Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 161(†) Sobernheim 1484–1615

Beschreibung

Jahreszahlen auf unterschiedlichen Inschriftenträgern, zum Teil in Verbindung mit Initialen oder Wappen an und in verschiedenen Gebäuden der Altstadt, teilweise als Spolien verwendet.

I. Jahreszahl „zu zweÿmahlen in alter gothischer Zahl“ am Chorbogen der (evang.) Pfarrkirche, noch 1764 kopial überliefert, heute verloren, Ausführung unbekannt. Da der Chor bereits Ende des 14. Jahrhunderts errichtet wurde, bezieht sich die „Auffschrift“ wohl auf die Fertigstellung des Kirchenschiffes. Die Bauzahl(en) fielen wohl der Erhöhung des Chorbogens im Jahr 1900 zum Opfer.

Nach Abhandlungen.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Eberhard J. Nikitsch) [1/9]

  1. 1484 / 1484

II. Wappenstein mit Jahreszahl. Ehemals über dem hofseitigen Portal des sogenannten Steinkallenfelser Hofes (Wilhelmstr. 8), befindet er sich seit Juni 1971 im Sobernheimer Rathaus rechts neben dem Treppenaufgang in die Wand eingelassen. In einem Stabwerkrahmen zwei farbig gefaßte, als Allianzwappen dargestellte Vollwappen, darüber Jahreszahl. Gegen die bisher verbreitete Auffassung handelt es sich bei dem Frauenwappen nicht um das der Adelsfamilie von Eltz, sondern um das der Katharina von Sternfels, die seit 1525 mit Johann IV. von Sponheim gen. Bacharach verheiratet war1).

Maße: H. 150, B. 110 cm.

  1. 1 · 5 · 3 · 2

 
Wappen
Sponheim gen. Bacharach; Sternfels.
III. Wappen mit Jahreszahl am Torbogen des ehemaligen, südlich des Disibodenberger Hofgutes an der Stadtmauer gelegenen kurpfälzischen Burghauses, das 1689 durch die Franzosen zerstört wurde. Die Bauzahl bezieht sich auf die Renovierung der bereits 1560 als verfallen bezeichneten Anlage durch Philipp Cratz von Scharfenstein2). Ausführung unbekannt.

Nach Widder.

  1. 1563

 
Wappen
Cratz von Scharfenstein.
IV. Jahreszahl über der Kellertür des ehemaligen Cratz von Scharfenstein‘schen Hofgutes (Herrengasse 18, heute kath. Kindergarten), beim Abbruch des Anwesens im Jahr 1971 verschwunden. In der Hofmauer war eine ebenfalls abgegangene Spolie mit dem Wappen der damaligen Besitzer eingemauert. Ausführung unbekannt.

Nach Kdm.

  1. 1586

 
Wappen
Cratz von Scharfenstein.
V. Jahreszahlen am Haus Großstr. 18. Jahreszahl (A) mit dazwischen liegendem, leicht verwittertem Hauswappen am Türsturz, Jahreszahl (B) im Scheitelstein des Torbogens, unter einer Blüte im Lorbeerkranz erhaben gearbeitete Jahreszahl (C) an einem Holzbalken im Inneren des Hauses, mittlerweile abgelöst und ins Haus Monzingerstr. 42 verbracht, bisher unpubliziert.

Maße: Z. 7 (A), 5 (C) cm.

  1. A

    1593

 
Wappen
unbekannt (unter einem Steg herzförmiges Symbol).

  1. B

    1593

  2. C

    1593

VI. Jahreszahl mit dazwischen liegenden Initialen, ehemals im Hof des früheren Steinkallenfelser Hofgutes (Wilhelmstr. 8) eingemauert, mittlerweile entfernt3).

Nach Kdm.

  1. 15 KE 96

VII. Jahreszahl in der Tordurchfahrt des sogenannten Russischen Hofes (Großstr. 55). Rechts vom Eingang heute zugemauerte Tür, auf der oberen Leiste ihres Holzrahmens weiß gefaßte Jahreszahl in schönen gotischen Ziffern eingeschnitten.

Maße: Z. 5,5 cm.

  1. 1 · 5 · 9 · 7

VIII. Grenzstein im Hof des Anwesens Monzinger Str. 16 in die Wand eingelassen, früher an der Sobernheimer Gemarkungsgrenze, bisher unpubliziert. Stark beschädigter Quader aus Sandstein mit rundem Kopf; unter flüchtig eingeritzter Jahreszahl eingetiefter Abts- oder Bischofsstab.

Maße: H. 52, B. 27 cm.

  1. [1]599

IX. Grenzstein mit Jahreszahl und Wappen, im Hof des Anwesens Monzinger Str. 16, früher an der Sobernheimer Gemarkungsgrenze, bisher unpubliziert. Stark beschädigter Quader aus gelblichem Sandstein mit geradem Kopf, auf der einen Seite oben die Jahreszahl, auf der anderen ein Wappen. Der Stein wurde gespalten und beide Hälften sichtbar in die Hofmauer eingelassen.

Maße: H. 47, B. 23 cm.

  1. 1615

 
Wappen
unbekannt4) (im geschachten Feld rechts oben ein kleines Sternchen, links unten ein großes Kreuz).
X. Grenzstein mit Namensinschrift und Jahreszahl, ehemals an der Sobernheimer Gemarkung, wird seit 1974 im Haus Auf dem Kolben 4 verwahrt. Gut erhaltener Quader mit gerundetem Kopf und dreizeiliger Inschrift auf der einen, der Jahreszahl auf der anderen Seite, bisher unpubliziert. Für die verhältnismäßig geringe Anzahl an erhaltenen und überlieferten Jahreszahlen ist sicherlich auch der verheerende Stadtbrand von 1689 verantwortlich zu machen.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. L · C / BETTI/NGER5) // 1684

Anmerkungen

  1. Es handelt sich um die Großeltern der 1635 in Sobernheim begrabenen Catharina Elisabetha (Nr. 537), vgl. Hassinger, Kötteritz 12.
  2. Brief des Philipp Cratz von Scharfenstein vom 17. November 1560 (LHAK 642, 196). – Vgl. zu ihm Nr. 328 von 1570.
  3. Der Stein soll sich – laut Auskunft der Besitzer – momentan zur Restauration bei einer Kirner Brauerei befinden.
  4. Ohne das aus der Schachstruktur gebildete Kreuz handelte es sich um das Wappen der Faust von Stromberg.
  5. Ein Johannes Andreas Bettinger (†24. Juli 1661) war fürstlich pfalz-simmerscher Oberschultheiß in Sobernheim; freundliche Mitteilung von H.E. Berkemann, Sobernheim, dem auch der Hinweis auf diesen Grenzstein zu verdanken ist.

Nachweise

  1. Abhandlungen fol. 7r und 19v (I).
  2. Andreae, Crucenacum Palatinum 56 (I, III).
  3. Widder, Beschreibung IV 121 (I), 118 Anm. d (III).
  4. Rhein. Antiquarius II 18, 207 (I), 34 (II, IV), 26 (III).
  5. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 333 (II).
  6. Müller, Nahekunde 160 (II), 155 (III).
  7. Kdm. 358ff. (I, II, III, IV, VI, VII).
  8. Dehio Rheinland-Pfalz 965ff. (I, II, V, VII).
  9. LfD Mainz Planarchiv, Inv.-Nr. 17640/1 (II).
  10. Lipps, Entdeckungsreisen 221ff. (II, VI, VII).
  11. NK (1992) 214 (VII, Abb.).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 161(†) (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0016106.