Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 178† Meisenheim, Schloßkirche 1494

Beschreibung

Grabplatte der Ursula von Rüdesheim geb. Boos von Waldeck. Lag ehemals im Boden in der Nähe des Chors neben der 1766 entfernten Steinkanzel1), wohl seit damals verschollen2). Es dürfte sich um eine einfache, mit vier Wappen versehene Platte gehandelt haben.

Nach Helwich3).

  1. Anno Domini m · cccc · xciiii · sexto die post festum exaltationis sanctae crucis obiit honesta domina Ursula de Waldeck relicta domicelli Melchior de Rüdesheim cuius anima requiescat in pace amen.

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1494 am sechsten Tag nach dem Fest der Erhöhung des heiligen Kreuzes (19. September) starb die ehrenhafte Frau Ursula von Waldeck, Witwe des Edelknappen Melchior von Rüdesheim, deren Seele in Frieden ruhen möge, Amen.

Kommentar

Wappen4): Rüdesheim (mit den Lilien), Wachenheim; Boos von Waldeck, Lewenstein.

Die wohl 1466 geborene Ursula war die einzige Tochter aus der Ehe des Simon I. Boos von Waldeck5) mit Katharina von Lewenstein. Anläßlich ihrer Heirat mit Melchior von Rüdesheim6) im Jahr 1482 erhielt sie aus der Mitgift ihrer Mutter einen Anteil der Burg Martinstein an der Nahe. Über ihre mit dem berühmten Haudegen Johann Hilchen von Lorch7) verheiratete Tochter Dorothea bzw. über ihre Enkelin Maria gelangte dieser Besitz letztlich an die Vogt von Hunolstein8).

Als Bezeichnung ihres Familienstandes würde man statt relicta eher uxor erwarten, da ihr Ehemann lange nach ihr erst im Jahr 15389) verstarb.

Anmerkungen

  1. Angaben nach einem handschriftlichen Vermerk von Helwichs Hand auf dem Zettel mit den Abschriften; die Platte lag neben der ihres Vaters (s. Anm. 3). – Zur gotischen Kanzel vgl. Kdm. 246 und 252.
  2. Die Grabplatte wird in der verlorenen Handschrift 33 von 1776 (vgl. Nr. 227 von 1503 Anm. 1) nicht mehr erwähnt und dürfte deshalb den damaligen inneren Umbauten (1766-1770) zum Opfer gefallen sein.
  3. Die bisher unbeachtete Grabinschrift wurde zusammen mit der ihres Vaters in einer verläßlichen Abschrift von unbekannter Hand auf einem Zettel überliefert, den Helwich mit der Bemerkung „Diese beiden grabsteine liegen nebeneinander zu Meisenheim gegen der Cantzel in der großen Kirchen“ seinem ersten Band Opus genealogicum beiklebte.
  4. Die genealogisch stimmigen Wappenangaben folgen einer zweiten, regestenartig verkürzten Überlieferung der Grabinschrift in Helwichs Op. gen. I fol. 268v.
  5. Vgl. seine verlorene Grabinschrift Nr. 222 von 1502, sowie Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXX und XXXX.
  6. Vgl. ebd. Taf. XXXII.
  7. Sein 1550 errichtetes Grabdenkmal befindet sich in Lorch, vgl. dazu künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis.
  8. Vgl. Nr. 287 (kurz nach 1540).
  9. Vgl. Mertens, Züsch 114.

Nachweise

  1. Helwich, Op. gen. I fol. 291v.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 178† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0017809.