Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 150† St. Johannisberg, Evang. Kirche 1476

Beschreibung

Grabdenkmal des Wild- und Rheingrafen Johann IV., seit unbekannter Zeit verloren. Laut der „letzte(n) Willens=Verordnung“ des Verstorbenen verlangte er lediglich nach einem „grav mit einem schlechten stein one bilde vff das grav zv sant Johans berge, darin seine Jungfrowe selige gelegen“1); es sollte zudem lediglich beider Wappen und Helmzier tragen. Da bereits auf der (erhaltenen) Grabplatte seiner dreißig Jahre zuvor verstorbenen Frau Elisabeth von Hanau-Münzenberg2) beide Wappen angebracht worden waren, könnte es sich bei dem unbekannten Inschriftenträger um eine einfache Tafel gehandelt haben, die sich in der Nähe dieses Grabdenkmals befand3).

Nach Kremer.

  1. Anno Domini mcccclxxvi dominica post festum Petri et Pauli Apostolorum obiit Generosus Dominus Johannes Comes Silvestris in Duna, in Kyrburg et Ringrav[ius in Ringravenstein...]a) sepultus cum uxore sua Elisabeth de Hanau, quorum anime requiescant in pace.

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1476, am Sonntag nach dem Fest der Apostel Petrus und Paulus (30. Juni) starb der edle Herr Johannes Wildgraf zu Dhaun, Kyrburg und Rheingraf zu Rheingrafenstein (und liegt hier) mit seiner Frau Elisabeth von Hanau begraben. Deren Seelen mögen in Frieden ruhen.

Kommentar

Der Verstorbene folgte seinem 1428 verstorbenen Vater, dem Wild- und Rheingrafen Johann III. in der Regierung; seine beiden Brüder Gerhard4) und Friedrich5) blieben ledig. 1432 heiratete er die Grafentochter Eisabeth von Hanau-Münzenberg, mit der er insgesamt sieben Kinder hatte6). Die lang anhaltenden Konflikte mit den Erzbischöfen von Mainz um den einträglichen Geisenheimer Pfefferzoll, den die Wild- und Rheingrafen als Reichslehen besaßen, entschied im Jahr 1453 ein kaiserliches Schiedgericht zu ihren Gunsten7). Lange Zeit bekleidete Johann IV. das Amt eines kurpfälzischen Erbmarschalls, führte in verschiedenen Schlachten das kurpfälzische Hauptbanner und hatte im Auftrag des Kurfürsten die elsässische Landvogtei mit Sitz auf Schloß Bischofsweiler bei Straßburg inne8). Kurz vor seinem Tod verfaßte er dort ein Testament, in dem er seine Überführung nach St. Johannisberg, sein Begräbnis neben seiner frühverstorbenen Frau, sowie die Anfertigung eines Grabmals (s.o.) verfügte und mehrere hundert Gulden zur Begehung seines Jahrgedächtnisses aussetzte9).

Sein auf der Grabplatte seiner Frau abgebildetes, um den Herzschild mit den Kyrburger Löwen erweitertes Wappen dokumentiert einen weiteren bedeutenden Gebietszuwachs aus dem Erbe seiner Mutter Margaretha, Wildgräfin zu Kyrburg.

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzt analog zur Titelei auf der Grabplatte seines 1447 verstorbenen Onkels, des Wild- und Rheingrafen Friedrich I. (Nr. 124).

Anmerkungen

  1. Vollständige Kopie des Testaments bei Kremer, Corpus Recessum fol. 313-318, hier fol. 315; schlecht wohl im Sinne von schlicht, einfach.
  2. Vgl. Nr. 123 von 1446.
  3. Dies legt die gleichzeitige (und einzige) Erwähnung beider Inschriften bei Kremer nahe, wo sie ausdrücklich als Grabinschriften bezeichnet werden; eine vom Formular her gesehen denkbare Überlieferung aus einem Totenbuch wird somit unwahrscheinlich.
  4. Vgl. seine Tumbendeckplatte in Kirn von 1474 (Nr. 145). Mit ihm zusammen bewirkte er 1467 beim Mainzer Erzbischof die Umwandlung der Pfarrkirche zu Kirn in ein Stift.
  5. Domherr in Köln und Straßburg, verstorben 1457.
  6. Vgl. Europ. Stammtafeln AF III Taf. 137.
  7. Vgl. dazu ausführlich Wolf-Heino Struck, Geschichte der Stadt Geisenheim. Frankfurt 1972, 147-159.
  8. Vgl. Schneider, Geschichte 80ff. und die aufschlußreichen familiengeschichtlichen Mitteilungen seines Sohnes Johann V. bei Herrmann, Autobiographische Aufzeichnungen 346f.
  9. Wie Anm. 1 fol. 314f.; vgl. auch Back, Kirche I 53f.

Nachweise

  1. Kremer, Kurzgefaßte Geschichte 87 Anm. 16.
  2. Rhein. Antiquarius II 19, 10 Anm. 2 (nach Kremer).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 150† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0015001.