Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 220 Disibodenberg, Kreuzgang kurz nach 1500

Beschreibung

Grabplatte des Pfarrers Heinrich Esbach von Monzingen. Am nördlichen Ende des Ostflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 21), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Verhältnismäßig kleine, schmale Platte aus gelbem Sandstein mit einer durch eine eingehauene Linie vom Mittelfeld abgegrenzten Umschrift. Darin oben ein großes, reliefiertes Wappen, darunter ein das Feld ausfüllendes, schlankes, eingeritztes Stabkreuz mit Nodus und angespitztem Fuß1). Das rechte obere Eck ist stark beschädigt, das fehlende linke untere Ecke konnte in einem ehemaligen Depot aufgefunden werden. Von der Grabplatte wurde ein Abguß hergestellt2).

Maße: H. 156, B. 61, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Heinz Straeter) [1/2]

  1. +a) · anno · dom(in)i · / mvc [...]i k(a)l(endas)b) aug(usti) obiit d(omi)n(u)s · henric(us) esbach · de · / monczgi(n)c) · pleba(nus) / · in ·d) odernheim · reqviescat · in · pace · amen

Datum: Juli, kurz nach 1500.

Wappen:
Esbach, Heinrich (rechts Priesterkelch mit Hostie, links Rindsschädel über einem Andreaskreuz).

Kommentar

Die unregelmäßig gehauene Minuskel weist einige eigenwillige Formen auf, die vermutlich aus der Unbeholfenheit des Steinmetzen zu erklären sind. Auffallend ist zunächst die für die Minuskel ganz unübliche Gestaltung aller Buchstabenelemente in gleichmäßiger Strichstärke. Ferner wird das flach gedeckte g (wie auch das p) trotz ausgeprägter Unterlänge auf gleiche Höhe mit den umgebenden Buchstaben (bei augusti) gebracht, an anderer Stelle jedoch – wie etwa bei h und q – mit deutlicher, bis an die untere Begrenzungslinie reichender Unterlänge versehen (so bei monczingen). Die vorgenommene Datierung stützt sich vornehmlich auf die Gestaltung der Jahreszahl mit hochgestelltem Multiplikator, wie sie kurz nach der Jahrhundertwende gern für m ccccc verwendet wurde3).

Zur Familie des Verstorbenen ist bislang nichts bekannt. Während das Stabkreuz sowie der Meßkelch mit der Hostie auf seinen geistlichen Stand als Pleban hinweisen4), versinnbildlicht der Rindsschädel wohl seine bürgerliche Herkunft aus einer Monzinger Familie. Da im Kloster Disibodenberg bislang lediglich zwei Bestattungen aus dem frühen 15. und keine aus dem 16. Jahrhundert bekannt geworden sind5), stellt diese Grabplatte eine bemerkenswerte Ausnahme dar.

Textkritischer Apparat

  1. Textbeginn nach einem Tatzenkreuz im Kreis.
  2. Kürzung mit waagerechtem Strich durch die obere Haste des l.
  3. So die zeitgenössische Schreibung für monc(t)zingen, vgl. entsprechend Nr. 228 von 1504.
  4. Dieser Worttrenner ist im Unterschied zu den paragraphenförmig ausgezogenen Rauten als hakenkreuzförmig ausgezogene Raute gestaltet.

Anmerkungen

  1. Vgl. zum Typ Azzola/Bormuth, Steinkreuz 67ff.
  2. Die Kopie wurde an einer Wand der Marienkapelle befestigt; vgl. zum Vorgang Nikitsch, Abguß.
  3. Vgl. etwa DI 16 (Rhein-Neckar-Kreis 2) Nr. 91 von 1502, DI 20 (Karlsruhe) Nr. 126 von 1500 und DI 22 (Enzkreis) Nr. 158 von 1510.
  4. Vgl. zur Odernheimer Plebanie Schworm, Disibodenberg 28.
  5. Vgl. Nrr. 101f.

Nachweise

  1. Nikitsch, Bemerkungen 27f. mit Abb. 9 und 10.
  2. Nikitsch, Quellen 224.
  3. Stanzl, Klosterruine 84 Abb. 71.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 220 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0022006.