Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 239 Hennweiler, Evang. Pfarrkirche 1509

Beschreibung

Grabplatte des Edelknappen Johann VI. (bzw. V.) von Steinkallenfels zu Bundenbach1). Während den 1968-71 durchgeführten Renovierungsarbeiten erstmals vollständig freigelegt2) und an der Südseite des Durchganges von der Turmhalle zum Schiff in die Wand eingelassen. Große Platte aus weißlichem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, im Mittelfeld ein prachtvoll reliefiertes Vollwappen. Linke untere Leiste leicht beschädigt.

Maße: H. 204, B. 104, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Frakturelementen.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Klemens Bender) [1/2]

  1. Anno · domini · xvca) · ix · / tercia · die · post · Wer(e)nhardib) · Obiit · Robustus · / Domicellus · Johannes · / de · Steink(al)dtfels · Cui(us) · animac) · req(ui)escat · In · pace · amen ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1509, am dritten Tag nach (dem Fest des hl.) Bernhard (23. August) starb der feste Edelknappe Johann von Steinkallenfels, dessen Seele in Frieden ruhen möge. Amen.

Wappen:
Steinkallenfels.

Kommentar

Die sorgfältig gearbeitete Schrift zeigt typische Merkmale der späten gotischen Minuskel: Jahreszahl mit hochgestelltem Multiplikator, zahlreiche frakturähnliche Versalien, Hasten mit geschweiften Spitzen und caudenartigen auslaufenden Zierstrichen, i mit Punkt, u mit übergeschriebenen Häkchen, Siculi als Kürzungszeichen sowie hakenkreuzförmig ausgezogene Rauten als Worttrenner.

Der im Jahr 14463) erstmals urkundlich erwähnte Johann VI. war in erster Ehe mit Anna von Cronberg, in zweiter mit Margaretha von Allenbach verheiratet. Zur gemeinsamen Nutzung der sich seit 1415 im Besitz der Familie befindenden Herrschaft Bundenbach (Großbundenbach, Lkrs. Pirmasens) mit seiner Schwester Anna verpflichtet, nahm er pfalz-zweibrückische Dienste an und erscheint etwa 1493 als Oberamtmann auf Schloß Veldenz (Lkrs. Bernkastel-Wittlich). Der Grund für seine Bestattung in der damaligen Stiftskirche zu Hennweiler könnte mit der 1380 verfügten „ewiglichen“ Seelgerätstiftung seines Urgroßvaters Johannes III. (†1389) zusammenhängen4). Zudem hatte das Kloster Disibodenberg, in dem sich die frühen Steinkallenfelser bevorzugt bestatten ließen5), als Begräbnisstätte an Attraktivität verloren. Schließlich richtete sein Sohn Johann VII. (†1537) das Erbbegräbnis dieser Linie in der Pfarrkirche zu Großbundenbach ein6).

Textkritischer Apparat

  1. Dehio Rheinland-Pfalz 362 liest 1589.
  2. Bei Grotefend, Taschenbuch 109 nachgewiesene Form für Bernhardi.
  3. i wohl im linken Schaft des m.

Anmerkungen

  1. Die unterschiedliche Zählung rührt daher, daß Conrad, Steinkallenfelser Adel 7 (1960) 2 im Gegensatz zu Europ. Stammtafeln NF XI Taf. 31 seine Abfolge mit dem vermeintlich unsicheren Johann, Burggraf zu Böckelheim (†1309) beginnen läßt. Möller, Stammtafeln AF III Taf. CXXIV verzichtet dagegen auf eine Numerierung. Die folgenden Einordnungen richten sich nach der Conrad‘schen Genealogie.
  2. Freundliche Mitteilung von Herrn Pfarrer W. Wengenroth, Hennweiler. – Die Grabplatte wurde nach dem Abbruch des mittelalterlichen Kirchenschiffs um 1790 in den damals hergestellten Durchgang des stehengebliebenen Chores zum (neuen) Langhaus in die Südseite der Türeinfassung derart vermauert, daß nur der linke Teil des Steines sichtbar war; vgl. dazu Ohlmann, Hennweiler und zur Situation den Plan bei Kdm. 179.
  3. Vgl. zum Folgenden die in Anm. 1 genannten Titel.
  4. Vgl. Ohlmann, Steinkallenfelser Kopialbuch Nr. 10, 39.
  5. Vgl. die Registereinträge.
  6. Vgl. Kdm. Stadt und ehemaliger Landkreis Zweibrücken II, 2, 525ff.

Nachweise

  1. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 297.
  2. Ohlmann, Hennweiler Nr. 5, 18.
  3. Kdm. 180 (alle teilw.).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 239 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0023907.