Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 238 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Evang. Johannes-Kirche (sog. Wehrkirche; aus Kreuznach, Franziskaner-Kloster) 1507

Beschreibung

Grabplatte für Margareta von Sickingen geb. Puller von Hohenburg. Als Fragment im ehemaligen Eingang an der Südwand des Turms vermauert, bislang nur aus kopialer Überlieferung1) bekannt. Ursprünglich im Chor der Franziskaner-Klosterkirche zu Kreuznach, wurde die Platte im Jahr 1584 unter Hinterlassung einer entsprechenden Inschrift2) in die damalige Pfarrkirche zu Ebernburg überführt und konnte dort3) noch 1660 nachgewiesen werden. Fragmentarisches Mittelstück einer ehemals großen Sandsteinplatte mit Umschrift auf profilierter Leiste, im vertieften Feld in Halbrelief ausgeführte Figur der Verstorbenen mit Schleier und langem, faltenreichen Gewand, in den gefalteten Händen ein herabhängender Rosenkranz. Vermutlich befanden sich in den oberen Ecken zwei bronzene Ahnenwappen. Als Worttrenner dienen paragraphenförmig durchgezogene Rauten.

Erg. nach Helwich.

Maße: H. 109 (frg.), B. 108, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Eberhard J. Nikitsch) [1/3]

  1. [Anno xvc vii obiit no]bili[s] d(omi)n(a) · mar[g]reta · nouis[sima prosapiae suae de Hoenberck Schwickeri de Sickinge]n · milit(is) · legiti(m)a · c(uius) · a(n)i(m)a · req(uiescat) · i(n) [p(ace)]

Übersetzung:

Im Jahr 1507 starb die edle Frau Margareta, Letzte ihres Geschlechts von Hohenburg, Ehefrau des Ritters Schweikhard von Sickingen, deren Seele in Frieden ruhen möge.

Wappen:
Sickingen; Puller von Hohenburg.

Kommentar

Die wenigen erhaltenen Buchstaben zeigen eine sorgfältig gehauene, zwar durch i-Punkte und Kürzungsschnörkel etwas verspielt wirkende, jedoch der qualitätvoll gearbeiten, figürlichen Darstellung angemessene Schrift.

Margareta4) war eine von zwei reich begüterten Erbtöchtern aus der zweiten Ehe Wirichs III. Puller von Hohenburg mit Gertrud Boos von Waldeck. Vor dem Januar 1466 heiratete sie – wohl aufgrund bereits bestehender familiärer Beziehungen – Schweikhard VIII. von Sickingen, der mittels der Ansprüche aus ihrem Erbe und dem ihrer Mutter den von seinem Vater Reinhard VIII.5) begonnenen Ausbau seiner Herrschaft mit dem Zentrum Ebernburg fortsetzen konnte. Dort wurde am 2. März 1481 sein einziger Sohn und Nachfolger Franz von Sickingen6), der spätere kaiserliche Rat und Feldhauptmann geboren. Der 1488 in den Reichsfreiherrenstand erhobene Schweikhard wurde von Kurfürst Philipp von der Pfalz mit hohen Ämtern betraut, erhielt 1495 auf seiner Pilgerreise zum heiligen Grab in Jerusalem den Ritterschlag und starb 1505 während des bayerisch-pfälzischen Krieges in Landshut. Margareta wurde neben ihrer Schwiegermutter7) in der Sickingen‘schen Grablege im Franziskaner-Kloster zu Kreuznach beigesetzt.

Anmerkungen

  1. Die bisherige Literatur (u.a. Jung, Ebernburg 22; Mielke, Grabinschriften 129; Dehio Rheinland-Pfalz 231; Lipps, Entdeckungsreisen 65) bezeichnete das sich wohl seit der „Kirchenrenovation“ von 1805 (vgl. Baudenkmale V 17) an dieser Stelle befindende Fragment stets als ‘Reliefbildnis einer betenden Nonne um 1480‘.
  2. Vgl. Nr. 355 von 1584.
  3. So Bürvenich, Annales 426; dagegen nach Helwich in der Schloßkapelle der Ebernburg, vgl. dazu Nr. 143 von 1472.
  4. Vgl. zum Folgenden Möller, Stammtafeln AF II Taf. LXIX und LXXVII sowie ausführlich Kehrer, Sickingen 129 (1981) 123ff.
  5. Vgl. Nr. 143 von 1472 und Dotzauer, Burgenterritorium 170.
  6. Vgl. Nr. 245 von 1515 und Nr. 255 von 1519.
  7. Vgl. Nr. 159 von 1483.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 451.
  2. Roth, Syntagma 2 (1884) 41.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 238 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0023807.