Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 267† Bad Münster am Stein-Ebernburg, Burg Ebernburg (aus Rümmelsheim, Burg Layen) 1528

Beschreibung

Namensinschriften des Philipp Ulner von Dieburg und seiner Frau Katharina von Venningen. Sie befanden sich auf einem um 1850 in den „Schloßtrümmern“ von Burg Layen aufgefundenen „Kamingesims“1), das wohl kurz danach auf die Ebernburg verkauft und dort „über dem mittleren Felde auf der Nordseite des Restaurations=Saales“2) in die Wand eingelassen wurde; es verschwand nach 19453). Der aufwendig in Halbrelief gearbeitete Kaminaufsatz zeigte ein von einem wilden Mann gehaltenes Ehewappen vor einer auf zwei Konsolen ruhenden Muschelnische und in den darüberliegenden Zwickeln – verbunden durch eine Granatapfelschnur – links die unbekleidete Halbfigur eines weiblichen Wappenhalters, rechts sein männliches Pendant4). Die ehemals wohl in der freien, rechteckig ausgesparten Zone unter der Muschelnische angebrachte Inschrift5) dürfte anläßlich des Verkaufs entfernt worden sein.

Nach Schneider (Text) und Baudenkmale (Beschreibung nach Foto).

  1. Philippus Ul(n)era) v(on) Diepurg, C. Katharina von Vehingenb) MDXXVIII.

Wappen:
Ulner von Dieburg, Forstmeister von Gelnhausen; Venningen, Sternfels.

Kommentar

Burg Layen6) gehörte zur Grafschaft (Sponheim-)Bolanden, von der sie als Ganerbenburg mit zeitweise bis zu sechs Ritterfamilien besetzt wurde. Die aus dem Odenwald stammenden Ulner von Dieburg hatten Lehensbesitz in den angrenzenden Dörfern Rümmelsheim und Dorsheim; zudem waren sie seit 1499 mit einem Viertel7) an der Ortsherrschaft zu Rümmelsheim selbst beteiligt.

Die vorliegende Inschrift belegt die wohl bis zum Jahr 1535 andauernde Bautätigkeit8) des Ehepaares an einem großen, innerhalb der Burg gelegenen, Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissenen Hofhaus. Philipp war ein Sohn aus der Ehe Ulrichs von Dieburg mit Dorothea Forstmeister von Gelnhausen9); seine Frau Katharina10) die Tochter des mit einer Frau von Sternfels verheirateten Johann Hippolit von Venningen. Philipp fungierte in kurpfälzischen Diensten11) als Kammermeister und Oberamtmann zu Daun. Er verstarb im Jahr 1556 und wurde im Ulner‘schen Erbbegräbnis in der Laurentiuskirche zu Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) beigesetzt12). Seine bereits 1538 verschiedene Frau Katharina erhielt dort eine nachträglich angefertigte Gedächtnisinschrift auf der Grabplatte ihres einzigen Sohnes Thomas (†1563)13).

Der Kaminaufsatz wird der Werkstatt des Trierer Meisters Jakob Kern (oder Kerre)14) zugeschrieben.

Textkritischer Apparat

  1. Zeitgenössische Schreibung auch „Uller“ (wie Anm. 8).
  2. Falsch überliefert für Venningen.

Anmerkungen

  1. So Schneider.
  2. Vgl. Baudenkmale V 13 mit Fig. 20 und zum Standort Nr. 282 von 1535.
  3. So Böcher mit Hinweis auf erfolglose Suchaktionen.
  4. Schneider (und ihm folgend Kdm.) beschrieb dieses „schön gemeiselte Bildwerk“ irrtümlich als Darstellung der „Judith mit einem Holefernes Haupte in der Hand“.
  5. So Schneider.
  6. Vgl. Fabricius, Erläuterungen VI 183ff.
  7. Vgl. dazu Seibrich, Entwicklung 38.
  8. Vgl. Nr. 267 von 1528 und Nr. 282 von 1535.
  9. Vgl. zu ihrem gemeinsamen Grabdenkmal DI 16 (Rhein-Neckar Kreis II) Nr. 99 mit Abb.
  10. Vgl. dazu Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXVII.
  11. Vgl. Krebs, Dienerbücher 132.
  12. Vgl. zu seinem aufwendigen Grabdenkmal DI 16 (Rhein-Neckar Kreis II) Nr. 122 mit Abb.
  13. Vgl. ebd. Nr. 125.
  14. So Zimmermann, Nahegebiet 29 und Kahle, Studien 74f.; zum Meister vgl. Nr. 273 von 1531 mit den Anm. 7 und 8.

Nachweise

  1. Schneider, Ganerbschlösser 279 Anm. 68.
  2. Baudenkmale V mit Fig. 20.
  3. Kdm. mit Abb. 17.
  4. Böcher, Wappen 926 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 267† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0026700.