Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 189 Biebelsheim, Evang. Kirche 1498

Beschreibung

Stifterinschrift der Eheleute Hans von Sorgenloch und Getze Gelthusen an der südlichen Außenwand des Chores. Von einem profiliertem Rahmen gefaßte, hochrechteckige Nische, darin ein unterlebensgroßes, seit 19841) in der Kirche verwahrtes Vesperbild2) aus gelbem Sandstein. Über der Nische auf einem Balken zwei reliefierte Wappen, darunter die vierzeilige Inschrift. Der durch ein Foto aus den vierziger Jahren des 20. Jh. gut überlieferte Text sowie das rechte Wappen sind inzwischen äußerst stark verwittert.

Erg. nach Foto LfD.

Maße: H. 200, B. 97, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Nachlass Spang) [1/5]

  1. anno · 1 · 4 · 9 · 8 · ha(n)t · de(r) · vest · ha(n)s [vo(n) sor/ge(n)l]och · vnd · ge[tz ·] gelthvs(eri)n · el[vde · disz · w/erck ·] de(m) · almichtige(n)a) · zv · lob · mach[e(n) · la/sze(n) · de(nen) · got · barm]herzig · sin · wol[le · ame(n)]

Wappen:
Sorgenloch gen. Gensfleisch (Bettler3)) mit Wanderstab in der Rechten, Almosenschale in der Linken, wehendem Umhang und Gugel, das Feld bestreut mit sieben Kreuzchen); Gelthusen von der jungen Aben (3 übereinander gestellte Jagdhörner).

Kommentar

Die sorgfältig und auffallend schlank gearbeitete Minuskel weist noch Reste der ehemaligen Füllung mit einer schwarzen Masse auf. Die „etwas steif und hart“4) wirkende Pietà fand in der kunstgeschichtlichen Literatur noch keine Beachtung, dürfte aber aufgrund der Herkunft der Stifter aus dem Mainzer Stadtpatriziat5) einer dortigen Werkstatt zuzurechnen sein.

Die Stiftung dieses Andachtsbildes für die damals gerade fertiggestellte Biebelsheimer Kirche6) dürfte sich wohl daraus erklären, daß der vermutlich in Bodenheim bei Mainz wohnende Johann von Sorgenloch zu dieser Zeit unter anderem auch als Amtmann in den benachbarten kurmainzischen Ämtern Nieder-Olm und Neu-Bamberg fungierte. Über seine Mutter Odilgen Gensfleisch gen. Gutenberg war Johann ein entfernter Neffe des berühmten Buchdruckers. Nach dem Tod seiner Frau Getze Gelthausen (vor 1506) heiratete er ein zweites Mal, starb im Jahr 1513 und wurde im Mainzer Zisterzienserinnen-Kloster Dalheim7) begraben.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Vgl. Denkmalpflege 1984, 162.
  2. Zum heutigen Zustand vgl. die Abb. bei Nikitsch. – Die Plastik zeigt den von Leiden und Tod gezeichneten Leichnam Christi auf dem Schoß seiner trauernden, mit Haube und faltenreichem Gewand bekleideten Mutter. Typisch für das 15. Jh. ist die fast waagerecht nach vorn gedrehte, vorweisende Haltung des Körpers (vgl. dazu LCI 4, 455).
  3. Vgl. dazu Heinemann.
  4. So Spang.
  5. Vgl. zum Folgenden Gustav Freiherr Schenk zu Schweinsberg, Genealogie des Mainzer Geschlechts Gänsfleisch, in: FS zum fünfhundertjährigen Geburtstage von Johann Gutenberg, hg. von O. Hartwig. Mainz 1900, v.a. 92 und 105ff. sowie dort die Stammtafel Nr. II.
  6. Vgl. Nr. 182 von 1496.
  7. Vgl. DI 2 (Mainz) Nr. 1095 (mit Abb.).

Nachweise

  1. LfD, Fotoarchiv, Neg.-Nr. 23185 (Nachlaß Spang).
  2. F. Spang, Biebelsheim und sein altes Vesperbild, in: Kath. Kirchenkalender der Pfarreien des Dekanates Bingen 27 (1947) 35 (mit Abb.).
  3. G. Heinemann, Naheländischer Beiklang zum Gutenberg-Gedenken. Ein Gensfleisch-Wappen des Hans von Sörgenloch an der Biebelsheimer Kirche, in: NK (1954) 95 (mit Abb. S. 94).
  4. Gerten, Chronik mit Abb. S. 78.
  5. Nikitsch, Zeugen mit Abb. S. 25.
  6. Lipps, Entdeckungsreisen 74.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 189 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0018906.