Maße: H. 95 (ges.), B. 48 cm. (ges.)

Schriftart(en): Kapitalis.

Inventar Dhaun Nr.126 [1/8]

  1. HERa) · HERb) / IN · DIE ORDN/VNG

Kommentar

Die Datierung orientiert sich zwar aufgrund der Überlieferung an der vorhergehenden Gestühlswange, verkennt aber nicht den völlig andersartigen Charakter der vorliegenden Kapitalis mit ihren großformatigen, zum Teil mit Zierelementen versehenen Buchstaben wie unziales D, H mit ausgebuchtetem Balken und I mit Nodus.

Da die Darstellung ein Motiv aus dem Soldatenleben behandelt und es sich bei dem Spruch um einen zeitgenössischen Schlachtruf zu handeln scheint3), könnte man auf eine Zweitverwendung der Holzplatte als Teil des Gestühls der alten Schloßkapelle schließen4). Andererseits sind weitere vier fotografisch überlieferte Seitenwangen technisch gleich gestaltet und erwecken nicht den Eindruck einer späteren Überarbeitung, zeigen aber mit einer Ausnahme gleichfalls keine eigentlich zu erwartenden religiösen Themen5).

Textkritischer Apparat

  1. Lehfeldt liest HERR.
  2. Lehfeldt liest HIER.

Anmerkungen

  1. Wie die vorhergehende Nr. 269 von 1529 Anm. 1.
  2. Maße nach Schellack.
  3. Vgl. Schneider, Geschichte 124.
  4. Wie die vorhergehende Nr. 269 von 1529 Anm. 4.
  5. Zwei Platten tragen lediglich kunstvoll ineinander verschlungenes Rankenwerk, die dritte zeigt unter zwei gekreuzten Blumen einen Querpfeife spielenden, marschierenden Landsknecht und die vierte einen 1529 (s.d) angefertigten, zwanzigzeiligen Bibelspruch (Beschreibung nach Foto Inventar Dhaun, alle Platten sind erhaben gearbeitet und aus Eichenholz). – Ob der trommelnde bzw. pfeifende Landsknecht in Bezug zu einer Hiobszene gesetzt werden kann, muß offen bleiben. Vgl. dazu in Bezug auf das wohl kurz nach 1500 von Albrecht Dürer geschaffene Altarbild „Pfeifer und Trommler“ I. Hiller/H. Vey, Katalog der deutschen und niederländischen Gemälde bis 1550 (mit Ausnahme der Kölner Malerei) im Wallraf-Richartz-Museum und im Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln (Kataloge des Wallraf-Richartz-Museums V). Köln 1969, 51.

Nachweise

  1. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 291.
  2. Schellack, Kirchen 23 (1965) 16.
  3. Inventar Dhaun Nr. 126 (Foto).
Addenda & Corrigenda (Stand: 23. September 2014):

Die Seitenwange (Maße H. 97,5, Br. 46,5 Bu. 6 cm) gelangte (gemeinsam mit den anderen vier in Anm. 5 genannten) im Jahr 2012 aus Privatbesitz als Dauerleihgabe an die Verbandsgemeinde Kirn-Land. Die insgesamt fünf Gestühlwangen sollen künftig in Schloß Dhaun ausgestellt werden (freundliche Mitteilung von Hans-Werner Ziemer vom 26. September 2013).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 270† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0027001.