Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 34: Bad Kreuznach (1993)
Nr. 138 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1463
Beschreibung
Tumbendeckplatte (oder Epitaph) des Knappen Richard von Lewenstein (zu Randeck). Sie war bis zur Renovierung der Kirche im Jahr 1900 neben der nördlichen kleinen Eingangstür innen an der Wand aufgestellt1) und wurde dann am heutigen Standort im Chor hoch über dem Eingang zur Sakristei in die Wand eingelassen. Große Platte aus graugelbem Sandstein mit erhabener Umschrift auf den teils geraden (oben und unten), teils leicht nach außen abgeschrägten Leisten (links und rechts). Im vertieften Mittelfeld in den oberen Ecken zwei Wappen, darunter die in die Leisten hinein ragende, fast vollplastische Figur des Verstorbenen in Ritterrüstung, die linke Hand am Kurzschwert, die rechte in die Seite gestützt. Zu Füßen zwei sich zuwendende Hunde mit einem gemeinsamen Kopf. Als Bekrönung dient ein mit Spangenhelm und Helmdecke versehener halbrunder Aufsatz. Die untere Leiste ist abgewittert, die dortigen rudimentären Buchstaben sind größtenteils nachgezogen. Ob die während einer Restaurierung der Kirche um 19602) aufgetragene farbliche Fassung des Grabdenkmals (Ritter gold, Hunde blau, Schrift schwarz) einem historischen Zustand nachempfunden wurde3), muß offen bleiben.
Maße: H. 240 (ohne Aufsatz), B. 100, Bu. 8 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel, erhaben.
Anno · d(omi)nia) · m · cccc · lxiii / vndecima · die · mensis · ianvarii · obiit · domi ·b) / cellvs · richardvs / de lewensteinc) · armig(er) · cvi(vs) · anima · req(vi)escat · i(n) · pace
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1463 am 11. Tag des Monats Januar starb der Edelknappe Richard von Lewenstein, Knappe, dessen Seele in Frieden ruhen möge.
Lewenstein (zu Randeck); Cratz von Scharfenstein. |
Textkritischer Apparat
- Beide Anfangswörter sowie der zweite, als Rosette gestaltete Worttrenner sind abweichend rot gefaßt; A pseudounzial als gotische Majuskel.
- Trennzeichen als Kreuz ausgeführt.
- Das Würdtweinsche Epitaphienbuch überliefert falsch obÿt Dominus jacobus Franciscus de Löwenstein.
Anmerkungen
- Vgl. Berkemann, St. Matthias 8.
- Vgl. Vogt, Sobernheim 37.
- Laut freundlicher Mitteilung von Herrn H.E. Berkemann, Sobernheim, vom 22. September 1990, wurde die farbliche Fassung von dem Kirchenmaler und Restaurator Willi Diernhöfer aus Ingolstadt/Donau vorgenommen; Fassung im vorliegenden Fall aufgrund mündlicher Überlieferung.
- Vgl. etwa Nr. 124 von 1447. – Allerdings wäre noch zu untersuchen, ob der vorliegende, von den Proportionen her etwas zu klein geratene Aufsatz möglicherweise nachträglich angefertigt und hinzugefügt wurde.
- Vgl. seine erhaltene Grabplatte Nr. 126 von 1450.
- Möller, Stammtafeln AF 1, Taf. XXX sowie die verlorenen Grabinschriften ihrer Eltern Nr. 421 von (1449)/2.H.16.Jh.? und Nr. 133 von 1458.
- Vgl. die genealogische Tafel bei Helwich, Op. gen. I fol. 480.
Nachweise
- Wickenburg, Thesaurus Palatinus 1, 191.
- Würdtweinsches Epitaphienbuch 316.
- Fligel, Oberamt Böckelheim 29.
- Rhein. Antiquarius II 18, 24.
- Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 330.
- Müller, Nahekunde 174 Anm. 58.
- Kdm. 361f. mit Abb. 268.
- Berkemann, Erinnern und Vergessen mit Abb. S. 80.
Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 138 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0013801.
Kommentar
Bei der Bestimmung der ursprünglichen Funktion dieses Grabdenkmals ergeben sich gewisse, für das 15. Jahrhundert allerdings typische Schwierigkeiten4): Während die Bekrönung und die fast schon als „Standfigur“ gearbeite Plastik auf eine von vornherein konzipierte, senkrechte Aufstellung als Epitaph hinweisen könnte, sprechen die zu Füßen liegenden Tierfiguren, die beiden nach außen abgeschrägten Längsseiten und die in der Art einer Grabplatte gestaltete, nur von innen zu lesende untere Leiste eher für eine Verwendung als Tumbendeckplatte, bzw. für eine aufwendig gearbeitete, vermutlich leicht erhöht im Boden liegende Grabplatte.
Der Verstorbene, 1454 als einer von vier Söhnen des Kreuznacher Amtmanns Friedrich von Lewenstein (zu Randeck)5) erstmals urkundlich erwähnt, war mit Eva, der ältesten Tochter des in Sobernheim sitzenden Heinrich (I.) Cratz von Scharfenstein und der Irmgard von Metzenhausen6) verheiratet. Die Verbindung scheint kinderlos7) geblieben zu sein.