Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 158 Kirn, Kath. Pfarrkirche St. Pankratius 1482

Beschreibung

Bauinschrift auf einem Sakramentshäuschen. Ursprünglich im Chor der ehemaligen Stiftskirche, wurde es Ende des 19. Jahrhunderts an der nordöstlichen Chorwand der damals neuerbauten Kirche1) aufgestellt. Über einem mit Laubkapitell und die Inschrift tragendem Gebälk versehenem Säulenfuß ein dreieckig vorspringender, vergitterter Schrein mit Kielbogenbaldachin und durchbrochenem Gehäuse für eine mittlerweile verschwundene Standfigur der Muttergottes mit Kind2). Rot gefaßter Sandstein mit weiß ausgelegter, teilweise unsachgemäß nachgezogener Schrift3).

Maße: H. ca. 700 (gesamt), ca. 11 (Gebälk), B. ca. 110 (Umfang), Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Klemens Bender) [1/4]

  1. · nach · chr(ist)ia) · gbvrb) · / · M · cccc · lxxxiic) ·

Kommentar

Bemerkenswert ist die (unzeitgemäße) Verwendung des aus der gotischen Majuskel entlehnten, halb geschlossen unzialen M.

Auf Wunsch der wild- und rheingräflichen Brüder Johann IV.4) und Gerhard5) wurde die alte Kirner Pfarrkirche St. Pankratius im Jahr 1467 zu einem Stift mit vier Kanonikern erhoben6) und vornehmlich im Chorbereich den neuen Bedürfnissen entsprechend umgebaut. Die Errichtung des kunstvollen, im Bearbeitungsgebiet7) nur noch selten anzutreffenden spätgotischen Sakramentshäuschens bezeichnet wohl einen ersten Abschluß der Arbeiten im Jahr 14828).

Textkritischer Apparat

  1. Befund xpi mit Kürzungszeichen.
  2. Letzter Buchstabe durch den Farbanstrich verunklärt, jedoch bei Schneider (in Nachzeichnung) eindeutig als r überliefert.
  3. Zweites i nach unten hin lang ausgezogen.

Anmerkungen

  1. Seit 1681 diente die frühere Stiftskirche als Simultaneum. Das Sakramentshäuschen wurde der katholischen Gemeinde anläßlich des 1892 bis 1894 erfolgten Neubaus ihrer Kirche überlassen, vgl. dazu Klören.
  2. Wie die Abb. bei Klören und Kdm. zeigen, waren die Figur und der obere Teil der Bekrönung um 1935 noch vorhanden.
  3. Das ursprüngliche Aussehen der verunstalteten Worttrenner läßt sich nicht mehr sicher bestimmen, es dürfte sich jedoch (wie vor dem M sichtbar) um paragraphenförmig ausgezogene Rauten gehandelt haben.
  4. Vgl. seine verlorene Grabinschrift von 1476 (Nr. 150).
  5. Vgl. seine Tumbendeckplatte von 1474 (Nr. 145).
  6. Vgl. Schneider, Geschichte 165f. und Back, Kirche I 52f.
  7. Vgl. Nr. 170 in Sponheim von 1487, Nr. 177 II. von 1507 in Bad Kreuznach-Planig und das inschriftlose Sakramentshäuschen in Meddersheim (Kdm. 233).
  8. Endgültiger Bauabschluß wohl 1484, vgl. die aufgemalte Bauzahl (Nr. 161) im Chorgewölbe.

Nachweise

  1. Schneider, Notizen II (nach Eintrag 1561; Nachzeichnung).
  2. Lehfeldt, Kunst- und Baudenkmäler 300f.
  3. Offermanns, Kirn 111 (erw.).
  4. J.B. Klören, Das Sakramentshäuschen in der katholischen Pfarrkirche zu Kirn (mit Abb.), in: Hbl. Kirn 7 (1927) Nr. 9.
  5. Kdm. 200f. mit Abb. 142.
  6. Ohlmann, Kirn 71.
  7. Cauer, Kirn 12 (erw.).
  8. Lipps, Entdeckungsreisen 137.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 158 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0015805.