Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 244† Sponheim, ehem. Sommerrefektorium 1513?

Beschreibung

Spruchinschrift. Angebracht unter einem mit einer Jahreszahl versehenen Bild des Abtes und Humanisten Johannes Trithemius, das noch um 1730 als „apud Spanheimenses“ erwähnt wurde; Ausführung unbekannt.

Nach Legipontius.

  1. Pansophiaea) splendor magnus Trithemius Abbas,Hoc vero vultu conspiciendus erat:Ast animi dotes, curas, vastosq(ue) labores,Quae porro scripsit te monumenta docent.1513.

Übersetzung:

Der große Abt Trithemius, Glanz der Allwissenheit – er war von dieser Gestalt anzuschauen; aber die Werke, die er darüberhinaus schrieb, zeigen dir dagegen seine Geistesgaben, Sorgen und gewaltigen Mühen.

Kommentar

Zwei Distichen.

Der von Legipontius1) überlieferte Standort verdient insofern eine gewisse Glaubwürdigkeit, als Trithemius (†1516) selbst im Jahr 1502 das alte Sommerrefektorium mit den Bildnissen seiner 24 Vorgänger ausschmücken ließ2) – sein eigenes Bild3) hätte also die Abtsreihe stimmig komplettiert. Auch die gewählte Form des Epigramms lehnt sich an bereits vorhandene Sponheimer Vorbilder4) an. Dagegen erhebt sich allerdings die Frage, warum ausgerechnet der Sponheimer Abt Nikolaus von Remich (†1526) ein mit rühmenden Versen versehenes Bild seines von ihm bekämpften und schließlich im Jahr 1505 vertriebenen Vorgängers5) anfertigen lassen sollte. Denkbar wäre also auch eine Datierung in spätere Zeit6), als man sich im gegenreformatorischen Sponheim wieder gern an den berühmten Abt und die mit ihm verbundene Glanzzeit des Klosters erinnerte. Dies würde zudem eine sonst dunkle Bemerkung von Legipontius7) erklären, daß eben dieses Bild sowohl im Schottenkloster St. Jakob in Regensburg, als auch (sogar zweimal) im gleichnamigen Schottenkloster zu Würzburg vorgefunden werde. Das Bild könnte sich also auch ursprünglich in Würzburg befunden haben und später auf Verlangen der Sponheimer (und Regensburger) Mönche kopiert worden sein. In diesem Fall müßte man das Bild wohl in die dreißiger Jahre des 17. Jahrhunderts8) datieren.

Textkritischer Apparat

  1. Griech.: Allweisheit.

Anmerkungen

  1. Vgl. zu ihm Nr. 9 Anm. 1. – Der gelehrte Benediktiner (†1758) sammelte – wohl veranlaßt durch seine zeitweilige Funktion als „Sponhemii parrochum ... administrator“ – die verstreuten Schriften des Trithemius und wollte sie ab 1747 in einer auf zwölf Bänden geplanten (jedoch nicht realisierten) Gesamtausgabe veröffentlichen. Der erste Band sollte mit einem Stich nach dem Sponheimer Bild und der vorliegenden Inschrift eröffnet werden; vgl. dazu Legipontius fol. 204ff. und fol. 298ff., sowie Roth, 298ff.
  2. Vgl. Nr. 223 von 1502.
  3. Zu weiteren (porträtähnlichen), teilweise mit Inschriften versehenen Bildwerken zählte auch ein Tafelbild mit der Darstellung der Muttergottes mit dem Jesukind und dem davor knienden Abt Trithemius und dem Spruchband Ora pro Johanne Tritemio Sancta Maria Virgo 1513. Das Andachtsbild soll sich ehemals im Würzburger Schottenkloster (fehlt in DI 27, Würzburg) befunden haben, dem Trithemius seit seiner Sponheimer Resignation im Jahr 1505 als Abt vorstand. Es gelangte dann über die Würzburger Neumünsterkirche in Privatbesitz, kam von da in ein Berliner Museum und soll sich heute in St. Petersburg befinden (vgl. dazu ausführlich Lehmann, Trithemius 5ff. und Arnold, Trithemius 278f.).
  4. Vgl. Nr. 180 von 1494 und das dort erwähnte mit einem Epigramm versehene Bildnis seines Freundes Konrad Celtis.
  5. Er wurde schließlich Abt des Würzburger Schottenklosters; vgl. dazu seine eigene Schilderung im Chr. Sponh. 422ff. und Arnold, Trithemius 201ff.
  6. Vgl. den Kommentar Nr. 625 aus dem 17. Jh.? – Zudem ist nicht auszuschließen, daß die in Anm. 3 erwähnte Jahreszahl durch ein Versehen in der Überlieferung mit der vorliegenden Inschrift in Verbindung gebracht wurde.
  7. „Eadem effigies habetur in monasterio s. jacobi Ratisbonae et bis in s. jacobis Herbipolensi coenobio vis(itur) in choro et in R(e)v(ere)ndi d(omi)ni Abbatis habitaculo...“ (fol. 204, marginal).
  8. Vgl. Nr. 622 aus dem 17.Jh.?

Nachweise

  1. Legipontius, Vita et Apologia fol. 204 und 298.
  2. Ziegelbauer, Historia 332.
  3. Silbernagl, Trithemius 232 Anm. 19.
  4. Roth, Studien 298f.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 244† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0024402.