Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 34: Bad Kreuznach (1993)
Nr. 139 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1465
Beschreibung
Bauinschrift innen über dem östlichen Turmeingang (Plan Nr. 27). Kleine, quadratische, in die Wand eingelassene Tafel aus gelblichem Sandstein mit dreizeiliger Inschrift zwischen eingehauenen Linien.
Maße: H. 30, B. 30, Bu. 5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
·a) a(n)no · mo / cccco lxvo · e(st)b) / facta testudoc)
Übersetzung:
Im Jahre 1465 ist das Gewölbe vollendet worden.
Textkritischer Apparat
- Textbeginn nach einem mit einer Schlängellinie versehenen, aus drei dreieckig angeordneten Rauten bestehenden Zeichen.
- Bisherige Lesung durchgehend c(on)fecta bzw. c(on)facta (Kdm. und Fröhlich/Zimmermann).
- o aus Platzmangel als kleiner Buchstabe hochgestellt.
Anmerkungen
- Vgl. Kdm. 330f.
- Vgl. das ausführliche Regest eines sogenannten Bettelbriefes zur Finanzierung dieses Kirchbaus bei Fröhlich, St. Johannisberg 260f.
- Vgl. Jüngst 29 und 37. – Bei dieser Gelegenheit wurde auch die wild- und rheingräfliche Familiengruft unter dem Chor aufgefüllt und der Fußboden des Schiffs um einen Meter erhöht. Von den zahlreichen, möglicherweise beschrifteten Särgen (vgl. etwa den Bestand beider Grüfte der Herzöge von Pfalz-Zweibrücken in der Schloßkirche zu Meisenheim) hat sich nichts mehr erhalten; lediglich kopial überliefert sind zwei Namensinschriften der Wild- und Rheingrafen Johann Philipp I. von 1693 (?) und Johann Philipp II. von 1742 auf bleiernen Herzkapseln, die man in den jeweiligen Zinksärgen gefunden hatte (vgl. Schneider 254).
Nachweise
- Schneider, Notizen I (nach Eintrag 1465).
- Schneider, Geschichte 254 Anm. g.
- Rhein. Antiquarius II 19, 243.
- Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 323.
- Schneegans, Kreuznach 98.
- Jüngst, Chronik 13.
- Kdm. 331.
- NN., Stiftskirche 109.
- Schellack, Kirchen 22 (1965).
- Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 2.
Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 139 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0013901.
Kommentar
Die ungleichmäßig gehauene, mit ausgeprägten Rauten versehene Minuskel zeigt als zeittypisches Phänomen fast durchgehend gerundete Gemeine.
Die an dem Turm der 1283 erstmals erwähnten und 1318 anläßlich der Erhebung zum Stift umgebauten wild- und rheingräflichen Begräbniskirche1) angebrachte Bauinschrift bezieht sich auf die Vollendung des um 14382) wegen Baufälligkeit begonnenen Neubaus. Von der damals vorgenommenen Einwölbung der Decke sind heute an der Nord- und Westwand des Langhauses nur noch wenige auf Konsolen ruhende Gewölbeanfänger zu sehen, da die Kirchengemeinde im Jahre 1844 das Gewölbe niederlegen und durch eine flache Balkendecke ersetzen ließ3).